Die Ur-Leica vom März 1914 nahm Ernst Leitz II kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs mit auf eine Geschäftsreise
nach New York. Er erprobte in den Straßenschluchten der Metropole, was man mit dieser Kleinbildkamera erreichen kann. Vieles an der Feinmechanik und Optik dieses Prototyps war noch zu verbessern, doch er sah bereits auch die großen Chancen für die Zukunft.
Oskar Barnack, der Leiter der Mikro-Versuchsabteilung von Leitz, begeisterter Amateurfotograf und Hobbyfilmer, hatte neben seinen beruflichen Aufgaben einen Apparat zur Ermittlung der genauen Belichtungszeit für Filmaufnahmen konstruiert und zu einem Kamerasystem weiterentwickelt. Dieses basierte auf dem beidseitig perforierten Kinofilm, wobei Oskar Barnack für die Stehbildfotografie aus Qualitätsgründen das Kinobildformat von 18 x 24 auf ein Negativformat von 24 x 36 Millimetern verdoppelt hatte. Was aus heutiger Sicht als ein Geniestreich gefeiert wird, weil es die Art und Weise zu fotografieren revolutioniert hat, war allerdings ein gewaltiges unternehmerisches Risiko, dessen Folgen kaum absehbar waren.
Barnacks Idee war, das Aufnahmeformat für das Laufbild im Kino von 18 x 24 für ein Stehbild auf das Format von
24 x 36 Millimeter zu verdoppeln.
dasfotoportal.de: Herr Dr. Kühn-Leitz, das nach Ihrer Familie benannte Wetzlarer Unternehmen Leitz, in dem Sie viele Jahre Mitglied der Geschäftsführung waren, hatte es unter Ihrem Urgroßvater zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts als größter Mikroskophersteller bereits zu Weltruf gebracht. Der Entschluss Ihres Großvaters, mit der Leica ein neues fotografisches System auf dem Markt einzuführen, führte zu einer Erfolgsgeschichte ohne Gleichen. Sie sprechen in Ihrer Biographie bewundernd über die Weitsicht Ihres Großvaters, aber auch über die großen Risiken seiner Entscheidung, die Sie mit einem „Ritt über den Bodensee“ vergleichen. Warum?
Dr. Knut Kühn-Leitz
Dr. Knut Kühn-Leitz: Als Global Player waren die Leitz-Werke schon Anfang des 20. Jahrhunderts besonders vom Export abhängig. Im Ersten Weltkrieg hatte das Unternehmen durch Enteignung seiner Vertriebsorganisationen die Märkte in den Vereinigten Staaten, in Russland sowie in England mit seinem Kolonialreich verloren und konnte auf das Vertriebsgeschehen auf seinen wichtigsten Exportmärkten keinen Einfluss mehr nehmen. Dies galt nach der Oktoberrevolution 1917 insbesondere für Russland. Die Importe von Leitz-Mikroskopen hörten nach der Machtergreifung der Kommunisten mit der Liquidierung der Leitz-Niederlassung auf. Zudem hatte Großbritannien hohe Einfuhrzölle auf alle optischen Erzeugnisse aus Deutschland erhoben, um dadurch geschützt, eine eigene Industrie aufbauen zu können.
Das nur briefmarkengroße Filmformat stellte sehr große Anforderungen an die Qualität von Feinmechanik
und Optik der Kamera. Genauso wichtig war es, ebenso leistungsfähige Geräte für die Wiedergabe zu entwickeln, um von den kleinen Negativen große Bilder vergrößern oder kleine Diapositive groß projizieren zu können.
dasfotoportal.de: Und wie sah der Binnenmarkt aus?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Die Universitäten und Krankenhäuser im Deutschen Reich hatten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kaum die Mittel zur Anschaffung von Forschungs-, Labor- und Studentenmikroskopen von Leitz. Am Ende der Hyperinflation in Deutschland waren mit der Währungsreform vom 15. November 1923 sämtliche Geldvermögen der Deutschen vernichtet. Es herrschte eine dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation mit einem Millionenheer von Arbeitslosen ohne Arbeitslosengeld. Ausgerechnet in dieser Zeit entschied Ernst Leitz im Juni 1924 gegen den Rat einiger seiner engsten Mitarbeiter, ein neues fotografisches System einzuführen, um Arbeitsplätze zu erhalten. Das zeigt sein visionäres Denken und seinen unternehmerischen Wagemut. Diese Entscheidung mit ihren großen Risiken war mit einem „Ritt über den Bodensee“ zu vergleichen.
