CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) mit Sitz in Genf ist das weltweit größte Forschungszentrum auf dem Gebiet der Teilchenphysik und damit jene Drehscheibe der Welt, die sich mit der Erforschung der kleinsten Bausteine der Materie beschäftigt. Die europäische Organisation für Kernforschung wurde im September 1954 von 12 europäischen Staaten als eine Art wissenschaftlicher Dienstleister gegründet. Heute hat sie 20 Mitgliedsstaaten und kooperiert mit weiteren 42 Staaten der Welt.
Im CERN werden Maschinen entworfen, gebaut und betrieben, in denen Teilchen, die Hadronen, in den Detektoren kollidieren. Das CERN feiert in diesem Jahr den 70. Geburtstag und dies ist ein guter Anlass auf den in der Edition Lammerhuber, Baden (A) vor einigen Jahren erschienenen großen Bildband, der auch heute noch aktuell ist, aufmerksam zu machen. In „LHC – Large Hadron Collider“ setzen sich der Fotograf Peter Ginter, der mehrfach ausgezeichnete österreichische Schriftsteller Franzobel und Rolf-Dieter Heuer, von 2009 bis 2015 Generaldirektor des Forschungszentrums, mit der dort betriebenen größten und komplexesten Maschine auseinander, die Menschen je erdacht haben, dem Large Hadron Collider (LHC). Dabei handelt es um den 2008 in Betrieb genommenen, derzeit bedeutendsten und gigantisch großen Teilchenbeschleuniger der Welt, der ein riesiges unterirdisches Experiment der Teilchenphysik unvorstellbar präzise und komplex betreibt – eine Maschine, die der Wissenschaft den Blick auf den Beginn unseres Universums ermöglichen wird.
Wenn der LHC in Betrieb ist, fliegen die Protonen mehr als 11.000-mal pro Sekunde durch den Tunnel. Lange Magnete, sogenannte Dipole, halten diese dabei auf ihrer Bahn. Der Fotograf Peter Ginter gilt international als Spezialist für optische Vermittlung von High-Tech-
Attraktionen. Seit mehr als 20 Jahren fotografiert er Kampagnen, Geschäftsberichte und Kalender für Kunden in aller Welt. Zu seinen zahlreichen internationalen Auszeichnungen zählen fünf World-Press- Photo Awards. Über 15 Jahre lang hat er den Large Hadron Collider des CERN mit den Mitteln der Fotografie künstlerisch interpretiert.
Der LHC sitzt in einem ringförmigen Tunnel 100 Meter unter französischen und schweizerischen Feldern, Wäldern und Dörfern, ist teilweise über 10 Stockwerke hoch und unterquert auf 27 Kilometern Länge mehrfach die Grenzen der beiden Länder. In dem großformatigen Bildband hat Ginter mit seinen Aufnahmen einen beeindruckenden Hymnus auf die Forschung geschaffen: In intensiven Farben zeigt der Fotograf, zumeist unterstützt durch informative Bildunterschriften, sowohl die riesigen Ausmaße als auch Ausschnitte und Details der in den Tunnel eingebauten Weltmaschine ebenso wie die dort arbeitenden Menschen.
Der Bildband will einerseits für die wunderbare Welt der Teilchenphysik begeistern, andererseits versteht dieser sich als fotografisches Kunstwerk – es ist sowohl eine Dokumentation einer der faszinierendsten Maschinen der Welt als auch eine literarische Annäherung an die spannendsten Fragen unserer Zeit.
H.-G. v. Zydowitz
Peter Ginter, Rolf-Dieter Heuer, Franzobel
LHC – Large Hadron Collider
Format: 29 × 31 cm
264 Seiten mit 142 Fotos, Hardcover, in Schuber
Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
Baden (A), Edition Lammerhuber
ISBN: 978-3-901753-28-2;
Preis 35 Euro