Louis Alphonse Poitevin, Self-Portrait of Alphonse Poitevin, 1854,
© Daniel Blau, Munich
Poitevin studierte ab 1843 an der École Centrale in Paris, war danach staatlicher Ingenieur in den Salinen von Dieuze, Montmoret und Gouhènans sowie Direktor der Glasfabrik von Ahun-les-mines und Follenbray. Sein großer Verdienst für die Fotografie sollte 1855 seine Erfindung der Collotypie, der Vorläufer des Lichtdrucks, werden. Denn darauf beruhten auch der Gummidruck und der Pigmentdruck, auch Kohledruck genannt, der schnell populär wurde und auch heute noch von Fotografen und Künstlern, Stichwort Edeldruckverfahren, praktiziert wird. Basis war eine Gelatineschicht mit Kalium- oder Ammoniumdichromat. Poitevin selbst stellte Kohledrucke her, ab 1861 auch mit Silberchloridpapier, das mit Chromsäure getränkt war. Martin Jürgens schildert dies in seinem Essay.
Louis Alphonse Poitevin, View of Montbouy sur
Loing with Notre-Dame et Saint-Blaise, c. 1840–1850,
© Daniel Blau, Munich
Der im Hirmer Verlag, München, erschienene Band enthält eine Vielzahl unterschiedlicher Fotografien ebenso wie neuester Forschungsergebnisse und gibt darüber hinaus einen umfassenden Einblick in das Leben und das Werk eines der wichtigsten Pioniere der Fotografie: Poitevin hatte frühzeitig erkannt, wie wichtig die Fotografie sein würde, um gedruckte Bücher zu illustrieren. Er entwickelte die ersten anwendbaren Verfahren, die das Reproduzieren von Bildern erlaubte und somit letztlich das Drucken fotografisch illustrierter Bücher überhaupt erst ermöglichte.
Louis Alphonse Poitevin, Reproduction of a Drawing of
‚The Rape of Helen‘ after Anne-Louis Girodet de Roussy-Trioson, 1861,
© Daniel Blau, Munich
Während Martin Jürgens in seinem Essay die für die Fototechnik wichtigen Erfindungen von Poitevin beschreibt, widmet sich Katharina Rohmeder in ihrem Beitrag dessen Rolle als Fotopionier und seinen Einfluss auf Theorie und Technologie in der Fotokunst. Der Band enthält außerdem eine chronologische Aufstellung der Entwicklung der fotografischen Prozesse zwischen 1842 und 1877 und einen ausführlichen Auszug aus den persönlichen Notizen des Erfinders sowie schließlich dessen Biografie.
Der Band versammelt 47 seltene Fotografien und Ergebnisse von Experimenten, gibt einen umfassenden Einblick in eine der zukunftsträchtigsten Erfindungen der Fotografie und setzt die Errungenschaften von Louis Alphonse Poitevin sowohl in technischen als auch kunsthistorischen Kontext.
H.-G. v. Zydowitz
Ausstellung noch bis 21. Juli 2021, Daniel Blau Galerie, München
Louis Alphonse Poitevin (1819 – 1882)
Hrsg.: Daniel Blau
Beiträge: Martin Jürgens, Katharina Rohmeder
Texte: Englisch
84 Seiten, 97 Abbildungen in Farbe
Format: 19 × 25 cm, Flexo-Broschur
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-3747-7;
Preis 29,90 Euro