Die von Barnack entwickelte dreiteilige Tageslichtpatrone spielte in dem neuen fotografischen System eine herausragende Rolle. Ihre äußeren Abmessungen, die vorgegebene Länge des Films für 36 Aufnahmen und der Filmanschnitt wurden später von allen Filmherstellern für ihre konfektionierten Kleinbildfilme übernommen und von allen Kleinbildkameraherstellern berücksichtigt. Das blieb so während des Analogzeitzeitalters der Fotografie im 20. Jahrhundert und gilt auch heute noch.
dasfotoportal.de: Woraus bestand 1925 das neue fotografische System?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Das System zur Leica I bestand aus einer Tageslichtpatrone, einer Entwicklungstrommel, einem Vergrößerungsgerät und einem Projektor für Filmstreifen. Ab 1930 kam nach und nach eine Vielzahl von Wechselobjektiven hinzu. Eine besondere Rolle spielte die dreiteilige Tageslichtpatrone aus Metall, die einen Filmwechsel bei Tageslicht erlaubte. Die von Barnack festgelegten äußeren Abmessungen dieser Kassette und die Filmlänge von 1,60 Meter wurden Jahre später weltweit von allen Filmherstellern für ihre konfektionierten Tageslichtpatronen für den Kleinbildfilm (KB35) übernommen und von allen Kleinbildkameraherstellern berücksichtigt.
Die Weiterentwicklung der Ur-Leica setzte erst nach Ende des Ersten Weltkrieges um 1920 ein. Ernst Leitz II veranlasste dazu eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Feinmechaniker Oskar Barnack und dem Mathematiker Max Berek. Der Erfolg der Leica hing entscheidend von einer überragenden Qualität der Optik ab und damit von der guten Vergrößerbarkeit der kleinen Negative. Was Barnack für die mechanische Vollendung der Leica leistete, tat Berek für die Optik. Die Leica I wurde 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgesellt.
dasfotoportal.de: Die Fachzeitschriften waren voll des Lobes, als die Leica auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1925 erschien: die handliche, leichte Konstruktion zur Verwendung des vorhandenen Kinofilms, die Kupplung von Verschlussaufzug und Filmtransport sowie die Möglichkeit, bis zu 36 Aufnahmen in rascher Folge machen zu können. Besonders wurden die Verarbeitungsqualität des Kameragehäuses und das von Max Berek gerechnete Hochleistungsobjektiv Elmar 1:3,5/50 mm gelobt. Nach Lektüre dieser Artikel konnte man von einem Verkaufsboom ausgehen.
Dr. Knut Kühn-Leitz: Das war leider zunächst nicht der Fall. Der Vertriebsweg über den Fotofachhandel stand dem Mikroskophersteller Leitz nicht zur Verfügung. Was nutzt das beste Produkt, wenn die Vertriebsstrecke fehlt? Hinzu kam die zu erwartende Konkurrenz zum Zeiss-Konzern, der den Kameramarkt in Europa mit zahlreichen Modellen beherrschte.
Die deutschen Fotohändler waren nach der Währungsreform aus Geldmangel der Amateure weder an der neuen kleinen, aber teuren Leica mit ihrem Zubehör, noch an der neuen zeitraubenden Vergrößerungstechnik briefmarkengroßer Negative interessiert. Die Fotohändler haben 1925 und Jahre danach von den belichteten und entwickelten Fotoplatten oder Rollfilmen Kontaktkopien auf Fotopapier hergestellt. Das war in der wirtschaftlich schlechten Zeit ein einträgliches Geschäft. Vergrößerungen vom Negativmaterial waren so gut wie unbekannt. Bei der Leica sollte es also den Amateuren überlassen bleiben, die belichteten Kleinbildfilme mit Negativen von nur 24 x 36 Millimeter in ihrer Dunkelkammer oder im Badezimmer selbst zu entwickeln und die Negative auf Fotopapier in einer Art „Trial-and-Error-Methode“ zu vergrößern. Das Know-how sollte Leitz liefern. Aber wie viele Amateure würden dem folgen?
