Stets hat Michael Koetzle zeitgeschichtlichen Hintergrund und kulturgeschichtlichen Kontext mit im Blick. Seine Bücher, wie etwa ‚twen – Revision einer Legende‘ ‚Eyes on Paris – Paris im Fotobuch 1890 bis heute‘, ‚50 Photo Icons – die Geschichte hinter den Bildern‘, die Enzyklopädie ‚Fotografen A – Z – die größten Fotografen der letzten 100 Jahre‘ oder auch Ausstellungskataloge, wie ‚Augen auf! – 100 Jahre Leica‘, sind längst Standardwerke.
Der Wiener Fotograf und Kurator Andreas J. Hirsch führt zunächst in Leben und Werk des Autors und Herausgebers zahlreicher, etablierter Bücher unter dem Titel „Versuch über Koetzle“ ein. Dieser war schon kurz nach seinem Studium der Germanistik und Geschichte an der Hochschule für Gestaltung in seiner Heimatstadt Ulm als Kurator tätig, hat Ausstellungen zur Fotografie zusammengestellt und war von 1996 bis 2007 Chefredakteur der Zeitschrift ‚Leica World‘.
Copyright: Andreas J. Hirsch
Das im Kehrer Verlag, Heidelberg, erschienene Buch „Reden wir über Fotografie“ versammelt auf fast 400 Seiten insgesamt 33 über rund vier Jahrzehnte hinweg von Hans-Michael Koetzle in verschiedenen Zeitschriften und Büchern verstreut publizierte Essays, beispielsweise zu Aenne Biermann, Louis Stettner, Herbert List, Elliot Erwitt, Will McBride oder Peter Lindbergh, aber auch Interviews mit internationalen Größen der Fotografiegeschichte, wie Ellen Auerbach oder René Jacques, führenden Magnum-Fotografen, wie Henri Cartier-Bresson, Bruce Davidson oder René Burri sowie wegweisenden Modeinterpreten, wie Lillian Bassman oder F.C. Gundlach.
Des Weiteren kommen Vertreter der Nachkriegsfotografie, wie Peter Keetman, oder Pioniere einer neuen Farbtechnik, wie Saul Leiter, William Eggleston oder Martin Parr zu Wort. Interviews mit Art-Direktoren, wie Alexander Liberman, Willy Fleckhaus, Rolf Gillhausen oder Henry Wolf, runden den Reader ab. Koetzle weist darüberhinaus auf Themen, wie Editorial Design, Fotobuch und Pressewesen hin und regt damit nicht zuletzt zu einem Nachdenken über das gedruckte Bild im analogen Zeitalter an.
Das Buch endet unter dem Titel „Regisseure eines Mythos – Bilder, Bücher, Buchkonzepte – Fotografen sehen Paris“ mit einem Essay aus seinem Buch ‚Eyes on Paris‘ zur Hauptstadt Frankreichs, die nach dem Erscheinen der Daguerreotypie Mitte August 1839 als Wiege der Fotografie und damit Ausgangspunkt des fotografischen Zeitalters gilt. Dem 2022 mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichneten Hans-Michael Koetzle, dem neben dem Kuratieren das Schreiben über Fotografie stets ein Hauptanliegen war, führt mit dem Band auf erstaunlichen Wegen durch Geschichte und Gegenwart der Fotografie als einem vielgestaltigen Medium im Wandel. Gleichzeitig wird ein Schatz fotohistorischen Wissens gehoben.
H.-G. Zydowitz
Hans-Michael Koetzle
Reden wir über Fotografie
Hrsg.: Andreas J. Hirsch
384 Seiten
Format: 12×17 cm
Festeinband
Heidelberg, Kehrer Verlag
ISBN: 978-3-96900-100-4
Preis: 28,00 Euro