„Den ersten ehrwürdigen Baum, eine Eibe in einem Friedhof unweit von London, habe ich 1999 fotografiert. Diese Erfahrung hat mich derartig geprägt, dass seit über 20 Jahren diese hölzernen Riesen mein gesamtes Werk durchziehen“, so die Fotografin Beth Moon, 1956 in den USA geboren. Ihre außergewöhnliche Bildserie wird noch bis 13. Oktober 2024 auf dem Festival La Gacilly-Baden Photo, das dieses Jahr unter dem Motto „Welt.Natur.Erbe“ steht.
Um Beth Moons Aufmerksamkeit zu erregen, muss ein Baum ungewöhnlich groß sein, außergewöhnlich alt sein oder eine besonders bemerkenswerte Geschichte haben. Um Motive zu finden, die ihrer Kamera würdig sind, durchforstet die von Kritikern hochgelobte
amerikanische Fotografin, die ihre Werke bereits mehr als 70-mal auf der ganzen Welt ausgestellt hat, ständig Geschichtsbücher, botanischeTraktate und Zeitungsartikel. Ganz zu schweigen von den Gesprächen mit Reisenden, wo immer sie sie trifft, in der Hoffnung, ein seltenes oder gar vergessenes Juwel zu entdecken.
Im Laufe der Jahre hat sie dieses Projekt auf der Suche nach den Waldriesen, die sie so faszinierend findet, rund um den Globus geführt: USA, Europa, Asien, der Nahe Osten, Afrika… Aber Beth Moon interessiert sich nicht für die Berühmtheiten des Waldes. Die
meisten Bäume, die sie fotografiert, stehen mitten im Nirgendwo, ohne jegliche Schilder oder Etiketten, die ihre Geschichte erzählen. Sie haben dank ihrer Abgeschiedenheit oder dank der Existenz eines Schutzgebiets oder Naturreservats überlebt. Es handelt sich um einzigartige, bemerkenswerte Exemplare.
Dies gilt für den Sokotra-Drachenbaum, der auf einer Inselgruppe im Jemen beheimatet ist und aufgrund der Farbe seines Saftes, der in bestimmten traditionellen Heilmitteln verwendet wird, auch als „Drachenblutbaum“ bezeichnet wird. Oder auch für die Borstenkiefern in Kalifornien, von denen einige Exemplare mehr als 4000 Jahre alt sind.
Vor diesen Silhouetten, deren Existenz man sich fast schon seit den ersten Morgenstunden der Welt vorstellen kann, enthüllt die Fotografin ihre Beinahe-Unsterblichkeit. Und dadurch macht sie uns bewusst, wie eng die Verbindung zwischen unserem Planeten und diesen uralten Bäumen ist.