Von links: Lars Boering, Preisträger Sourav Das, Gregor Auenhammer
Foto Johannes Zinner
Zum zehnten Mal die Gewinner:innen des internationalen Fotowettbewerbs Global Peace Photo Award im Österreichischen Parlament mit der Alfred-Fried-Friedensmedaille ausgezeichnet. Die Keynote des Abends hielt Alexander Cherkasov, der das Memorial Human Rights Centre repräsentiert, das am 10. Dezember 2022 in Oslo den Nobel Peace Prize erhalten wird.
Preisträger:innen des Global Peace Photo Awards 2022
Ana Maria Arévalo Gosen aus Venezuela für „Sinfonía desordenada – eine wilde Sinfonie“
Artem Humilevski aus der Ukraine für „Giant. Riese.“
Mary Gelman aus Russland für: „Minya und Tatjana“
Maryam Firuzi aus dem Iran für „The scattered memories of distorted future – die verstreuten Erinnerungen einer „verzerrten“ (ungewissen?) Zukunft“
Sourav Das aus Indien für „A Small yet Great Victory Over the Pandemic“ – Ein kleiner, großer Sieg über die Pandemie
In seiner Begrüßung betonte Wolfgang Sobotka, der Präsident des Österreichischen Nationalrates, die außergewöhnliche Zusammenarbeit mit dem Global Peace Photo Award und wie wichtig es ist, in diesen Zeiten dem Frieden ein Forum zu bieten. Dieses Bekenntnis wird in Zukunft auch im Österreichischen Parlament noch deutlicher spürbar sein. Die Bilder der Preisträger werden im Auditorium für jeweils ein Jahr gezeigt. Das ist jener Raum, in dem vorwiegend die Pressekonferenzen stattfinden werden.
Peace Image of the Year 2022
GPPA; Wiener Parlament Foto Thomas Pöhler
Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis „Peace Image of the Year 2022“ ging an den indischen Fotografen Sourav Das für seine Reportage, die darüber berichtet wie während des weltweiten Corona bedingten Bildungsnotstandes die Initiative des indischen Lehrers Deepnarayan Nayak die Wände der Häuser seines Dorfes in Schultafeln verwandelte.
Award Ceremony, Global Peace Photo Award 2022, Österreich, Parlament, Wien
Foto Martin Ackerl
Für Millionen Mädchen und Jungen hat Corona bedeutet, dass sie oft über Monate hinweg keinerlei Schule mehr besuchen konnten. Corona hatte einen weltweiten Bildungsnotstand geschaffen, der mehr war als ein Verlust im Erlernen des kleinen Ein-mal-eins: In vielen armen Ländern bedeutete das Schließen der Schulen auch, dass Kinder die einzige feste Mahlzeit am Tag nicht mehr bekommen haben. Aber es gab auch wunderbare Ausnahmen! Es gab Initiativen wie jene des indischen Lehrers Deepnarayan Nayak, der die Schule in seinem Dorf kurzerhand ins Freie verlegte. Er hat die Wände der Häuser in Schultafeln verwandelt. Er hat die Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Infektion auf die Wände gemalt, er lehrte die Kinder im Umgang mit Masken und ließ sie in Sicherheitsabständen Schule im Freien absolvieren, selbst das Fach Biologie inklusive eines Blickes durchs Mikroskop. Der indische Fotograf Sourav Das hat Szenen aus dem Alltag dieser ungewöhnlich kreativen und liebenswerten Dorfschule eingefangen. Er hat dieser friedvollen Aktion ein kleines Denkmal gesetzt. Und auf kleinster denkbarer Ebene ist hier einer der 54 Artikel der UN-Kinderrechtskonvention umgesetzt: das Recht auf Bildung.
Sourav Das, geboren 1987, bezeichnet übrigens auch seine Kamera als ein Instrument des Lernens. Er beruft sich dabei auf den berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson, wenn er sagt: „“Mit einem Auge schaust du auf die Welt, mit dem anderen in dich selbst hinein.”“ 2011 hat Das einen Master in Arts gemacht, sich danach auf die Fotografie konzentriert.
Er versteht sich als „street photographer“, will sozialen Wandel in seiner Gesellschaft dokumentieren. Der Fotografie traut er dabei zu, ähnlich aussagekräftig zu sein wie eine Novelle, ein Lied oder ein Gemälde.
The Children’s Peace Image of the Year 2022
Zoya Yeadon bei der Preisverleihung
Foto Thomas Pöhler
Das mit 1000 Euro dotierte beste Friedensbild in der Kinder- und Jugendkategorie, „The Children’s Peace Image of the Year 2022“, gewann die 10-jährige Zoya Yeadon aus Mauritius.
