Unter 21.220 Einreichungen aus 112 Ländern hat die Jury des Global Peace Photo Awards (GPPA) fünf Preisträger Mit der Alfred-Fried-Friedensmedaille ausgezeichnet, die ihrer Meinung nach mit ihren Arbeiten das Thema Frieden 2004 am überzeugendsten interpretieren. Als Friedensbild des Jahres 2004 wählte die Jury das Foto „Dreams of Childhood“ der mexikanisch-britischen Künstlerin Elisa L. Iannacone aus.
Bereits zum zwölften Mal wurden am Abend des 23. September die Gewinnerinnen und Gewinner des internationalen Fotowettbewerbs Global Peace Photo Award 2024 im Auditorium des österreichischen Parlaments mit der Alfred-Fried-Friedensmedaille ausgezeichnet. Den zweiten Platz in der Kategorie Reportage belegt der in Italien lebende russische Fotokünstler Danila Tkachenko für seine Reportage „Inversion“. Platz 3 eroberte sich Maryam Saeedpoor aus dem Iran für die Bildserie Arbeit „Women, Life, Freedom“. In der Kategorie für Einzelbilder gewann Antonio Aragón Renuncio aus Spanien mit seinem düsteren aber hoffnungsvollen Bild „The Dancer“. Der Preis für das beste Kinderfriedensbild ging an die 15-jährige Deutsche, Daria Heß, für ihr Foto „Happiness“.
Die Laudatio für die Gewinnerin des „The Children’s Peace Image of the Year 2024“, die zusätzlich zu der mit 1.000 Euro dotierten Alfred-Fried-Medaille vom Leica Geschäftsführer Österreich, Johannes Dietrich, eine Leica D-Lux 8 als Preis überreicht bekam, wurde vom Jury Mitglied und langjährigen Kuratorin der Galerie des Willy Brandt Hauses Gisela Kayser gehalten.
„Für mich bedeutet Frieden, glücklich sein zu können und einverstanden mit dem Leben – selbst wenn Du auch Sorgen und Ängste kennst. Frieden bedeutet die Kraft zu haben, sich mehr von den schönen Dingen als von den Schwierigkeiten leiten zu lassen“, zitiert die Laudatorin den Kommentar, den die in Hamburg lebende Daria Heß unter ihr Foto geschrieben hatte. Weiter heißt es in der Rede: „Und was sie meint, sehen wir auf diesem Foto visualisiert. Daria ist 14 Jahre alt und scheint eine Menge Interessen und Optionen zu haben. Wer ein bisschen googelt, findet ihren Namen auf Gewinner-Listen von Schulschach-Turnieren und Mathematik-Olympiaden ebenso wie auf Teilnehmer-Listen von Schwimm-Wettbewerben. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen, wie Darias Vater sagt, ist Daria soeben für ein Jahr auf ein englisches Internat gewechselt. Das klingt schon sehr professionell“.
