Eine Bootstour von Touristen, zu Besuch im ehemaligen türkischen Dorf Savacan, das 1999 vom Stausee des Birecik-Damms am Euphrat überschwemmt wurde.
Der Garten Eden existiert. Und er ist in Gefahr. Er liegt im Irak, im Sumpfland auf dem Gebiet des antiken Mesopotamiens, und er ist das letzte Überbleibsel der Reichtümer jener Region, die die antiken Kulturen der Sumerer und der Assyrer hervorgebracht hat. Das Gebiet am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris – das größte Feuchtökosystem in Westeurasien – wurde 2016 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Heute ist es von Austrocknung bedroht.
Irak: Ein Marsch-Araber auch Madan genannt, bringt Schilf an einen neuen Ort entlang des Zentralmarsches, da er und seine Familie für die kommende Saison ein neues Zuhause flussaufwärts bauen werden.
Jesidischer Hirte mit seiner Schafherde in der Nähe des Flusses Tigris. Pesh Khabur Grenze.
1991 ließ Saddam Hussein Dämme errichten, um die schiitischen Rebellen zu vertreiben, die sich in die Region zurückgezogen hatten. Nach dem Sturz des Diktators zerstörten die Bewohner die Dämme, sodass sich das Wasser wieder ungehindert ausbreiten konnte. Doch die vom Wasser bedeckte Fläche schrumpft seitdem rapide: Lag sie 1990 noch bei bis zu 13 000 km², so sind es heute nur noch 1600 km². Die Ursachen hierfür sind eine ungenügende Ressourcenverwaltung durch die irakische Zentralregierung sowie die Errichtung mehrerer Staudämme in der Türkei, die zu Wassermangel in den Flüssen Mesopotamiens führt.
Jesidischer Landbesitzer und Bauer in der Nähe des Ufers des Tigris. Pesh Khabur Grenze.
Nur eine gemeinsame Anstrengung der Anrainerstaaten von Euphrat und Tigris kann eine ökologische Katastrophe von ungeahntem Ausmaß verhindern: die Vernichtung eines einzigartigen Lebensraumes und der Niedergang einer jahrtausendealten Kultur, die auf Fischfang und Büffelzucht beruht. Anderenfalls droht durch die fortschreitende Austrocknung im Süden des Landes der nächste Konflikt. Mathias Depardon ist dem Lauf des Tigris gefolgt, von den Staudämmen in der Türkei bis zum Schatt al-Arab im Süden des Irak, und er berichtet von einem Fluss, der unter großen Baumaßnahmen, Kriegen und andauernder Trockenheit leidet.
Irak: Männer entladen von mehreren von den traditionellen Booten der Madan) Schilf, das an den Ufern des Central Marsh geerntet wird. Die einzigartige Biosphäre der Region, ihre angestammte Kultur und ihr wirtschaftliches Gleichgewicht, das auf Fischerei, Büffelzucht und dem Schneiden und Sammeln von Schilf beruht, sind vom Verschwinden bedroht.
Mathias Depardon begann seine Laufbahn bei der belgischen Tageszeitung Le Soir, er veröffentlicht regelmäßig in Geo sowie National Geographic, und seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Seine Bilder zeichnen sich durch einen einzigartigen Stil aus, eine charakteristische Farbgebung und einen Blick, der alles offenlegt. Als er 2017 in der Türkei die dortige Problematik der Wasserversorung dokumentierte, wurde er verhaftet und einen Monat im Gefängnis festgehalten, bis der französische Präsident Macron seine Freilassung erwirkte. Seiner journalistischen Entschlossenheit hat das keinen Abbruch getan. Mit dieser Ausstellung ist ihm ein Roadmovie gelungen, das einen schleichenden Todeskampf zeigt.