Fotohof Edition: Nikolaus Walter – Gegen die Betten gerichtet

Menschliche Schlafstätten: Seit 1968 fotografiert der 1945 in Rankweil (Österreich) geboreneNikolaus Walter, derzwischen 1964 und 1967 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Fotografie studierte, an seinem Projekt „Gegen die Betten“.Entstanden ist eine umfangreiche Monografie zum Thema menschlicher Schlafgewohnheiten mit Fotografien bis in die Gegenwart, die gleichzeitig belegt, wie vielschichtig das Thema Bett weltweit ist.

Der Mensch widmet von Geburt an einen großen Teil seiner Lebenszeit dem Schlaf. Insofern ist das Schlafzimmer, gerade auch zum Entspannen, zum Ausruhen, zum Wieder-Kraft-Tanken, ein wichtiger Teil der Wohnung. Jedes Bild von Nikolaus Walter gestattet einen neuen und überraschenden Einblick in die Schlafzimmer der Welt, vor allem auch in England sowie in den USA und in Kanada, wo der Fotograf Anfang der 1970er Jahre lebte.

In seiner Einführung stellt Andreas Rudigier fest, dass die Motive von Nikolaus Walter fast ausschließlich menschleere Schlafzimmer sind, die weniger Bettgeschichten als vielmehr Betterinnerungen in den Köpfen der Betrachter*innen evozieren. Er richtet seine Kamera „gegen die Betten“, wie auch der Titel seines in der Fotohof Edition, Salzburg, erschienenen Buchs lautet. Dabei interessiert sich der Fotograf durchaus für Menschen, auch wenn sie in seinen Bildern gar nicht zu sehen sind.

Johanna Ess weiß in ihrem „Gute Nacht“ überschriebenen Essay, dass Massivholz, Schleiflack, Gold, Edelfurniere, bessere Daunen und Überzüge spätestens dann, wenn der Mensch in den Stand der Ehe getreten ist, seinen Schlaf sichern, oft noch begleitet von Zeitungen, Radio, Aschenbecher oder Büchern – man ist erwachsen geworden und ist auch im Schlaf eine Persönlichkeit.

Wunderbare Gedichte, beispielsweise mit dem Kopf in den Händen, auf dem Rücken liegend, in Bauchlage oder den Kopf unterm Polster vergraben, steuert Willibald Feinig zu den Bildern bei. Monika Helfer fasst zu den 134 durchgehend schwarzweißen Fotografien von Schlafzimmern der Welt zusammen: „Es sind die Geschichten, die man sich erträumen kann, wenn man dieses Buch durchblättert. Nikolaus Walter hat den liebevollen Blick auf die leeren Schlafzimmer mit den aufgetürmten weißen Decken – so, als sähe er dahinter die Menschen, die darin schlafen. Was gibt es Genaueres . . .“

H.-G. v. Zydowitz

Nikolaus Walter
Gegen die Betten gerichtet