Yamada family
Vom 29. April bis 26. Mai 2023 zeigt die Münchner Galerie artoxin den japanischen Fotokünstler Hal mit seinen ungewöhnlichen Werksserie „Flesh Love All“. Dreizehn seiner preisgekrönten Bilder werden erstmals in Deutschland vorgestellt. Seit 2009 widmet Hal (*1971) sich dem Thema „Liebe“. Mit der Serie „Flesh Love All“ krönt er nun diese Schaffensperiode. Die großformatigen Farbfotografien erinnern entfernt an Werke des Verhüllungskünstlers Christo – doch die intensive Implementierung des Menschen führen zu einer ganz eigenen Interpretation.
Okamoto family
Auf der Suche nach einer neuen Dimension der Porträtfotografie fand Photographer Hal mit seiner ersten Serie Flesh Love seine sehr individuelle Sichtweise: Frauen und Männer – als Paare mit Dingen des persönlichen Umfelds arrangiert – verschmelzen unter einer klaren Kunststoffhaut zu einem bis dahin noch nie gesehenen, exklusiven Oeuvre. Der Moment der innigen Gemeinsamkeit wird durch kurzfristigen Luftentzug erzeugt, das Ergebnis erinnert an in Kunststofffolie versiegelte Produkte.
Niro family
„Ich will die Liebe so festhalten wie sie wirklich ist“, formuliert der in Tokio geborene Fotograf. Individualität, Intimität, Lebensstil und menschliche Interaktion will Hal in seinen stets sehr detailversessenen Arrangements zusammenführen. Die Ergebnisse strahlen eine eindringliche Authentizität aus, vor allem auch deshalb, weil der Augenblick der endgültigen Aufnahme extrem kurz und nicht wiederholbar ist. Nach dem Auslösen der Kamera wird das Arrangment durch Aufreißen der Folie zerstört – die Luftzufuhr für die Modelle muss blitzschnell wieder hergestellt werden.
Uematsu couple
Mit der aktuellen Serie Flesh Love All bringt Photographer Hal in seinen Fotografien die Verpackungskultur Japans nach Deutschland. Was uns auf den ersten Blick befremdlich erscheint, ist dort üblich: Extrem viele Dinge des alltäglichen Lebens – steril verpackt – wechseln den Besitzer, selbst kleinste Geschenke werden kunstvoll verpackt. Photographer Hal sieht in der heutigen, modernen Welt darin jedoch eher verbindendes und weniger Grund für ein trennendes Element.
Yakabe family
Den aktuellen Bezug seiner Arbeiten ahnte Hal zu Beginn sicherlich nicht. Aus heutiger Sicht fordern seine Fotografien zur breiten Diskussion über die Folgen von Corona, den daraus resultierenden, gesellschaftlichen Verwerfungen und sogar über Aspekte der Klimaveränderung heraus.
„Covid machte die enge Kommunikation sehr schwierig was sich bei der Produktion ebenfalls niederschlug. Mit meinem Thema ‚Liebe‘ rufe ich dazu auf, dass sich die Menschen wieder näher kommen, das ist die Kraft meiner Bilder“, erläutert Hal. Zeigen seine Werke denn nicht die Isolation von Mensch und Heimat gegenüber der restlichen Welt? „Zwar bietet das kurzfristige Vakuum eine gewisse Abschirmung zur Außenwelt, doch gleichzeitig gibt es ja die Verbindung mittels moderner Medien“, gibt Hal zu bedenken. Besonders betont er jedoch auch, dass er der persönlichen Begegnung Vorrang vor allen digitalen Vernetzungen einräumt.
Michael Nischke
Der Photographer Hal wurde schon mit zahlreichen Preisen in aller Welt ausgezeichnet. Seine Arbeiten fanden ihre Präsentation sowohl in Einzelausstellungen als auch auf vielen Festivals.
Galerie artoxin, Kirchenstraße 23, München