Nach dem ersten Spatenstich am 5. November 1964 überreichte Ernst Leitz III
seinen Spaten an den leitenden Architekten Otto Keune und startete damit den Baubeginn.
Nachdem die Grundlage seines beruflichen Lebenswegs in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf gelegt worden war machte er im väterlichen Unternehmen zunächst eine Ausbildung zum Feinmechaniker und studierte anschließend in der philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, in Berlin Physik und Mathematik.
Sein Vater Ernst Leitz II (1881 – 1956) hatte 1923 am Beginn der Weltwirtschaftskrise trotz der großen Risiken entschieden, das Produktionsprogramm des Mikroskopherstellers mit der Leica um die Fotografie zu erweitern. Daher berief er seinen ältesten Sohn wenig später zurück nach Wetzlar, auch, um die Einführung des Fotoprogramms zu begleiten.
Ernst Leitz III (links) mit Dr. Georg von Opel und Franz Bergmann
beim Rudertag 1949 in Wetzlar
Schon früh setzte Ernst Leitz III zukunftsträchtige Impulse. Für die Produktion der Leica erweiterte er das Programm des Unternehmens neben der Mikroskopie und der Fotografie schon bald um einen weiteren Fertigungszweig: Die zum Prüfen der oftmals sehr kleinen Einzelteile der Leica-Kamera erforderlichen optischen Feinmessgeräte. Zum Entwickeln neuer bahnbrechender Glassorten gründete er nach dem Zweiten Weltkrieg ein firmeneigenes Glasforschungslaboratorium. Auch forcierte Ernst Leitz III neue Produktionsmethoden. So konnte die Ernst Leitz GmbH 1966 mit dem Noctilux 1:1,2/50 mm das erste Objektiv der Welt mit aspärischen Linsenflächen auf den Markt bringen.
Dr. Walter Wülfing, der 1949 beim Rudertag in Wetzlar
neu gewählte Präsident des Deutschen Ruderverbandes (rechts),
ehrt Ernst Leitz II für seine Verdienste um den deutschen Rudersport
mit der Ehrennadel.
Als die deutsche Industrie Ende der 1960er Jahre durch starke Lohnerhöhungen, steigende Kosten und sinkende Preise sowie die Freigabe der Wechselkurse in große Schwierigkeiten geriet, leitete Ernst Leitz III zusammen mit seinen Brüdern Ludwig (1907 – 1992) und Günther (1914 – 1969) eine Umstrukturierung des Unternehmens ein: Partnerschaft mit dem schweizer Unternehmen Wild-Heerbrugg, technische Kooperation mit Minolta auf dem Gebiet der Fotografie, Bau eines eigenen Zweigwerks in Portugal und Zusammenarbeit mit der amerikanischen Firma Advanced Metals Research, Inc. (AMR) als Reaktion auf die aufkommende Rasterelektronenmikroskopie.
20. November 1957: Wahlversammlung mit Bundeswirtschaftsminister
Ludwig Erhard und Ernst Leitz III.
Ernst Leitz III war darüber hinaus mehr als 30 Jahre in der Kommunalpolitik tätig und tat sich als Gründer und langjähriger Leiter des hessischen Wirtschaftsforums hervor. Zudem war er als Vorsitzender der Rudergesellschaft Wetzlar 1880 über 27 Jahre lang aktiver Förderer des Rudersports.
Dr. Knut Kühn-Leitz (DGPh), der Urenkel des Firmengründers der Optischen Werke Ernst Leitz in Wetzlar, beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt intensiv mit der Geschichte des Familienunternehmens. Er veröffentlichte u.a. Bücher über seinen Ur-Großvater Ernst Leitz I – „Vom Mechanicus zum Unternehmer von Weltruf“ – und seinen Großvater Ernst Leitz II – „Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert!“. Mit dem im Heel-Verlag, Königswinter, erschienenen Buch „Ernst Leitz III – die Leica stets im Blick“ legt er eine weitere biografische Dokumentation über einen erfolgreichen Unternehmer vor, der die Ernst Leitz GmbH fast 50 Jahre mit Augenmaß und großem Engagement leitete. Dazu konnte er maßgebende Zeitzeugen, Weggefährten und frühere Mitarbeiter als Autoren ebenso gewinnen, wie Politiker und Ruder-Olympiasieger.
H.-G. v. Zydowitz
Ernst Leitz III – Die Leica stets im Blick
Asphärentechnologie und Glasforschung – die Basis für ganz neue Objektive
Hrsg.: Knut Kühn-Leitz (DGPh)
272 Seiten, mit 290 Abbildungen in Duoton
Format: 22×28,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Königswinter, Heel-Verlag
ISBN: 978-3-95843-951-9;
Preis 29.95 Euro