Vom 21. bis zum 24. September trafen sich die deutsche Imaging Branche und auch einige internationale Gäste zum dritten Mal zum gemeinsamen Containern, um zu retten, was die in die Jahre gekommene und schließlich kollabierte photokina an verwertbarem Gedankengut als Erbe übrig gelassen beziehungsweise achtlos hat verkommen lassen. Wie der Phoenix sollte eine neue Plattform für das Imaging in all seinen Facetten geschaffen werden, die der Industrie nicht nur Mut machen, sondern auch echte Impulse für ein nachhaltiges Wachstum eröffnen sollte. Herausgekommen ist ein Veranstaltungsmix der altes und neues Gedankengut für eine erfolgreiche Werbung für den Imaging zusammenbringen und für starke Impulse im Markt sorgen will. Vor allem sollte das Publikum durch das Versprechen auf ein erlebnisreiches und unterhaltsames Infotainment angelockt und bespasst werden. Die neue Mischform aus Altem und Neuem, aus Messe, Konferenz und Mitmachaktionen, sprich Photowalks und Workshops scheint ihr Ziel erreicht zu haben.
Alte, längst begrabene photokina Attraktionen wie die einst von dem Förderer der Fotografie L. Fritz Gruber legendären Bilderschauen, wurden von dem Kurator und Fotografen Christian Popkes, wiederbelebt, um zu zeigen, was kreative Anwender:innen mit den dem Erfindergeist einer innovationsgetriebenen Industrie zu verdankenden Werkzeugen an großartigen, handwerklich perfekten und künstlerisch relevanten Werken realisiert haben. So konnte Christian Popkes die Ikone der Fotoszene Albert Watson als Schirmherr der Veranstaltung präsentieren oder mit der renommierten Fotokünstlerin Esther Haase überraschen, die mit einer Drop Art Verkaufsaktion am Gemeinschaftsstand von Leica und dem Fine Art Dienstleister Whitewall glänzte und eine auf vier Tage limitierte Auflage ihres Werkes „Homage to Jane“ aus der für Leica produzierten Serie „Je t’aime“ zeigte.
Als Publikumsmagnet hat sich erneut Michael Martin bestätigt, dessen Openair Installation „Terra – Gesichter der Erde“ am Übersee Kai in der Hamburger Hafencity zu sehen war.
Wie zu erwarten war auch das vom Verleger des Fachblatts für den Imaging Markt „Fotocontact“ Thomas Blömer initiierte und organisierte „Imaging Forum Business“, das traditionell im Vorfeld der photokina als Appetitmacher für die Messe stattfand, wieder ein Highlight und hat sich erfolgreich in die Photopia integriert.
Die vom Veranstalter der Photopia verbreitete Partylaune übertrug sich offenbar erfolgreich auf Publikum und Aussteller. In seiner täglichen Berichterstattung gab die Hamburg Messe die Devise „Durchstarten“ aus, um gleich am zweiten Tag zu verkünden: „Wir hatten genau den Start, den wir uns erträumt hatten. Volle Hallen, volle Power!“ Gefolgt von der Devise für den nächst Tag: „Durchdrehen“.
Die Technical Image Press Association (TIPA), die früher ihre Preise auch gern auf der photokina vergab, ist mit der Verleihungszeremonie ebenfalls auf die Photopia umgezogen. Dort hat sie den Veranstaltern auch gleich ein überschwängliches Dankeschön zukommen lassen und mit dem Award als „Best Photo Event“ bedacht.
Und weiter heißt es in den Mitteilungen der Messe: „Mit restlos begeisterten Ausstellern und beflügelten Besucherinnen und Besuchern ist die dritte Auflage der PHOTOPIA Hamburg erfolgreich zu Ende gegangen. Vom 21. bis 24. September machte das Festival of Imaging mit sehr viel Strahlkraft die Hansestadt zum Hotspot für Foto- und Videografie mit hochkarätigen Gästen, Konzerten, Ausstellungen und einem umfangreichen Bühnen- und Konferenzprogramm.