Ihr Foto „Dreaming in the Peaceful Sea” zeigt das von Lichtreflexen und Blau umgebene scheinbar schwerelose Schweben und Träumen in einer friedlichen See. Zoya Yeadon ist eine gute Schwimmerin. Aber das ist nun das Unspektakulärste, was sich über sie sagen lässt. Auf Mauritius geboren, ist sie eigentlich, wie ihr Vater sagt, „im Herzen eine Nomadin“. Neugierig auf die Welt. Die letzten fünf Jahre hat sie in einem Wohnmobil verbracht, dabei mehr als 80 Länder bereist. Unterrichtet wird sie in einem Programm der Wolsey Hall Oxford, einem homeschooling college, vielleicht der berühmtesten, mindestens einer der ältesten Schulen dieser Art, 1894 gegründet. Ihre besten Fächer? Geographie natürlich. Und Mathematik und Englisch. Aber neben ihrer Muttersprache beherrscht Zoya recht gut auch Russisch und Französisch. Ihr Vater beschreibt sie als „erstaunlich belastbar“ und „unerschütterlich in einer Krise“. Als fröhlich und furchtlos. Zoya fotografiert mit einer Leica ihres Vaters.
Copyright: Klaus Lorbeer / Global Peace Photo Award 2022.
Im Bild das Jury-Team 2022 (von links unten bis rechts oben): Martin Ackerl, Lois Lammerhuber, Stephanie Harke – die Jurypräsidentin 2022, Silvia Lammerhuber, Gisela Kayser, Alain Mingam, Johanna Reithmayer, Eric Falt, Kathrin Kosaca, Pascal Maitre, Lars Boering, Jim Casper, Werner Sobotka, Klaus Lorbeer, Peter-Matthias Gaede, Hilde Sandvik, Gerd Ludwig, Jochen Manninger, Barbara Grötschnig und Andreas Lamm. Die Jurymitglieder kommen aus USA, Indien, Deutschland, Frankreich, Norwegen, Niederlande und Österreich.
Lois Lammerhuber, der gemeinsam mit seiner Frau Silvia Lammerhuber den Global Peace Photo Award initiiert und seit Anbeginn organisiert hat, erinnerte daran, dass „Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg ist, sondern etwas, das ich als „Gelungenes Leben“ bezeichnen möchte. Jedes Jahr berühren uns die eingereichten Fotos und Geschichten aufs Neue mit ihrer Kreativität und Passion für das Gute und Friedvolle auf dieser Welt.“
Zehn Jahre Global Peace Photo Award
Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur der Zeitschrift GEO 1994 – 2014, würdigte das 10-jährige Bestehen des Global Peace Photo Award: „“In den nun zehn Jahren seines Bestehens hat der Global Peace Photography Award an Größe auf nahezu jedem Feld gewonnen. Die Jury ist großes Orchester geworden. 29 Frauen und Männer aus neun Nationen gehören ihr mittlerweile an – aus sechs europäischen Ländern, aber auch aus Lateinamerika, China und den USA.”
Einzig offenbar von einer überzeugenden Idee angelockt, sind die alljährlichen Verleihungen zu einem Gipfeltreffen weltweit anerkannter Vertreter des Friedens und der Menschenrechte geworden.
Friedensnobelpreis-Organisationen zu Gast
Die Keynote des Abends hielt Alexander Cherkasov, der das Memorial Human Rights Centre repräsentierte, das am 10. Dezember in Oslo den Nobel Peace Prize 2022 erhalten wird, gemeinsam dem Center of Civil Liberties aus der Ukraine – dessen Vorsitzende Oleksandra Matviichuk eine Videobotschaft geschickt hatte – und dem belarussischen Dissidenten und Menschenrechtler Ales Bjaljazki. „“In der Tat hat Memorial viele Jahre lang versucht, etwas Ähnliches zu tun wie die Preisträger der heutigen Zeremonie: Die Vergangenheit aufzuzeichnen, die totalitäre Vergangenheit Russlands und Europas im zwanzigsten Jahrhundert, das Jahrhundert der totalitären Imperien, um zu verhindern, dass dies wieder geschieht. Nie wieder.”
Der Global Peace Photo Award wird in Kooperation von Edition Lammerhuber, Photographischer Gesellschaft (PHG), UNESCO, Österreichischem Parlament, der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, des Internationalen Press Institute (IPI), des Deutschen Jugendfotopreises, World Press Photo Foundation, POY LATAM, LensCulture und Vienna Insurance Group ausgelobt.
Inspiriert wurde der Preis von dem österreichischen Pazifisten und Schriftsteller Alfred Hermann Fried (* 11. November 1864 in Wien; † 4. Mai 1921 in Wien). Fried wurde 1911 gemeinsam mit dem Organisator der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht Tobias Asser der Friedensnobelpreis verliehen.