Der Weg war das Ziel und jeder Schritt dieses sieben Kilometer langen Kunst-Marathons hat sich gelohnt. Begleitet von Artists- und Kuratoren-Talks war der lange Marsch durch die Gluthitze Badens – für dieses Wochenende Ende August Welthauptstadt der Fotografie – ein Erlebnis, wie es nur wenige in der Fotoszene gibt.
Start war in der flimmernden Mittagshitze am Festival Hotel „At the Park“, wo die Ergebnisse des CeWe Photo Awards, der nach Angaben der Veranstalter mit 509.610 Einsendungen aus 170 Ländern der weltgrößte Fotowettbewerb ist, in einer großformatigen Open-Air- Installation zwischen Parkhaus, Casino und Kurpark zu sehen sind. Unter dem Motto „Our World Is Beautiful“ feierte und schärfte Cewe den Fotografenblick auf die schönen Dinge des Lebens, die es zu erhalten gilt. Das trifft auch auf das Konzept und Motto des diesjährigen Festivals unter dem Motto Welt. Natur. Erbe zu, dessen einzigartigen Bilder noch bis zum 13. Oktober 2024 zu bestaunen sind. Empfehlenswert die Festival Führungen, die es jeden Donnerstag und Samstag gibt. Das Besondere am Fotofestival La Gacilly-Baden Photo: die großformatigen Installationen sind auf einer Stadt und einer Park-Route bei freien Eintritt zu erleben.
Die Schönheit des Mikrokosmos zeigte gleich zu Beginn des Medien Walks, an dem Foto- Film-und Medienschaffende aus der ganzen Welt teilnahmen, der Fotograf Norbert Span, als krassen Gegensatz zu den aktuell herrschenden Höchsttemperaturen in seinen Bildern. Die überdimensional vergrößerten „Juwelen des Himmels“, Fotografien von Schnee- und Eiskristallen, die für die Aufnahme oft nur wenige Sekunden existieren, und die den Wissenschaftler, der in Innsbruck Meteorologie Glaziologie und Astronomie studiert hat, faszinieren. Schon bei der Dissertation des fotografierenden Wissenschaftlers ging es um Eis und Gletscher. Für seine Forschungen unternahm er Reisen zu Gletschern auf der ganzen Welt.
Aber auch die winzigen Schneekristalle ziehen seine Aufmerksamkeit in ihren Bann. Die winzigen Strukturen fesseln seine Leidenschaft. Auf seinem Gebiet zählt Norbert Span, der in Steinach am Brenner zuhause ist, zweifellos zu den besten der Welt. „Wahrscheinlich gibt es niemanden, der so viele großartige Fotos von Schneekristallen gemacht hat“, heißt es im Ausstellungskatalog, in dem Norbert Span übrigens auch seine Technik erklärt, die er für seine Fotografien einsetzt. Wer es nicht nach Baden bei Wien schafft, dem sei unbedingt der über 300 Seiten und 155 Fotos enthaltende Katalog zu den Ausstellungen des Festivals empfohlen, den man auf der Webseite der Edition Lammerhuber für 25 Euro erwerben kann.
Um die Schönheit und Verletzlichkeit unserer Erde geht es auch bei den Bildern von eoVision unter dem Titel „Der Fußabdruck des Menschen“. Gerald Mansberger und Markus Eisl, die den Blick auf unseren Planeten mit Bildern aus dem All ermöglichen. In ihrem 2008 gegründeten Verlag haben sie in Zusammenarbeit mit Satellitenbetreibern wie Maxar Airbus oder European Space Imaging zahlreiche Ausstellungen, Sachbücher, Atlanten und die Bildbandreihe „Human Footprint“ realisiert, die sich mit den unterschiedlichen Teilbereichen der Fotografie der Erde aus dem All befassen. „Mit dem Blick aus dem All wollen wir zeigen, was wir an unserer Erde haben , wie schön und verletzlich sie ist und auch , wie wir mit ihr umgehen“. Neben der inhaltlichen Aussage der Satellitenbilder ist es immer wieder auch der von ihnen vermittelte ästhetische Eindruck, der die Aufnahmen zu einer einzigartigen Kombination von Zeitdokument und visuell beeindruckenden Fotografien macht.
