Fridericianum, Kassel, 10. Mai 2022, Foto: Nicolas Wefers
Auf dem Weg zur documenta fifteen lädt ruangrupa gemeinschaftsorientierte Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt ein, miteinander lumbung zu praktizieren und an neuen Nachhaltigkeitsmodellen sowie kollektiven Praktiken des Teilens zu arbeiten.
The Black Archives, Black Pasts & Presents: Interwoven Histories of Solidarity, 2022,
Installationsansicht, Kassel, 11 Juni 2022, Foto: Frank Sperling
The Black Archives ist ein historisches Archiv mit einer einzigartigen Sammlung von Büchern, Dokumenten und Artefakten – allesamt das Erbe Schwarzer niederländischer Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen. Es dokumentiert die Geschichte Schwarzer Emanzipationsbewegungen und Individuen in den Niederlanden.
Aktuell umfasst das Archiv über 10.000 Bücher, Dokumente, Fotografien, audiovisuelle Zeugnisse und Artefakte zur Geschichte von Menschen surinamischer oder afrikanischer Abstammung in den Niederlanden.
Agus Nur Amal PMTOH, Tritangtu, 2022,
Installationsansicht, Grimmwelt, Kassel, 14. Juni 2022, Foto: Nils Klinger
In der Grimmwelt sind neben der Künstlerin JumanaEmil Abboud, die sich in ihrer Arbeit auf traditionelle und zeitgenössische Narrative zum Thema Wasser und Wasserquellen bezieht, das Kollektiv Alice Yard sowie der Künstler Agus Nur Amat PMTOH vertreten. Der professionelle Geschichtenerzähler aus Indonesien präsentiert hier Videos und Installationen, die er mithilfe alltäglicher Fundstücke hergestellt hat. Diese Objekte spiegeln seine Praxis als Geschichtenerzähler wider und werden zusätzlich durch musikalische Darbietungen, die auf sundanesischen Lebensprizipien beruhen, untermalt.
Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR), Carlos Rodriguez
Cardenas, Manera de marchar adelante (A way forward), 2022, Installationsansicht,
documenta Halle, Kassel, 12. Juni 2022, Foto: Nicolas Wefers
Das Instituto de Artivismo Hannah Arendt entstand aus einer Kunstaktion in Havanna. Im Mai 2015 veranstaltete die Künstlerin und Aktivistin Tania Bruguera eine kollektive Lesung aus Arendts Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft (1951). 100 Stunden lang lasen und diskutierten die Teilnehmer*innen Arendts wegweisende Studie über totalitäre Systeme, die in Kuba bis heute von größter Bedeutung ist.
iese Aktion bildete den Höhepunkt der Kampagne #YoTambiénExijo, die Bruguera mit einer Gruppe kubanischer Bürger*innen in den Jahren 2014/15 initiierte. Sie forderten vom kubanischen Regime Auskunft über den Inhalt der Gespräche zur Wiederaufnahme bilateraler Beziehungen zwischen Kuba und den USA. Innerhalb weniger Tage setzten mehr als 20.000 Menschen über die sozialen Netzwerke eine beispiellose Bürgerkampagne in Gang. In diesem Moment wurde der Kultursektor zu einem Akteur des gesellschaftspolitischen Wandels in Kuba. Für die documenta fifteen präsentiert INSTAR eine Gegenerzählung zur kubanischen Kulturgeschichte, die zwischen Havanna und Kassel installiert ist. Ein historisches utopisches Modell kollektiver Selbstverwaltung dient als Inspiration.
Saodat Ismailova, Bibi Seshanbe, 2022, Installationsansicht,
Fridericianum, Kassel, 11. Juni 2022, Foto: Nicolas Wefers
Saodat Ismailova ist eine Filmemacherin und Künstlerin, die in der postsowjetischen Ära großgeworden ist und sich ein Künstler*innenleben zwischen Paris und Taschkent aufgebaut hat, dabei aber ihrer Heimatregion als einer Quelle kreativer Inspiration tief verbunden bleibt.
Ismailovas Beitrag zur documenta fifteen kreist um die Vorstellung der Chilltan. In zentralasiatischen Kulturen sind Chilltan Gestaltwandler. Sie können die Form junger oder älterer Frauen, von Tieren wie Schlangen, Vögeln oder Tigern, von belebten oder unbelebten Teilen der Natur und sogar von Naturphänomenen wie Wind oder Wolken annehmen. Das Wort chilltan stammt aus dem Persischen und bedeutet „40 Körper“ oder „40 Wesen“, die keinem bestimmten Geschlecht angehören. Ismailova erforschte das Motiv der Zahl 40 bereits seit ihrem Debütfilm 40 Days of Silence
Asia Art Archive, Nilima Sheikh in collaboration with Sanjay Soni and the
family of Vishnu Prasad Jadia from Mathura, 2000-2020, Installationsansicht, Fridericianum, Kassel,
11. Juni 2022, Foto: Frank Sperling