Foto Peter Dammann, Russland, Waganowa-Ballettakademie in St. Petersburg, 1999
© Peter Dammann Estate
Viele der herausragenden und preisgekrönten Bilder Dammanns zeigen Kinder oder junge Menschen. In einem Interview sagte er einmal: „Meine Protagonisten sind oft arm, sie werden bevormundet und ihre körperliche Existenz ist bedroht. Sie haben keine sichere Zukunft, sondern ein unsicheres Leben. Aber oft entwickeln sie in dieser Lage sehr viel mehr Empathie und Stärke als wir.“
Foto: Peter Dammann, Palästina, Am Strand in Gaza Stadt, 2014
© Peter Dammann Estate
Herausgeber des Bandes sind die Filmregisseurin Gabriele Schärer, die mit Peter Dammann verheiratet war und unter dem Titel „Von der Stärke der Schwachen“ auch das Vorwort schrieb, und Bernhard Giger, Leiter des Kornhausforums, Bern, der in seinem Text „Zum Kindsein reichte die Zeit nicht“ einen persönlichen Blick auf die Fotografien wirft.Beide haben mit „Das weiße Pferd“ ein außergewöhnliches Buch zusammengestellt und würdigen damit in besonderer Weise die eindrucksvolle fotografische Leistung von Peter Dammann. Denn dieser war keiner, der schnell mal irgendwohin reiste und dann wieder weg war: Ob Straßenjunge oder Primaballerina, Boxer oder Kadett – er wartete den Auftritt seiner Protagonisten geduldig ab: Er betrat in Gegenteil den „Raum hinter der Bühne“, um zunächst behutsam und respektvoll eine Beziehung zu seinem Gegenüber aufzubauen.
Foto: Peter Dammann, Kadettenakademie in Kronstadt, Der elfjährige Wowa, 1997
© Peter Dammann Estate
Foto: Peter Dammann, Sri Lanka, Fischer an der Westküste, 2012
© Peter Dammann Estate
Seine einfühlsamen, größtenteils schwarzweißen Fotografien zeigen oft schwierige, manchmal alptraumhafte Lebensumstände – in Russland, Rumänien, Palästina, der Westbank, Venezuela, praktisch überall auf der Welt. Immer aber erzählen sie von Hoffnung, Würde und dem unbedingten Willen der Menschen, das Leben selbst zu gestalten. Das belegen neben den ausführlichen Bildunterschriften auch seine Texte, wie beispielsweise „Wir sind keine Soldaten, wir sind Kinder“ über kasernierte Schüler in Albanien oder „Wir sind klüger, als ihr denkt“ über vagabundierende Kinder in der Sowjetunion. Zudem wird das Buch angereichert durch Essays der Journalistin Brigitte Hürlimann, so über „Die zwölf Frauen aus dem Zimmer fünf“ oder „Die Fischermädchen aus Coronel (Chile)“.
Wer die Bildreportagen von Peter Dammann betrachtet, findet sich auf Augenhöhe mit den Fotografierten, wird Teil ihrer Geschichte. Der im Dölling und Galitz Verlag erschienene, großformatige Bildband „Das weiße Pferd“ ist daher auch ein empathischer Blick auf das Thema Adoleszenz.
H.-G. v. Zydowitz
Peter Dammann
Das weiße Pferd
Hrsg.: Gabriele Schärer und Bernhard Giger
Mit Texten von Peter Dammann und Brigitte Hürlimann
Texte: Deutsch, mit Begleitheft in Englisch
328 Seiten mit 250 Farb- und Duplexabbildungen
Format: 24 x 32 cm, Halbleinenband mit Fadenheftung und Prägung,
München/Hamburg, Dölling und Galitz Verlag
ISBN: 978-3-86218-122-3; €58,-