Zu den zweifellos berühmtesten Festspielorten der Welt zählt das österreichische Salzburg. In einer opulenten Bildserie feiert der Fotograf Luigi Caputo die Salzburger Festspiele, als Gesamtkunstwerk. Die fulminanten Fotografien, die in der Sparkassenpassage am Badener Hauptplatz ausgestellt sind, hat zudem die Edition Lammerhuber zu einem einzigartigen Bildband zusammengefasst, über den wir bei dasfotoportal.de bereits berichtet haben. Der aufwendig produzierte Bildband kann allerdings nur annähernd die Ausdruckstärke der großformatigen Bilder an den Mauern der Sparkassenpassage vermitteln. Die Zusammenarbeit von Luigi Caputo mit den Salzburger Festspielen begann bereits vor 30 Jahren. Der in Rom geborene Fotograf schuf mit seinen Bildern eine „visuelle Erzählung voll Natürlichkeit und Anmut, manchmal voll Zweifel und oft voll Freude, voll berührendem Zauber und ungeschminkter Intimität, voll freundschaftlichen Vertrauen und Glücksmomenten, voll wunderbarer und ganz persönlicher Emotionen: eine Hommage an die Künstler:innen der Salzburger Festspiele“, heißt es im Festivalkatalog. Luigi Caputo lebt in Italien und Österreich und ist ein gefragter Bilderlieferant für internationale Magazine und Werbeagenturen. Er ist Mitglied der Fotoagentur laif.
Martin Parr: Gewinner des Lammerhuber Awards
Ein echtes Highlight sind sowohl die kleinen und nicht zuletzt teilweise auch überdimensionalen Präsentationen der Fotografien von Martin Parr im Kaiserhausgarten. Der am Vorabend mit dem erstmals vergebenen Lammerhuber Life Time Achievement Award ausgezeichnete, britische Magnum Fotograf erläuterte mit launigen Kommentaren die Entstehungsgeschichten einiger seiner humorvollen und gleichzeitig ironisch gesellschaftskritischen Bilder. „Der Humor dieser Fotografie lässt uns über uns selber lachen, mit einem Gefühl des Wiedererkennens und der Befreiung“, schreib Thomas Weski im Katalog zu der begeisternden Ausstellung in Baden. Über die Verleihung des Lammerhuber Life Time Achievement Award“ an Martin Parr haben wir in unserem Beitrag über die „Langen Nacht der Fotografie“ berichtet.
Auch angesichts der großen Namen der beim Festival La Gacilly-Baden Photo ausgestellten Fotokünstler ist die Präsentation des jährlich durchgeführten “ Fotofest der Schulen“ innerhalb des Festivals nicht weniger aufrüttelnd. Gerade der kindliche Blick auf die Probleme dieser Welt, die wir ihnen Menschen gemacht hinterlassen und mit denen sie überleben müssen, zeigt die Sorge um die Zukunft unseres Planeten umso deutlicher. In diesem Jahr steht das Fotofest der Schulen unter dem Motto „Naturerbe“. Die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen waren aufgefordert ihr Verständnis über die Herausforderungen der Umwelt, den ökologischen Wandel und die Zukunft mit Hilfe von Fotografie auszudrücken. Sie sollten ihre Visionen für eine verantwortungsvollere Welt ausdrücken, um Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen zu den Herausforderungen von heute und von morgen zu äußern. Dieses von der Niederösterreichischen Landesregierung in Partnerschaft mit dem Verein Fotofestival Baden durchgeführte Projekt findet teilweise parallel auch mit Schulen in der Bretagne und dem Department Morbihan statt. Die Fotos der Schüler und Studenten beider Länder werden im Rahmen des Festivals in Baden in einer eindrucksvollen Präsentation an den ebenfalls teilnehmenden Schulen BG (Bundesgymnasium) und BRG (Bundesrealgymnasium) gezeigt. Ergänzend dazu findet jedes Jahr in Zusammenarbeit mit diesen beiden Schulen in Baden an der Frauengasse die Photo-Academy des Festivals statt, die von Leica, Hahnemühle und dem Fotoatelier Schörg unterstützt wird. Die begleitenden Fotografinnen und Fotografen des Projekts waren Thomas Blazina, Günter Böck , Josef Henk, Gustav Morgenbesser Marlies Rauch Claus Schindler, Christian Schörg , Gregor Schörg, Martin Wieland und Marco Zehetgruber.
