In dieser Woche macht uns Festivaldirektor Lois Lammerhuber mit dem Werk von Maryam Firuzi bekannt, die nie vorhatte, Fotografin zu werden. Die iranische Regisseurin, die ein Studium der persischen Kalligrafie sowie der Filmwissenschaft abgeschlossen hat, entdeckte die Sprache der ruhenden Bilder erst im Laufe ihres Studiums für sich. Vom 15. Juni bis 15. Oktober 2023 sind vier ihrer Serien auf dem Festival La Gacilly-Baden Photo zu sehen, das in diesem Jahr unter dem Motto „Orient“ steht.
„Ich bin überzeugt, dass alle Medien miteinander in Verbindung stehen“, sagte Maryam Firuzi bei einem Gespräch auf der Paris Photo, wo die Silk Road Gallery Teheran ihre Arbeiten zeigte. „Jede Kunstform beeinflusst meine Arbeit auf ihre eigene Weise. Die Kalligrafie hat mich Disziplin und Hingabe gelehrt. Die Malerei zeigte mir die Freiheit des Ausdrucks, und durch die Literatur habe ich gelernt, meine Gedanken zu entwickeln und zu formulieren.“
In ihren Fotoserien, die von einer innovativen Sichtweise geprägt sind, erkundet Firuzi ihre Welt, den Iran der Gegenwart. Eine Welt, in der die Rolle der Frau hochkomplex ist. Firuzi denkt über den Begriff der Tradition nach, über die Verschleierung, die Haare … Sie sagt dazu: „In meinem Land sind Geschlechterrollen in sämtlichen Gesellschaftsschichten ein heikles Thema. Kann ich dann in meiner Arbeit die Tatsache ausblenden, dass ich eine Frau bin? Diese Fragen sind so präsent, dass ich manchmal Angst habe, ‚gezwungen‘ zu sein, wie eine Frau zu denken, Werke zu erschaffen, die nur Frauen betreffen.“
Diese Ausstellung zeigt vier Serien von Maryam Firuzi, eine davon exklusiv. Vier Fotoessays, die die ganze Bandbreite ihres Werks sowie ihre Anliegen vor Augen führen, aber auch ihre Schaffenskraft und ihre Vielseitigkeit. Atmosphärisch dichte Porträts, Inszenierungen in sorgfältig arrangierten Kulissen, Bildüberlagerungen, Stillleben … Firuzi verzichtet auf nichts und nutzt alle Ausdrucksmittel, um ihre Botschaft zu verdeutlichen. Ein Ansatz, der sämtliche Vorstellungen von „klassischer“ Fotografie mit einer kühnen, konzeptbasierten und bisweilen sogar unerhörten Vision durchkreuzt. Wie Firuzi selbst sagt: „Auf die Begriffe und Themen, denen ich in meiner Arbeit nachgehe, blicke ich mit den Augen eines Mädchens, das seiner Lehrerin eine verbotene Frage stellt.“ Und diese Frage verbindet sie mit der Hoffnung, Risse in die Mauern zu treiben, die sich zwischen den Kulturen und den Menschen ihres Heimatlandes erheben.