Seine nahezu antimodischen Arbeiten, die auf Zeitgeist, Realismus, Persönlichkeit und Ausdrucksstärke seiner Models setzen, statt unmögliche Ideale zu propagieren, revolutionierten das Frauenbild. Denn im Gegensatz zu den meisten FotograFen seiner Zeit distanziert er sich von einer Modefotografie, die sich der Illusion von der ewigen Jugend und Perfektion verschrieben hat, die Lindbergh irreführend und inhuman nennt.
Auch mit den Arbeiten in dem Buch „Shadows on the Wall“ will Lindbergh Schönheitsnormen neu definieren. Es versammelt individuelle, ästhetisch bestechende Porträts der heute interessantesten und talentiertesten Schauspielerinnen der Welt, ausgewählt aus 37.000 bisher unveröffentlichten, schwarzweißen Fotos für den von ihm gestalteten, bahnbrechenden Pirelli-Kalender 2017. Prominente Frauen mit klugen Köpfen werden in ganzseitigen, querformatigen schwarzweißen Bildern schlicht, nahbar und auf mitreißende Art dargestellt – mitsamt ihrer Poren, Fältchen, Sommersprossen und allem, was dazugehört. Anstelle einer traditionell auf Nacktheit konzentrierten Ästhetik und einer Riege vermeintlich makelloser Supermodels nahm er 14 Hollywood-Schauspielerinnen, darunter elf Oscar-Preisträgerinnen, mit denen ihn eine jahrelange, enge und persönliche Beziehung verbindet, vor die Linse: Alicia Vikander, Charlotte Rampling, Helen Mirren, Jessica Chastain, Julianne Moore, Kate Winslet, Léa Seydoux, Lupita Nyong’o, Nicole Kidman, Penélope Cruz, Robin Wright, Rooney Mara, Uma Thurman und Zhang Ziyi.
Die Botschaft von Peter Lindberghs Fotografien ist einfach: Die intimen Bilder verteidigen eine Schönheit, die von starker Individualität spricht, von der eigenen Sensibilität, vor allem aber dem Mut, man selbst zu sein.
H.-G. v. Zydowitz
Peter Lindbergh
Shadows on the Wall
292 Seiten
Format: 37×27 cm, Hardcover
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-6937-8; 80 Euro