Dr. Andreas Kaufmann mit den beiden Gewinnern Martin Kollar und Alejandro Cegarra
Leica Oskar Barnack Preis 2014
Fotos Martin Kollar
„Field Trip“ heißt die Fotoserie mit der Martin Kollar, in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren, den renommierten Leica Oskar Barnack Preis gewonnen hat. Die Fotostrecke entstand im Rahmen des Projektes „The Places“ mit Aufnahmen aus Israel. Das Projekt an dem Martin Kollar zusammen mit zwölf weiteren, international renommierten Fotografen arbeitete, dreht sich um Israel und das Westjordanland. Ziel des Projektes war es, anhand von individuellen Bilderserien ein vielfältiges Porträt des Landes zu zeichnen und damit die Komplexität einer der wohl umstrittensten Regionen aufzuzeigen. Die Zeit in Israel weckt in Kollar Erinnerungen an die eigene Vergangenheit in der kommunistischen Tschechoslowakei. Zufällige Polizeidurchsuchungen und Festnahmen gehören zur Tagesordnung; die Bevölkerung lebt in Angst vor Überwachung und Denunziation. Mit seinen Aufnahmen gibt Martin Kollar eine transparente Darstellung der aktuellen Lebenssituation. Dabei hat er ebenso alltägliche wie auch skurrile und humorvolle Sequenzen eingefangen.
Martin Kollar wurde 1971 in Zilina, der heutigen Slowakei, geboren. Er studierte an der Akademie der musischen Künste in Bratislava. Seine fotografischen Projekte wurden bereits weltweit ausgestellt, beispielsweise in der Maison Européenne de la Photographie in Paris, im Museum of Contemporary Art Shanghai sowie auch beim Krakauer Monat der Fotografie. Darüber hinaus hat er viele Auszeichnungen erhalten.
Leica Oskar Barnack Nachwuchspreis 2014
Fotos Alejandro Cegarra
Der Leica Oskar Barnack Nachwuchspreis 2014 geht an Alejandro Cegarra aus Venezuela. Seine Fotostrecke „The Other Side of the Tower of David“ ist den Hausbesetzern einer Bauruine in Caracas gewidmet. Mit dem Fotoprojekt „The Other Side of the Tower of David“ gibt der venezolanische Nachwuchsfotograf Alejandro Cegarra Hausbesetzern in Caracas ein Gesicht. Ursprünglich als Sitz einer Großbank, Bürokomplex und Hotel der Stadt geplant, bietet die Bauruine des Centro Financiero Confinanzas, auch Torre de David (Turm des David) genannt, heute rund 2000 bis 2500 illegalen Bewohnern ein Zuhause. Das Hochhaus entstand ab 1990 im Auftrag des Investors David Brillembourg. Nach ihm erhielt es auch seinen Namen „Torre de David“. Der bislang nur im Rohbau fertiggestellte Wolkenkratzer besitzt 45 Stockwerke und ist 192 Meter hoch. Bedingt durch die Finanzkrise und den Tod David Brillembourgs wurden die Arbeiten 1994 eingestellt. Im Oktober 2007 besetzten die ersten Bewohner aus den Armenvierteln der Stadt die Investruine. Nach und nach bevölkerten immer mehr Menschen die leer stehenden Etagen und bauten diese mit provisorischen Mitteln in Eigeninitiative zu Wohnungen aus. Außenstehende erhalten nur selten Einblicke in die Gemeinschaft, die sich dort gebildet hat. Der Turm steht im Verruf, Verbrechen und Kriminalität zu beherbergen. Umso mehr überrascht es den Fotografen, wie aufgeschlossen die Menschen ihm gegenübertreten und bereitwillig Einblicke in ihre Privatsphäre gewähren. Alejandro Cegarra zeigt eine „andere“ Facette des Turms: seine Bewohner, die sich nach Normalität, Alltag und Akzeptanz sehnen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit und einem Ort der Sicherheit. Wünsche, die der venezolanische Staat bislang nicht erfüllen konnte. Der Turm ist für seine Bewohner Zufluchtsort und Zuhause, aber auch Symbol ihrer Revolution gegen die Missstände. Was einst als Wahrzeichen der Stadt geplant war und diese als wichtiges Wirtschaftszentrum repräsentieren sollte, weist nun auf das Versäumnis des Staates hin.
Alejandro Cegarra (Jahrgang 1989) war nach seinem Studium der Fotografie und Werbung zunächst in der Werbebranche tätig, bis er als Fotojournalist bei der größten Zeitung Venezuelas, „Ultimas Noticias“, anfing. Heute arbeitet er für The Associated Press in Caracas.