Das Wort Glück hat Daria mit dem Wort Selbstbestimmung kombiniert. Und beide mit dem Wort Frieden. Der Preis mit einer Prämie von 1.000 Euro für „The Children’s Peace Image of the Year 2024“ wurde von Harald Riener, Vorstandsdirektor der Vienna Insurance Group (VIG), übergeben, die seit vielen Jahren den Global Peace Photo Award als Hauptsponsor unterstützt: „Das Thema Frieden ist uns als internationale Versicherungsgruppe, die in 30 Ländern vertreten ist, zentrales Anliegen. Als Menschen wie als Unternehmen brauchen wir ein friedliches Umfeld, um uns entfalten zu können. Daher unterstützen wir als Vienna Insurance Group den Global Peace Photo Award seit der ersten Stunde. Das Kinder-Friedensbild fördern wir seit dessen Gründung und seit 2022 sind wir Hauptsponsor des gesamten Preises.“
Lois Lammerhuber, der gemeinsam mit seiner Frau Silvia Lammerhuber den Global Peace Photo Award initiiert und seit Anbeginn organisiert, erinnerte daran, dass „Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg ist, sondern etwas, das ich als ‚Gelungenes Leben‘ bezeichnen möchte. Mit all ihrer kreativen und künstlerischen Leidenschaft formulieren die Fotografeninnen und Fotografen eine Ode an den Respekt vor der Zerbrechlichkeit unserer Welt. Sie beschwören die Beziehungen zwischen den Menschen und der Natur als eine Mission für ein verantwortungsvolles Leben. Mit ihren Talenten, ihrem Blick und ihren Visionen beschreiben sie jene gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die uns nicht mehr loslassen dürfen. Sie fesseln den Blick mit Fotografien, die vom Auge direkt im Herzen Wurzeln schlagen, und uns ermutigen, sich gegen den Stillstand, die Gleichgültigkeit und den herrschenden Populismus zu wehren. Ein Appell an die Welt, der fest ins Herz unseres Awards eingeschrieben ist.“
Die Laudatio für die Gewinnerin des mit 7.000 Euro dotierten Hauptpreis „Peace Image of the Year 2024“ Elisa L. Iannacone hielt Peter Mattias Gaede, Unicef Botschafter und Gründer des Wettbewerbs Unicef Photographer of the Year Awards:
„Sie leiden unter Nierenkrankheiten oder warten auf eine Herztransplantation: kleine Patienten im Nelson Mandela Kinderhospital, Südafrika. Freiheit, Unbeschwertheit, Spaß – vieles, was Kindheit zu Kindheit machen kann, haben sie nicht. Aber doch bestimmte Sehnsüchte, Wünsche, Träume. Nur: Wie sie zum Ausdruck bringen?
Die Multimedia-Künstlerin Elisa L. Iannacone wusste eine zauberhafte Antwort. Sie ist eine Frau, von der sich sagen lässt, sie könne gebrochene Flügel heilen. Mit magischen Bühnenbildern, in denen sie Verletzten zu neuen Kräften verhilft. Die Jungen und Mädchen im Mandela-Krankenhaus wurden von Iannacone in ein Wunderland entführt. Der Schmerz: vom Lachen überwunden. Die Traurigkeit: in Fröhlichkeit verkehrt. Der Kampf: zum Frieden geworden.
Iannacone hat sich früh als „Übersetzerin“ empfunden. Als Stimme der durch Leid Verstummten. Der Opfer von Krieg und sexueller Gewalt. Sie hat Tod und Vergewaltigung aus unmittelbarer Nähe erlebt. Seither arbeitet sie an Traumabewältigung. Gegen Apathie. Gegen die Mitleids-Ermüdung. Und gegen das Gefühl von gemarterten Menschen, sie seien allein. Ihnen will sie Brücken bauen. Zu anderen. Und zu einem neuen Selbstwertgefühl.
Elisa L.Iannacone hat in Toronto und London studiert, hat über 75 Länder bereist, blickt auf große Ausstellungen und Teilnahmen an Festivals zurück.“
Unicef ist erstmals Partner des Global Peace Photo Awards. Der Präsident von Unicef Österreich Hubert Schultes kommentiert das Engagement der Organisation an dem Wettbewerb mit folgenden Woren: „Als Unicef, der größten Kinderrechteorganisation weltweit, freuen wir uns besonders, dass der Global Peace Photo Award zwei zentrale Themen für jedes Kind und Kinderrechte aufgreift: Frieden und Partizipation, denn es gibt keine Kindheit ohne Frieden! Wie sieht Frieden aus? Diese Fragestellung von jungen Menschen fotografisch beantwortet, trägt dazu bei, dass wir Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu äußern. Teilhabe ist ein weiteres zentrales Kinderrecht. Hören wir den Kindern und Jugendlichen zu! Kindheit braucht Frieden!“
Den zweiten Platz in der Rubrik Reportage unter den Gewinnern der Alfred Fried Medaille ist Danila Tkachenko, Russland/Italien, für seine Bildserie „Umkehrung – Inversion“.
