Katharina (41) lebt in Stuttgart und wurde von der ersten bis zur zehnten Klasse gemobbt.
Am 9. Januar 1994, dem letzten Tag ihrer Weihnachtsferien, schrieb sie in ihr Tagebuch: Weil ich Angst habe“. Eine*r von vier Schüler*innen fühlt sich in der Schule nicht sicher und insgesamt 60 Prozent erleben Isolation, Hänseleien oder sogar körperliche Gewalt, während sie ihrer Schulpflicht nachkommen.
Wie prägt Mobbing während der Schulzeit das Leben der Betroffenen langfristig? Und was können wir als Gesellschaft dagegen tun? Shirin Abedi möchte in ihrer Arbeit Invisible Students verstehen, wie Diskriminierung und Xenophobie in unserem Bildungssystem – einem Mikrokosmos unserer Gesellschaft – toleriert und über Generationen weitergegeben werden.
„If your pictures aren’t good enough, you aren’t close enough“. Die Verhältnisse von Nähe und Distanz sind aus den Fugen geraten. Robert Capas in die Jahre gekommenes Diktum verliert vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie weiter an Bedeutung. Die Student*innen des Studiengangs Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der HS Hannover wagen sich in ihren Abschlussarbeiten an eine Neuverhandlung. Wie kann die Überwindung von Distanzen Unverständliches verständlicher machen? Wann rückt sie Verdrängtes in bedrohliche Nähe? Wie lässt sich die eigene Lebenswelt aus kritischer Distanz heraus betrachten, dokumentieren und verhandeln?
Identität – Zwischen Selbstbeobachtung und Selbstdarstellung
© 2021 Arne Gutknecht
Sexualisierte Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und wird dennoch viel zu wenig thematisiert. Anna Fritsche gibt in ihrer Arbeit betroffenen Frauen eine Stimme und schafft einen Ort, an dem sie ihre Erlebnisse erzählen können. Mit ihrem Projekt „Jede Dritte von uns“ möchte sie der Tabuisierung des Themas entgegenwirken und auch einen Einblick in die Innenwelt dieser Frauen geben.
Der fotografische Essay Auf der Suche führt Darian Weiß entlang Deutschlands längster Straße. Auf knapp 850 Kilometern lässt sich träumen, entdecken und reflektieren. Die Bundesstraße 2 führt durch die östlichen Bundesländer der Republik bis nach Österreich und windet sich durch Wälder, Großstädte und aussterbende Dörfer. Vorbei an Menschen, die oft mehr Fragen, als Antworten haben.
Die Themen reichen von Deutschlands Umgang mit der Atomenergie, über die Probleme der
Kleinbauern bis hin zu dem neuen Lebensabschnitt einer westsibirischen Frau in Israel. Von Mutterund
Vaterschaft, Care- und Sexarbeit zu einem Roadtrip auf Deutschlands längster Straße.
Neben sechs Ausstellungen zeigt sich ein mal mehr die gegenwärtige Bedeutung des Fotobuchs. So
laden vierzehn Buch- Zeitungs- und Magazinprojekte in Wohnzimmeratmosphäre neben dem Sehen
auch zum Blättern ein.
Mit Arbeiten von:
Shirin Abedi / Invisible Student; Carlos Bafile / Du kannst mich am Bauch riechen; Lukas Becker / Mehr Eltern* für alle; Vasil Dinev / Homo Ludens, Tobias Eineder / Auf der Kippe; Frederike Finster / Du bist ja noch jung;
Anna Fritsche / Weil es nie einen richtigen Ort dafür gibt; Michael Galian / Alles besseder; Judith Gawol / Spielzeit 20/21; Arne Gutknecht / Identität – Zwischen Selbstbeobachtung und Selbstdarstellung;
Sara Klatt / Off The Derech; Helena Lea Manhartsberger / sex work – lock down; Sofie Puttfarken / alma mater; Malte Radtki / Vexierbild 1917 – ’62; Maria Rohweder / Haus & Hof; Ole Spata / Atomzeitalter; Konstantin Tönnies /Adams Erbe; Jonas Völpel / Der tauchende Kater; Darian Weiß / Auf der Suche