Vom 19. September 2025 bis 1. März 2026 zeigt das Museum Europäischer Kulturen (MEK) die Ausstellung „Flucht. Fotografien aus Moldau, Armenien und Georgien von Frank Gaudlitz“. In den vergangenen drei Jahren reiste der Fotograf nach Moldau, Armenien und Georgien, wo er auf Menschen traf, deren Leben vom Krieg und seinen Folgen erschüttert wurde. Rund vierzig berührende Portraits zeigen Menschen, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre Heimat verlassen mussten, Interviews und Zitate ergänzen ihre Geschichten.

Walentina J., 31, und Jegor J., 34, mit ihren Kindern Iwan, 7, und Nikita, 2, aus Wolgograd |
Russland
Tiflis | Georgien 4/2023
© Frank Gaudlitz
Seit 2022 porträtiert Gaudlitz gemeinsam mit seinem Team geflüchtete Menschen und dokumentiert ihre persönlichen Lebensgeschichten. Die Ausstellung zeigt rund fünfzig eindrucksvolle Bilder von Menschen in provisorischen Unterkünften – geprägt von Verlust, Unsicherheit und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ergänzt wird die Schau durch eine Projektion mit ausgewählten Arbeiten aus Gaudlitz’ umfangreichem Archiv.
Derzeit befinden sich weltweit über 122 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie nie zuvor. Unter ihnen sind über zehn Millionen Ukrainer*innen, deren Leben durch den Angriffskrieg Russlands erschüttert wurde. Sie müssen ihr Zuhause verlassen, nachdem Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn getötet wurden, ihre Städte in Trümmern liegen und ein Verbleib unmöglich scheint. Zurück bleibt Zerstörung – vor ihnen liegt die Flucht in eine ungewisse Zukunft.

Olga M., 33, und Nazarij M., 33, mit ihrer Tochter Anastasia, 12, aus Bukatynka |Ukraine
Unguri | Moldau 10/2022
© Frank Gaudlitz
Der Fotograf Frank Gaudlitz reiste in den vergangenen Jahren mehrfach in die ehemaligen Sowjetrepubliken Moldau, Georgien und Armenien – Länder, die seit Februar 2022 besonders viele Geflüchtete aufgenommen haben. Moldau etwa gewährt im Verhältnis zur eigenen Bevölkerung mehr Ukrainer*innen Schutz als nahezu jedes andere Land. Auch Georgien und Armenien – selbst geprägt von russischer Einflussnahme und territorialen Konflikten – nehmen sowohl Geflüchtete aus der Ukraine als auch aus Russland auf. Denn auch Russ*innen verlassen ihr Heimatland: unter ihnen Journalist*innen, Künstler*innen, queere Menschen und Kriegsdienstverweigerer. Sie alle konnten nicht länger unter dem autoritären Regime Wladimir Putins leben.
Die Ausstellung ermöglicht Besucher*innen, abstrakte Zahlen und Statistiken zur globalen Fluchtbewegung mit konkreten Biografien zu verknüpfen. Sie schafft Zugang zu den persönlichen Dimensionen von Migration und regt zur Auseinandersetzung mit den komplexen Hintergründen von Flucht, Exil und Neuanfang in Europa an. Eine ergänzende Projektion zeigt ausgewählte Arbeiten aus Frank Gaudlitz‘ langjährigem Archiv. Seit 1988 begleitet Gaudlitz fotografisch die gesellschaftlichen Entwicklungen von der Endphase der Sowjetunion bis ins heutige Russland. Seine Arbeiten geben Einblick in politische, soziale und kulturelle Transformationsprozesse sowie in ideologische Kontinuitäten. Die seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 andauernden Aggressionen gegen die Ukraine finden in weiten Teilen der russischen Bevölkerung Zustimmung. Wie sich Nationalismus, Imperialismus und Militarismus im heutigen Russland als prägende gesellschaftliche Strömungen etabliert haben, wird in diesen Bildern sichtbar.
Frank Gaudlitz studierte von 1987 bis 1991 künstlerische Fotografie bei Arno Fischer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seitdem realisiert er umfangreiche Langzeitprojekte, insbesondere in Russland, Osteuropa und Südamerika. Seine fotografischen Arbeiten widmen sich gesellschaftlichen Umbrüchen und deren Auswirkungen auf individuelle Lebensrealitäten. Für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet.
MEK Genthiner Str. 38, Berlin