Eine heil anmutende Welt mit dem Krieg konfrontieren. Oder: Den Bewohnern europäischer Städte zeigen, weshalb so viele Flüchtlinge bei ihnen sind. Und wovor sie geflohen sind. Das will der in Russland geborene, im italienischen Exil lebende Fotograf Danila Tkachenko zeigen. Dafür hat er in Kooperation mit neun Fotojournalisten deren Bilder von zerstörten Gebäuden in der Ukraine zu großformatigen Erinnerungstafeln gemacht – und diese vor Touristen-Attraktionen in Westeuropa gestellt. Jeweils davor: Flüchtlinge aus der Ukraine. Da stehen sie nun vor Bombenkratern, eingestürzten Wohnhäusern, den Trümmern von Kirchen und Schulen. Vor Bildern einer zerschossenen Heimat.
Sieht so Frieden aus? Nein, natürlich nicht. Es ließe sich deshalb fragen, warum Tkachenkos Arbeit ausgerechnet beim Global Peace Photo Award ausgezeichnet wurde. Die Antwort: Weil seine Bilder ein Schrei nach Frieden sind“, heißt es in der Laudatio für DanilaTkachenko.
Die dritte Siegerin in der Kategorie Reportage ist Maryam Saeedpoor aus dem Iran. Ihre künstlerische Bildserie „Women, Life, Freedom“ befasst sich mit dem „Hijab“, dem Kopftuch. Im Iran ist das Stück Stoff zu einem politischen Thema geworden. Es steht für Kulturgeschichte, politischen Kampf, Unterdrückung oder, bei Verzicht, für Widerstand und Auflehnung.
Die Arbeit, die beim Global Peace Photo Award 2024 ausgezeichnet wurde, zeigt das Haar von Frauen. Und Verschleierung. Ein Versteckspiel, ein Aufbegehren, eine Ambivalenz. Vor dem Hintergrund berühmter Teppichkunst, gebrochen von Farben des Aufstands und der Renitenz. „Mit den subtilen Mitteln, die sie hat, versucht Maryam Saeedpoor, an einem friedvolleren Leben und für die Anerkennung der vielen großartigen Frauen Irans zu arbeiten“ heißt es in der Begründung für den Preis.
In der Kategorie Einzelbild gewann Antonio Aragón Renuncio aus Spanien mit seiner düsteren aber hoffnungsvollen Fotografie „The Dancer“. Der spanische Fotograf ist der Fotograf eines Glücksmomentes des kleinen Ivan, in dem sich ein persönlicher Sieg über das Schicksal ankündigt. Der Achtjährige strahlt in Vorfreude auf eine neue Prothese, die seinen Bewegungsapparat stabilisieren soll. Eine kleine Szene aus dem Don Orione Center in Bonoua, Elfenbeinküste. Hier werden Menschen mit physischen Handicaps operiert und medizinisch und psychologisch betreut. Über das Don Orione Center schreibt Renuncio: Was die kleinen Patienten hier erfahren, werde ihnen ermöglichen „to leave the floor“. Und das nicht nur physisch.
Der Global Peace Photo Award wird in Kooperation von Edition Lammerhuber, Photographischer Gesellschaft (PHG), UNESCO, Österreichischem Parlament, der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, des Internationalen Press Institute (IPI), World Press Photo Foundation, POY LATAM, LensCulture, APA – Austria Presse Agentur, der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), Unicef Austria und Vienna Insurance Group ausgelobt.
Inspiriert wurde der Preis von dem österreichischen Nobelpreisträger, Pazifisten und Schriftsteller Alfred Hermann Fried (* 11. November 1864 in Wien; † 4. Mai 1921 in Wien). Fried wurde 1911 gemeinsam mit dem Organisator der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht Tobias Asser der Friedensnobelpreis verliehen.
Der Preis verschafft Gewinnern und Finalisten des Wettbewerbs weltweite Sichtbarkeit und Beachtung: Die Bilder werden international in Ausstellungen auf Festivals und nicht zuletzt in zahlreichen Medien auf der ganzen Welt gezeigt und ihre Autoren mit attraktiven Preisen belohnt. Ein Engagement, das sich doppelt auszahlt.