Niederösterreichische Berufsfotografie: Natur.Erwachen
„Das Festival La Gacilly-Baden Photo ist eine ganz besondere Möglichkeit für die Berufsfotograf:innen Niederösterreichs ihre fotografischen Arbeiten jedes Jahr aufs Neue zu zeigen, in denen sie sich mit dem vom Festivaldirektor Lois Lammerhuber gestellten Thema auseinandersetzen“, äußert sich der Fotograf und Innungsmeister Christian Schörg über die Zusammenarbeit mit dem Festival La Gacilly-Baden Photo im Festivalkatalog.
Am Badener Mühlbach Josefsplatz und an den Wänden der Mühlbachöffnung zeigen die niederösterreichischen Berufsfotografinnen und -fotografen ihre besten Arbeiten, die das Erwachen der Niederösterreichischen Natur im Foto präsentieren. Sie haben die schier unerschöpfliche Vielfalt des heimatlichen Naturraums sowie auch die zahlreichen Facetten, wie dieser erwacht oder andere ihn zum Erwachen nutzen, festgehalten. Anlass genug die Schönheit der Natur in außergewöhnliche Momente zu kleiden, in Bilder, die einen inspirieren, in Bilder, die voll Kreativität die Schaffensfreude der Fotografinnen und Fotografen zeigen.
Für die diesjährigen Ausstellungen haben die Kuratorinnen und Kuratoren des Festivals die Arbeiten von Katharina Axmann, Rene Binder, Barbara Elser, Ronny Fras, Susanne Grill, Nina Gruber, Erich Hagelkruys, Petra Kral, Margarethe Lechner-Gusenbauer, Christian Prenner, Klaudia Ratzinger, Barbara Schmeiser, Wolfgang Schmidt, Christian Schörg, Martin Skopal, Alois Spandl, Michaela Vondruska, Teresa Wagenhofer, Anselm F. Wunderer und Günther Zipfelmayer ausgewählt, die den hohen Standard der niederösterreichischen Berufsfotografie repräsentieren. Darüber hinaus gibt es noch bis zum 16. Oktober 2024 in der Orangerie im Doblhoffpark eine Sonderausstellung mit dem Titel Camera Obscura.
Eine kurze Rast wird der Medienkarawane durch die Gluthitze Badens im Gastgarten des Cafés Annamühle gegönnt, wo sie bei köstlichem Kaffee und Kuchen, Fotografien mit den Impressionen vom letztjährigen Festival der Fotografin Ina Künne (DOCMA) betrachten können. Wir haben der „Fotografin in Residence” 2023 einen eigenen Beitrag gewidmet.
Der zweite Teil unserer Berichterstattung über den Media-Walk durch die Installationen des Festivals wird sich u. a. mit den Ausstellungen der Zwillingsbrüder Peter und David Turnley beschäftigen, die auf den letzten Stationen der Stadtroute präsentiert werden. Sie schließen auch den Bereich des Festivals, der unter dem Titel „Darüber hinaus“ steht und dieses als ergänzende Extras, sozusagen als ein Sahnehäubchen, erweitert.
Die Ausstellungen des Festivals sind noch bis zum 13. Oktober zu sehen. Wer es nicht schafft, dem empfehlen wir unbedingt den Katalog zu erwerben, der für 25 Euro bei der Edition Lammerhuber bestellt werden kann. Einen Rückblick und eine Vorschau auf die noch ausstehenden Veranstaltungen finden Sie auf der Webseite des Festivals La Gacilly-Baden Photo 2024“