Mit einem deutlichen Plus sowohl bei ausstellenden Unternehmen als auch bei Fachpublikum und Privatbesuchern überzeugte die PHOTOPIA als zentrale Plattform der Imaging-Szene. Insgesamt präsentierten 125 Hersteller, Marken und Start-ups aus 15 Ländern Weltneuheiten und Technikinnovationen aus den Bereichen Kamera, Objektive, Smartphone-Technologie, Beleuchtung/Lichttechnik, Zubehör, Print-Produkte, Drohnen, Künstliche Intelligenz und Software.“
Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress, freute sich über vier inspirierende Tage mit rund 20.000 Gästen, über 260 Presseakkreditierungen und einer millionenfachen Präsenz in den sozialen Medien. „Hoch zufriedene Aussteller, Bestnoten für das Rahmenprogramm und ein technik- und kunstbegeistertes Publikum – die PHOTOPIA wird schon heute als wichtigste Plattform für Imaging in Europa wahrgenommen. Sie ist das Festival für alle, die sich mit Content Creation im Business oder in ihrer Freizeit beschäftigen.“
Ein Umstand, der auch von zahlreichen Unternehmensdelegationen aus den Headquartern in Japan wahrgenommen wurde, die sich vom Mix aus etablierten Profis und jungen und sehr interessierten Amateurfotografen beeindruckt zeigten.
„Die PHOTOPIA hat sich als das leitende Branchen-Event fest in den Köpfen der Foto- und Imaging-Community etabliert“, unterstreicht Christian Müller-Rieker, geschäftsführender Vorstand Photoindustrie-Verband (PIV), der ideelle Träger der Photopia und vormals auch schon ideeller Träger der photokina war.
Neu und gleich ein zentrales Thema der PHOTOPIA war die Künstliche Intelligenz (KI), die die Imaging-Branche nachhaltig verändern wird. Die Fragen nach den Chancen, aber auch Gefahren von KI, ihre Möglichkeiten und Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Foto- und Videografie waren laut Veranstalter dominierend. In Zusammenarbeit mit dem AI CENTER, organisiert von den Experten der Firma AI Hamburg verschaffte das Festival Einblicke in die Welt der Künstlichen Intelligenz.
Ausblick auf PHOTOPIA 2024
In ihrem Schlussbericht gab die Hamburg Messe auch einen Ausblick auf die Photopia 2024. Neu will man dort eine Creators Area einrichten, wo Experten-Talks, Workshops mit Profis, Networking-Events, Creator Meet & Greets sowie Möglichkeiten zum Ausprobieren Räume für mehr Kreativität und Lust auf Imaging at its best schaffen sollen.
The Party is over! Ob sie tatsächlich die erhofften Impulse für das kommende Jahresendgeschäft geben konnte und den Hype der Mitfeiernden auch in die Fotofachgeschäfte tragen konnte, wird sich erst noch zeigen. Jedenfalls hat sich die euphorisierte Hamburg Messe für das nächste ja noch mehr Party-Pusher ins Boot geholt. Da ist schon nicht mehr von Festival und Messe in der Pressemitteilung zu lesen, sondern nur noch vom Festival of Imaging die Rede, das vom 10. bis 13. Oktober 2024 parallel zur Polaris Convention, dem Community-Event rund um Games, Creator, eSports, asiatische Popkultur und Cosplay stattfinden soll. Als verbindendes Element hat man dabei die Creator- und Influencer-Szene ausgemacht, die große Affinität zur Content-Produktion über Foto, Video und Stream haben soll. Durch ein attraktives Kombiticket sollen diejenigen, die das Gaming-Event besuchen wollen auch die Möglichkeit erhalten, die Vielfalt der PHOTOPIA zu entdecken.
Das könnte die Besucherzahlen steigern, denn die vermeldeten 20.000 Gäste in diesem Jahr sind im Vergleich zu den Rekordmarken der Großmessen damals in Köln schlichtweg nur Pille-Palle. Nur zum Vergleich: Auf der photokina 2018 stellten 812 Unternehmen, davon 69 Prozent aus dem Ausland, ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Es kamen rund 180.00 Besucher aus 127 Ländern. Heute können selbst lokale Events, wie beispielsweise das Umweltfotofestival «horizonte zingst» mit 40.000 vermeldeten Gästen bereits mit doppelt so hohen Besucherzahlen aufwarten. Da ist noch Luft nach oben. Feiern und Networken -alles schön und gut. Im positiven Sinne starke Seilschaften bilden auch. Aber zu viel feiern, endet nicht so selten auch in einer Katerstimmung.