First To Laugh (Film Still), 2013 © Ori Gersht
Der 1967 in Tel Aviv geborene, in London lebende Ori Gersht betrachtet die Landschaft als Ort vergangener Ereignisse. Auf seinen Reisen bewegt er sich auf den Spuren der Vergangenheit und übersetzt den Prozess des Erinnerns in ausdrucksstarke Bilder. Dabei sind zeitgenössische Fotografien im Spannungsfeld aktueller gesellschaftlicher Konflikte, wie Flucht und Zerstörung, entstanden, die nun in dem im Hirmer-Verlag, München, erschienenen Bildband zusammengefasst sind.
Evaders, Far Off Mountains And Rivers, 2009 © Ori Gersht
Das eindrucksvolle Panorama der Pyrenäen etwa ist Schauplatz der verzweifelten Flucht vor den Nationalsozialisten. Gershts Arbeiten sind Metaphern für die unlösbaren Zusammenhänge von Vergangenheit und Gegenwart, von Leben und Tod. Sie stehen im Spannungsverhältnis zwischen (Natur-)Gewalt und Zerstörung einerseits und Schönheit und Erhabenheit andererseits. In seiner umfangreichen, zwischen 1999 und 2014 entstandenen Bildstrecke entfalten die Fotografien, unterstützt durch immer wieder vor- oder zwischengeschaltete Texte von Walter Benjamin, Primo Levi oder Christian Morgenstern, Poesie und Schrecken zugleich. Die ausführliche Einführung von Johannes Janssen trägt den treffenden Titel „Ein Sturm weht vom Paradiese her“.
H.-G. von Zydowitz
Katalog zur ersten, umfassenden Einzelausstellung mit Bildern von Ori Gersht in Deutschland, die im Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg, noch bis 14. Juni zu sehen ist.
Ori Gersht
NaturGewalten
Text: Deutsch /Englisch
120 Seiten, 92 Abbildungen in Farbe
Format: 22 x 29 cm, Klappenbroschur
München, Hirmer-Verlag
Preis 29.90 Euro