Minor White and His Disciples, 1972 from Lives I’ve Never Lived, 1983
© Abe Frajndlich 2022
Abraham Samuel Frajndlich zog schon als Kind häufig um: Von Frankfurt nach Tel Aviv, zurück nach Frankfurt, dann nach Paris und über Brasilien schließlich in die USA, wo er seit 1983 in New York nur 300 Meter von der Brooklyn Bridge entfernt mit seiner Frau Cynthia und dem Adoptivsohn Lucas in einem Apartment lebte, um dann vor einigen Jahren endgültig nach Cleveland (Ohio) zu ziehen.
Ilse Bing, Then & Then, 1931 and 1986
© Abe Frajndlich 2022
Dennis Hopper, Venice, California, October 14, 1988 from Portraits, 2000
© Abe Frajndlich 2022
Von 1970 bis 1976 absolvierte Abe Frajndlich bei dem einflussreichen Fotografen, Fotolehrer und Kurator Minor White vom Department of Photography in Arlington Heights und bei Nathan Lyons in Rochester seine Ausbildung zum Fotografen. Während seiner Frankfurter Jahre arbeitete er vor allem für das Frankfurter Allgemeine Magazin, war jedoch bewusst ohne festen Auftrag: „Geh los und fotografiere. Wenn Deine Bilder ankommen, werden wir dafür sorgen, dass sie auf unseren Seiten ‘singen‘,“ beschreibt Frajndlich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Hans-Georg Pospischil, dem damaligen Art Direktor. Mit der Aussage, er habe „nicht unmaßgeblich über fast anderthalb Jahrzehnte die Bildsprache des Magazins dieser Zeitung geprägt“, bezeichnete die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Jahr 2003 Frajndlich als stilprägend.
Robert Frank, Wellesley, Mass., April 20, 1975 from Penelope’s Hungry Eyes, 2011
© Abe Frajndlich 2022
Couple Kissing under Kissing Sculpture, Times Square, 2010
© Abe Frajndlich 2022
International erschienen seine Bilder in ‚Vogue‘ und in ‚Vanity Fair‘ sowie in ‚Life‘, dem ‚London Observer‘ und dem ‚New York Times Magazine‘. Neben den journalistischen Auftragsarbeiten brachte er es insbesondere mit seinen Porträts von Prominenten, unter anderem von bedeutenden Fotografenkollegen, zu internationaler Beachtung. Als renommierter Kunstfotograf leitete er zudem mehrfach Workshops für den Fotografen-Nachwuchs im Fotografie Forum Frankfurt.
Isamu Noguchi, Red Cube and Tulips, Liberty & B’way, NYC 2009
© Abe Frajndlich 2022
In seinem Buch, dessen Titelseite das „Auge von Bill Brandt“, 1980 in dessen Haus entstanden, ziert, führt Frajndlich unter der Überschrift „Die Leben, die ich lebte“ sehr persönlich ein. „Für mich als jetzt 75jähriger meine wichtigsten Fotografien der letzten 50 Jahre zusammenzustellen ist weder ein Zeichen eines aufgeblasenen Egoisten noch einer unglaublichen Hochnäsigkeit oder beides – ich bin einfach froh, mit 75 noch so lebendig zu sein und es zu genießen, weiterhin neue Aufnahmen zu machen oder meine persönlichen Klassiker auszuwählen.“ Sein Dank gilt dabei auch seinem alten Freund David Dearden, den er seit Mitte der 1960er Jahren aus der gemeinsamen Zeit bei der Northwestern University kennt, der Abe Frandlich von der Kleinbildfotografie überzeugte und ihn bei der Bildauswahl unterstützte.
Roy Lichtenstein, December 14, 1985, NYC from Potraits, 2000
© Abe Frajndlich 2022
Der großzügig gestaltete Band zeigt neben seinen Lieblingsbildern auch spielerische und markante Porträts von Fotografenkollegen, wie Robert Frank oder Ilse Bing, von Prominenten, wie Dennis Hopper, Art Blakey, James Baldwin, Roy Lichtenstein, Christo, William Wegman, Gerhard Richter, Miles Davis oder Cindy Sherman, auch atemberaubende Landschafts- und Architekturaufnahmen. Diese werden am Ende des Buchs von Abe Frajndlich durch persönliche Anekdoten zu 16 für seine langjährige Karriere besonders wichtige Fotografien und eine kurze Story über seine Arbeit für das FAZ-Magazin ergänzt.
H.-G. v. Zydowitz
Abe Frajndlich
Seventy Five at Seventy Five
Text: Englisch
144 Seiten, 75 Abbildungen
Format: 25×30 cm, Hardcover
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-3952-5;
Preis 34,90 Euros