Die World Photography Organisation hat die Finalisten und die Shortlist der Fotografen für den Professional-Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2024 bekannt gegeben. Belohnt wurden im 17. Jahr des Bestehens des Wettbewerbs jetzt die Profifotografen: Ausgewählt wurden außergewöhnliche Fotoserien, die technisch herausragend sind und einen originellen erzählerischen Ansatz verfolgen.
Bei den Sony World Photography Awards 2024 wurden über 395.000 Bilder aus mehr als 220 Ländern und Regionen eingereicht, wobei die der Professional-Wettbewerb die höchste Teilnehmerzahl verzeichnet.
Der Gewinner des Preises Photographer of the Year 2024 wird aus den Professional-Finalisten ausgewählt und am 18. April bekanntgegeben. Der Photographer of the Year erhält einen Geldpreis in Höhe von 25.000 USD sowie eine Reihe digitaler Bildbearbeitungsgeräte von Sony. Außerdem gewinnt diese Person eine Einzelpräsentation ihrer Arbeit im Rahmen der Ausstellung der Sony World Photography Awards im nächsten Jahr. Diese Einzelausstellungen bieten den Preisträgern die Möglichkeit, Fortsetzungen ihres prämierten Projekts oder neue Werke zu präsentieren und so ihre Arbeit noch bekannter zu machen.
Ausgewählte Arbeiten der Gewinner/-innen und aus der Shortlist werden im Rahmen der Sony World Photography Awards vom 19. April bis 6. Mai 2024 im Sommerset House ausgestellt und werden danach zu anderen Ausstellungen reisen.
Die Vorsitzende der Jury, Monica Allende, dazu im Namen der gesamten Jury: „Die Jury war fasziniert von den leidenschaftlichen Geschichten, die sowohl die Freuden als auch die Herausforderungen der menschlichen Existenz auf unserem Planeten einfangen. Wir waren begeistert von der Vielfalt, Qualität und Kreativität der gezeigten Fotografiestile.“
Die drei Finalisten und Projekte für jede Kategorie des Sony World Photography Awards 2024 Professional-Wettbewerbs sind:
ARCHITECTURE & DESIGN
In Sala Mayor (Wohnzimmer) dokumentiert Siobhán Doran (Irland) mit einer Porträtserie ihrer Haupt-Wohnzimmer die Häuser von Familien, die durch den Zuckerhandel auf den Philippinen zu Reichtum gelangten.
In Tehran Campus Town erkundet Yaser Mohamad Khani (Islamische Republik Iran) die neuen Stadtviertel, die am Stadtrand von Teheran gebaut werden, in einer eindrucksvollen Fotoserie der städtischen Entwicklung in dieser felsigen Berglandschaft. Das Projekt Spa Island von Karol Pałka (Polen) betrachtet, wie Spa Einrichtungen als Räume für Meetings und Interaktion in das Gemeinschaftsleben in der Slowakei eingebettet sind.
CREATIVE
In The Gay Space Agency denkt Mackenzie Calle (Vereinigte Staaten) die Geschichte der NASA, die nie einen offen LGBTQ+-Astronauten eingesetzt hat, neu und erschafft stattdessen eine Raumfahrtbehörde, die LGBTQ+-Astronauten willkommen heißt und feiert. Tine Poppes (Norwegen) Serie Gilded Lilies: Portraits of Cut Flowers hingegen befasst sich mit den schädlichen Auswirkungen von Schnittblumen auf die Umwelt, und zwar durch sorgfältig konzipierte Bilder von Blumensträußen vor dem Hintergrund von Landschaften, die durch den Klimawandel verwüstet wurden.
In Sujata Setias’s (Vereinigtes Königreich) Projekt A Thousand Cuts untersucht sie den Schmerz und die Willenskraft von Überlebenden häuslicher Gewalt aus der südasiatischen Gemeinschaft des Vereinigten Königreichs durch eine aufwendig gestaltete Porträtserie mit Einschnitten in der Oberfläche der Fotografien, die eine Schicht roten Papiers darunter offenbaren.
