Vom 23. Mai bis 26. Oktober 2025 zeigt das Neue Museum Nürnberg die Ausstellung „Jan A. Staiger – A circle of 12 gold stars“. Das Museum widmet dem jungen Fotografen erstmals eine museale Einzelausstellung. Die Ausstellung präsentiert 16 Werke, die sich mit der Symbolik eines von Unterhaltungsindustrie und Medien geprägten Bildes der Europäischen Union auseinandersetzen. Ein Bild sticht dabei besonders hervor – es erinnert an ein Gemälde von Rembrandt: Auf Ursula von der Leyen, umringt von Staats- und Regierungschefs, fällt allein ein einzelner Lichtstrahl, der die visuelle Dramaturgie politischer Bildwelten kommentiert.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen während eines Gruppenfotos mit verschiedenen Staats-und Regierungschefs im Rahmen eines EUCO Summits in Brüssel
© Jan A. Staiger
Das EU-Projekt
Die Europäische Union bedeutet für die einen Hoffnung auf ein geeintes, demokratisches Europa ohne nationalistische Scheuklappen. Für andere ist sie lediglich ein bürokratisches Monster, das Geld verschlingt und mit vermeintlich absurden Verordnungen in den Alltag der Menschen hineinregiert. Was in Brüssel beschlossen wird, hat auf allen politischen Feldern weitreichende Folgen für nicht weniger als rund 450 Millionen Menschen. Dennoch bleiben das Europäische Parlament, der Europäische Rat und die anderen Organe der EU für die meisten Bürgerinnen und Bürger ferne und abstrakte Instanzen. Vor diesem Hintergrund geht der junge, seit 2022 in Brüssel lebende Fotograf Jan A. Staiger der Frage nach, wie die EU sichtbar wird – in Gestalt ihrer Repräsentanten, in ihrer Architektur, ihrer Ikonografie, ihrem Merchandising.
Visuelle Manifestation und Inszenierung im Zentrum der EU

EU-Baby-Jumper, erhältlich im Souvenirshop des Parlamentariums in Brüssel für einen Preis von 16,90 €. Der Jumper wird in Bangladesch produziert.
© Jan A. Staiger
Jan A. Staigers strenge und nüchterne Bestandsaufnahme bedient sich der Dokumentation ebenso wie der Inszenierung und reagiert damit auf die Formen der visuellen Manifestation und Inszenierung auf der politischen Bühne in Brüssel und Straßburg. Der Fotograf entdeckt Stereotypen, entlarvt Widersprüche oder enthüllt das Verdrängte: So ist der abgebildete Baby-Jumper mit dem Sternenkranz der EU „Made in Bangladesh“ oder ein inoffizieller Friedhof für ums Leben gekommene Flüchtlinge, der inmitten eines alten Olivenhains auf der Insel Lesbos liegt, eines der Motive. Jan A. Staiger blickt in seinen Arbeiten darauf, welche visuellen Mittel die politische Kommunikation nutzt.

Inoffizieller Friedhof für auf dem Mittelmeer oder in einem der Lager ums Leben gekommene Migrant*innen auf der griechischen Insel Lesbos.
Der Friedhof wird von Ehrenamtlichen gepflegt.
© Jan A. Staiger
Über Jan A. Staiger
Jan A. Staiger (*1995 in Nürnberg) studierte Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover und machte im Juni 2024 an der Royal Academy of Fine Arts in Gent, Belgien, seinen fotografischen Masterabschluss. Betreut von den Fotografen Max Pinckers und Mathieu Asselin, hatte er dort über einen Zeitraum von zwei Jahren die Möglichkeit, eine fotografische Arbeit zu entwickeln. Auszüge des daraus entstandenen Projekts zur EU wurden in The New York Times und in Belgiens größter Tageszeitung De Standaard publiziert sowie – im Rahmen des MA-Abschlusses – an der Royal Academy of Fine Arts in Gent ausgestellt.