Das neue fotografische System bestand zunächst aus der Leica mit ihrer Tageslichtpatrone, zwei Geräten zur Herstellung von Vergrößerungen im Format von 9 x 14 cm (Postkarte) oder 6 x 9 cm und dann später mit einem variablen Vergrößerungsgerät, mit dem Bilder bis 20 x 30 cm gemacht werden konnten. Hinzu kamen eine Entwicklungstrommel für die belichteten Filme und ein Projektor für Filmstreifen.
dasfotoportal.de: Wie war die Akzeptanz der Leica bei den professionellen Fotografen?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Die Berufsfotografen mit ihren großformatigen Plattenkameras lehnten die neue „Kleinfilmkamera“ Leica von vornherein ab: Die Brennweite von 50 Millimeter sei zu kurz. Landschaften würden kaum erkennbar gezeichnet. Viele Details seien bei einer Vergrößerung eines nur briefmarkengroßen Negativs nicht mehr zu erkennen. Porträtaufnahmen ließen sich mit einer derartig kurzen Brennweite nicht machen. Wie lange würde es dauern, bis ein Porträtfotograf alle 36 Aufnahmen auf dem Film belichtet hätte, um ihn endlich entwickeln zu können? So viel Zeit hatte man nicht. Das Fazit der Berufsfotografen war: Die Leica ist eine Modesache, die ebenso schnell wieder verschwinden wird, wie sie gekommen ist.
dasfotoportal.de: Ein entscheidendes Hindernis für den Vertrieb der Leica war sicher das Aufnahmematerial, mit dem die mechanische und optische Leistungsfähigkeit der Kamera nicht nachgewiesen werden konnte.
Dr. Knut Kühn-Leitz: Das ist richtig. Der beidseitig perforierte Kinofilm war für die Projektion eines Laufbildes auf einer großen Leinwand im Kino entwickelt worden und nicht für die Stehbildfotografie mit hohen Vergrößerungen von kleinen Negativen. Besonders nachteilig war die zu geringe Lichtempfindlichkeit der Filme von nur 7/10 DIN, die bei Filmaufnahmen in Hollywood oder Babelsberg keine Rolle spielte.
Das bei Vergrößerungen des kleinen Negativs sichtbare Korn aus Silberkristallen trat bei allen Versuchen zur Erhöhung der Filmempfindlichkeit noch stärker hervor. Der bedeutende Pionier der Kleinbildfotografie Dr. Paul Wolff bemerkte zu den Anfängen der Kleinbildfotografie: „Es fehlten alle Voraussetzungen von Seiten der Photochemie, die es ermöglicht hätten, ansehnliche Vergrößerungen der kleinen Originale mit Erfolg durchzuführen… Es war ein Kreuz… Zu Postkartenbildchen langte es eben.“ An das Herausvergrößern von Bildausschnitten eines Negativs – wie später üblich – war überhaupt nicht zu denken. Daher wurde schnell nach Teleobjektiven gefragt. Das erste langbrennweitige Objektiv zur Leica, das Elmar 1:4,5/135 mm, erschien bereits 1931.
Vieles wurde unternommen, um die Entstehung des Silberkorns durch neue „Feinkornentwickler“ zu unterdrücken. Paul Wolff schlug vor, die Filme reichlich zu belichten und kurz zu entwickeln. Das half zwar, aber es erhöhte die ohnehin zu langen Belichtungszeiten insbesondere bei Einsatz von Gelbfiltern. Der Vorschlag von Wolff war auf Dauer also keine Lösung. Es mussten für die Kleinbildfotografie völlig neue Emulsionen von den großen Firmen der Fotochemie mit erheblichem Kapitaleinsatz entwickelt werden. Diese mussten deutlich höher empfindlich sein und gleichzeitig das störende Korn so weit als möglich unterdrücken.