DOCUMENTARY PROJECTS
In Critical Minerals – Geography of Energy untersucht Davide Monteleone (Italien) den Abbau von Mineralien, die für erneuerbare Energien benötigt werden, und beleuchtet dabei die schockierenden menschlichen Opfer der Kobaltförderung in der Demokratischen Republik Kongo.
In Spiralkampagnen: Forced Contraception and Unintended Sterilisation of Greenlandic Women betrachtet Juliette Pavy (Frankreich) die nachhaltigen Auswirkungen der von den dänischen Behörden zwischen 1966 und 1975 in Grönland durchgeführten Geburtenkontrollkampagne, in deren Verlauf Tausenden junger grönländischer Frauen ohne ihre Zustimmung Intrauterinpessare implantiert wurden, was in vielen Fällen zu ihrer Sterilisation führte.
Brent Stirtons (Südafrika) Projekt LGBTQIA Refugees: Fleeing Uganda dokumentiert hingegen das Leben von Menschen, die durch die strengen Gesetze zum Verbot von Homosexualität aus Uganda vertrieben wurden und nun versuchen, sich in sicheren Häusern in Kenia ein neues Leben aufzubauen.
ENVIRONMENT
Mahé Elipes (Frankreich) Echoes of the Hive dokumentiert die Bemühungen der Maya-Bevölkerung in Südmexiko, eine für ihre Religion und Kultur zentrale Bienenart nach ihrer Massenvergiftung durch Pestizide zu erhalten. Jean-Marc Caimi und Valentina Piccinni (Italien) untersuchen in ihrer Serie Tropicalia, wie sich Sizilien an das sich verändernde Klima und die steigenden Temperaturen angepasst hat. Sie konzentrieren sich dabei auf die neuen landwirtschaftlichen Praktiken, die von den lokalen Landwirten und Wissenschaftlern eingeführt wurden, als damit begonnen wurde, mehr tropische Früchte anzubauen.
Ausgehend von dem Ziel für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, den Hunger zu beenden, betrachtet Maurizio Di Pietro (Italien) in der Serie Zero Hunger die Nutzung von Insekten als Nahrungsquelle.
LANDSCAPE
In Wildfires of Palermo fängt Jim Fenwick (Vereinigtes Königreich) die außergewöhnlichen Töne des Himmels von Palermo ein, der von wütenden Waldbränden in der sizilianischen Landschaft erleuchtet wird. Eddo Hartmanns (Niederlande) Serie The Sacrifice Zone erforscht ein abgelegenes Gebiet in Kasachstan, in dem sich einst die wichtigsten Atomtestanlagen der Sowjetunion befanden. Er verwendet Infrarot, um die Auswirkungen der für das menschliche Auge unsichtbaren Strahlenbelastung einzufangen.
In An Atypical Chinese Landscape zeigt Fan Li (Festlandchina) eine rätselhafte und karge Landschaft, die von verlassenen Objekten und Konstruktionen bevölkert ist. Diese weggeworfenen Fragmente deuten auf ein unbekanntes Vorleben hin, die bleibende Spuren in der Landschaft hinterlassen haben.
PORTFOLIO
In Aly Hazzaas (Ägypten) Quest for Coherence fängt das Auge des Fotografen für Details und seine spielerische Herangehensweise an die Straßenfotografie witzige visuelle Momente in den Straßen von Kairo ein. Angelika Kollins (Estland) Serie Parenthood untersucht das Konzept der Familie als Keimzelle des Lebens anhand einer Serie von Schwarz-Weiß-Porträts von Eltern und ihren Kindern.
In Jorge Mónacos (Argentinien) Portraits and Landscapes lädt der Fotograf den Betrachter ein, in die intimen Geschichten seiner Motive einzutauchen, und bietet eine reflektierende Perspektive auf die menschliche Vielfalt.
PORTRAITURE
Nach umfangreichen Recherchen in Archiven und in Zusammenarbeit mit Genealogen hat Drew Gardner (Vereinigtes Königreich) in seiner Serie Descendants of Black American Civil War Combatants Fotografien schwarzer amerikanischer Bürgerkriegskämpfer durch Porträts ihrer Nachkommen nachgestellt.
