Das im Taschen Verlag, Köln, erschienene opulente, 26×35 cm große und über 500 Seiten dicke Werk ist eine Schatztruhe voller Fotos aus den letzten 175 Jahren,die, zeitlich eingeteilt in die fünf Kapitel 1839 – 1918 „Hauptstadt eines Vielvölkerreichs – Labor der Moderne“, 1918 – 1938 „Zwischen den Kriegen – Rotes Wien und Austrofaschismus“, 1938 – 1955 „Nationalsozialistische Diktatur, Zweiter Weltkrieg und Besatzungszeit“, 1955 – 1989 „Aufbau und Modernisierung“ sowie 1989 bis heute „ Öffnung und Wandel“, die Entwicklung der österreichischen Hauptstadt von der Kaiserstadt zur modernen Metropole verfolgen. Wie ein virtueller Spaziergang durch Stadt und Zeitzeichnen Hunderte sorgfältig ausgewählter und kuratierter Bilder die bauliche Entwicklung Wiens nach. Sie zeigen eindrücklich die kulturellen und historischen Trends, sei es beispielsweise das städtebauliche Gesamtkunstwerk Ringstraße aus dem 19. Jahrhundert oder das Experiment des „Roten Wien“ in den 1920er-Jahren, als die Stadt erstmals sozialdemokratisch regiert wurde.
Durch die bemerkenswerten Fotografien, die von Christian Brandstätter, dem Autoren und Gestalter zahlreicher Bildbände, Andreas J. Hirsch, dem Kurator und künstlerischen Fotografen, sowie Hans-Michael Koetzle, dem freien Fachjournalisten, ausgewählt wurden, sind nicht nur die großen Wahrzeichen und die weniger bekannten Ecken Wiens zu entdecken, sondern auch die Allgegenwart und der Tumult der Geschichte der Stadt.
Zu erleben sind die kulturelle Blüte des Fin de Siècle, als radikale Neuerer wie Gustav Klimt,Egon Schiele,Adolf Loos und Sigmund Freud Wien in ein „Laboratorium der Moderne“ verwandelten, die Zusammenstöße von 1934, der Aufstieg der NS-Diktatur und die Schrecken, die die Schoah in einer der einst bevölkerungsreichsten und ethnisch vielfältigsten Städte auf Erden anrichtete. Faszinierende Fotografien aus der unmittelbaren Nachkriegszeit erkunden das Wien, als die Stadt in Schutt und Asche lag und zugleich ein Drehkreuz der internationalen Spionage war. Das Buch endet mit den jüngsten Bildern, die den Aufstieg des heutigen Wien feiern – einer der attraktivsten Städte Europas, in der eine ereignisreiche Geschichte erneut mit internationalem Flair und einer lebendigen Gegenwartskultur zusammentrifft. Nach den Kurzbiografien der Fotografen von William Albert Allard über Henri Cartier-Bresson, Jewgenij Chaldej, Ernst Haas, Franz Hubmann, Rudolf Koppitz, Erich Lessing, Martin Parr bis Lothar Rübelt gibt der Band zur Stadt Wien zudem ausgewählte Film-, Musik- und Literaturempfehlungen.
H.-G. v. Zydowitz
Ausstellung „Wien 1900. Aufbruch in die Moderne“ bis 16. März 2020 im Leopold-Museum, Wien
Christian Brandstätter, Andreas J. Hirsch, Hans-Michael Koetzle (DGPH)
Wien. Porträt einer Stadt
Mehrsprachig: Deutsch, Englisch, Französisch
532 Seiten
Format: 26×35 cm, Hardcover
Köln, Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-6726-8;
Preis 50 Euro