Während die Leica I zunächst nur mit einem eingebauten Objektiv, dem Elmar 1:3,5 mm, ausgestattet war, konnte sie ab 1930 auch mit dem lichtstärkeren Hektor 1:2,5/50 mm ausgerüstet werden. Zur gleichen Zeit wurden die Leica und beide Objektive alternativ mit Wechselgewinde ausgestattet. Die zwei Standard-Brennweiten wurden zudem durch ein Weitwinkelobjektiv und, ab 1931, durch längere Brennweiten ergänzt. Das war der Beginn einer immer größer werdenden Palette von Wechselobjektiven und einem wachsenden Angebot von Zubehör insbesondere für Wissenschaft und Technik.
dasfotoportal.de: Heißt das, dass die Leica anfangs keine so große Erfolgsgeschichte war, wie oft dargestellt?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Die ersten vier Jahre der Leica-Produktion waren für Leitz besonders hart. Das Werk arbeitete mit Verlusten. Niemand konnte sagen, ob und wann adäquates Aufnahmematerial für die Leica zur Verfügung stehen würde. Die großen Unternehmen der fotochemischen Industrie, wie Agfa und Kodak, stellten in dieser Zeit pro Jahr Millionen Meter Kino-Rohfilm für die Produktion von Spielfilmen her. Sie waren nicht daran interessiert, mit hohen Kosten eine völlig neue Filmemulsion für kleine Stückzahlen von 1,60 Meter lange Filmstreifen für Stehbildkameras eines Mikroskopherstellers – noch ohne Vertriebsstrecke – zu entwickeln und zu produzieren. Hätte einer der großen deutschen Filmproduzenten, wie die Universum Film AG (UFA), Potsdam oder die Bavaria Film AG, Grünwald bei München, Mängel an dem gelieferten Kino-Rohfilm entdeckt, so hätte die Agfa alles daran gesetzt, diese so schnell wie möglich zu beseitigen.
Trotz der großen Mängel der Filme stiegen bei Leitz die jährlich gefertigten kleinen Stückzahlen der Leica. Aber in den ersten vier Jahren von 1925 bis 1928 wurden nur 13.000 Kameras mit 190 kleinsten Einzelteilen in einer Art Manufaktur hergestellt. Das ist für ein Gebrauchsgut für Amateure viel zu wenig. Diese Stückzahl entsprach der Produktion nur eines Jahres von Leitz-Mikroskopen vor dem Ersten Weltkrieg. Das wirtschaftliche Ergebnis des neuen Fertigungsbereichs war ein hoher Verlust. Zudem arbeitete das erst 1923 eröffnete Zweigwerk in Rastatt zur Herstellung eines neuen Kinoprojektors mit Verlusten. 1928, mit Einführung des Tonfilms, musste es auf Druck der einen hohen Kredit gebenden Bank geschlossen werden. Nur die Konstruktionsunterlagen, Patente, Maschinen und Anlagen konnten an die AEG, Berlin, verkauft werden.
dasfotoportal.de: Wann begann tatsächlich die Erfolgsgeschichte der Leica?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Kurz bevor der Marktführer Zeiss 1932 – sieben Jahre nach Einführung der Leica – mit seiner „Contax“ auf den Markt kam, hatten Agfa und Kodak große Entwicklungsanstrengungen unternommen, das ungenügende Filmmaterial für die Kleinbildfotografie durch neue Emulsionen mit höherer Filmempfindlichkeit und kaum sichtbarem Korn zu ersetzen. Mit dem „Isochromfilm“ von Agfa konnte Leitz ab 1932 endlich den Beweis für die Leistungsfähigkeit der Leica und ihrer Objektive mit hervorragenden Vergrößerungen liefern. Paul Wolff stellte 1933 hundert Vergrößerungen seiner brillanten Leica Aufnahmen im Format 40 x 60 Zentimeter für eine weltweite Ausstellung zusammen. Endlich erfüllte sich das Ziel von Barnack: „Kleines Negativ, großes Bild“. Die Zahl der verkauften Kameras aus Wetzlar stieg von nun an Jahr für Jahr rapide, insbesondere auch, weil die Fotohändler schließlich bereit waren, das von Leitz entwickelte neue Vergrößerungssystem voll einzusetzen.