In Valery Poshtarovs (Bulgarien) Father and Son bat der Fotograf Väter und Söhne aus Bulgarien, Georgien, der Türkei, Armenien, Serbien und Griechenland, sich an den Händen zu halten. Dieser kleine, aber wichtige Akt der familiären Zärtlichkeit schafft ein intimes und bewegendes Porträt der Männlichkeit und der väterlichen Beziehungen.
In The First Car porträtiert Adali Schell (USA) seine Freunde in ihren ersten Autos und beschwört das Gefühl einer gemeinsamen Reise, halb vergessene Erinnerungen und das Gefühl jugendlicher Unruhe beim Aufwachsen in L.A. herauf.
SPORT
In Finger Wrestling in Bavaria stellt Angelika Jakob (Deutschland) den weniger bekannten Sport des Fingerhakelns in den Mittelpunkt. Jakobs Bilder strahlen Humor und Wärme aus und zeigen den intensiven Trainingsprozess mit Fingergewichten und die ausgelassene Atmosphäre der Meisterschaften.
In Thomas Meurots (Frankreich) Kald Sòl (Cold Sun) folgen wir einer kalten Surfexpedition in Island, wobei das Schwarz-Weiß-Format verwendet wird, um die eisigen Temperaturen zu betonen, die sogar der gleißenden Wintersonne trotzten. Tommaso Pardinis (Italien) Surf in Dakar hingegen blickt auf die aufkeimende senegalesische Surfszene durch die Reise eines vielversprechenden jungen Surfers, der sich auf der internationalen Bühne messen möchte.
STILL LIFE
In Peter Francks (Deutschland) Still Like Art fängt der Fotograf eine Reihe von seltsamen und surrealen Kompositionen und Stillleben ein, die in starkem Schwarz-Weiß-Kontrast aufgenommen wurden.
In London Plane Tree betrachtet Beth Galton (USA) das Abstreifen von Schichten unserer Identität durch das Fotografieren von Streifen aus Baumrinde, die über Selbstporträts gelegt werden.
Federico Scarchillis (Italien) Serie Flora beleuchtet die wichtige Rolle der Pflanzen in der Medizin, indem er Fotografien von Schlüsselarten, die bei der Entwicklung der modernen Medizin eine wichtige Rolle gespielt haben, sauberen Reihen von symmetrisch angeordneten Pillen gegenüberstellt.
WILDLIFE & NATURE
Eva Berlers (Griechenland) Suspended Worlds lädt den Betrachter ein, einen genaueren Blick in die Welt der Spinnennetze zu werfen, wo Zeit und Handlung stillzustehen scheinen und die kunstvollen, unregelmäßigen Feinheiten dieser ephemeren Kreationen eingefangen werden.
In Jasper Doests (Niederlande) In the Footsteps of Giants enthüllt der Fotograf das empfindliche Gleichgewicht zwischen Menschen und Elefanten in ländlichen Teilen Sambias, ein unruhiger Waffenstillstand, der zunehmend gestört wird, da beide Populationen um die begrenzten Ressourcen konkurrieren.
In King Without a Throne: Poached or Dehorned dokumentiert der Fotograf Haider Khan (Indien) zwei Nashörner in Gefangenschaft in Deutschland und Indien. Die Serie erforscht die Komplexität der Enthornung, die zwar dazu beiträgt, die Nashörner vor Wilderern zu schützen, sie aber durch den Wegfall ihres natürlichen Abwehrsystems auch verletzlich macht.
DIE JUROREN
Die Arbeiten der Finalisten und der Shortlist des Professional-Wettbewerbs wurden von folgenden Juroren bewertet: Elena Navarro, Fotokuratorin, Produzentin und Beraterin, Mexiko; Mutsuko Ota,Editorial Director, IMA Magazine, Japan; Elisabeth Sherman, Senior Curator, Director of Exhibitions and Collections, International Center of Photography (ICP), USA; Tanzim Wahab, Kurator, Spore Initiative,
Deutschland; Festivaldirektor, Chobi Mela, Bangladesch; und Monica Allende, unabhängige Kuratorin, Fotografieberaterin und Vorsitzende der Jury.