Erst der Agfa Isochrom-Film, der 1932 auf den Markt kam, erlaubte mit seiner wesentlich höheren Filmempfindlichkeit und einem kaum sichtbaren Korn die wirkliche Leistungsfähigkeit der Leica durch Großvergrößerungen zu beweisen.
dasfotoportal.de: Die Leica hat die Fotografie revolutioniert. Was waren die Gründe?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Das Leica-System löste trotz der geschilderten Anfangsschwierigkeiten eine Revolution in der Fotografie aus. Die kleine, leichte Kamera – sie wog einschließlich einer Filmkassette nur 500 Gramm – erlaubte es, das Leben unbemerkt und dennoch mitten im Geschehen zu fotografieren. Sie brachte eine neue Beweglichkeit, denn mit ihr konnten schnell nacheinander bis zu 36 Aufnahmen gemacht werden. Mit der Leica und ihren Wechselobjektiven wurde es möglich, Bilder von nie gekannter Lebendigkeit festzuhalten. An die Stelle statischer Aufnahmen mit Plattenkameras traten nun dynamische Bilder. Mit der Kleinbildkamera gelang es erstmals, spontan den unwiederbringlichen Augenblick einzufangen. Jetzt konnten unbeobachtet Alltagsmomente oder Mächtige der damaligen Zeit in entlarvenden Posen eingefangen werden. Anfang der 1930er Jahre, in denen das gehetzte großstädtische Publikum keine Zeit mehr zum Lesen langer Texte hatte, fanden die Illustrierten mit einem immer größeren Bildteil reißenden Absatz mit Millionen von Exemplaren. Die Leica legte mit ihrer dynamischen Live Fotografie den Grundstein zum modernen Fotojournalismus. Die Entscheidung von Ernst Leitz, mit der Leica ein neues fotografisches System einzuführen, war somit in besonderem Maße auch eine kulturelle Tat.
dasfotoportal.de: Und wie wirkte sich seine Entscheidung wirtschaftlich aus?
Dr. Knut Kühn-Leitz: Schon bald, nachdem die wirkliche Leistungsfähigkeit des neuen Systems nachgewiesen werden konnte, wurde der Fotosektor von Leitz zum bedeutendsten Umsatzträger des Unternehmens. Viele fototechnische Firmen brachten – der Leica folgend – immer neue Modelle für die Kleinbildfotografie heraus. Die Leica wurde fast 300-mal kopiert. Das Original aus Wetzlar blieb mit seiner schnellen Weiterentwicklung die vielseitigste und universell einsetzbarste Kleinbildkamera der Welt.
Die fotochemische Industrie verkaufte pro Jahr bald schon Millionen von Tageslichtpatronen für den 35KB-Film für schwarzweiß, und später, Farbpositiv- oder Farbnegativ-Aufnahmen. Hinzu kamen Milliarden von Abzügen auf Fotopapier.
Das schnell steigende Zubehör zur Leica für Wissenschaft und Technik und die populäre Diaprojektion in den 1950er Jahren brachten Leitz und anderen Firmen der Fototechnik große Erfolge.
Zum Ende des Analogzeitalters der Fotografie erreichte das Kleinbildformat 90 Prozent aller verkauften Filmpackungen und war damit zum erfolgreichsten Aufnahmematerial des 20. Jahrhunderts geworden.
dasfotoportal.de: Vielen Dank für dieses Gespräch, das wir mit dem spannenden Thema „Welche bedeutenden neuen Felder der Fotografie eröffneten sich mit der Leica in den 1930er Jahren“ fortsetzen wollen.
Das Interview führte Heiner Henninges, danke für die Unterstützung durch Günter Osterloh, ehemaliger Leiter der Leica Akademie und Betreuer des Leica Archivs und H.- G. v. Zydowitz, ehemals Leiter der Pressestelle bei Leica.