Picasso hat die Taube in Weiß zum gefiederten Friedenssymbol gemacht – er entwarf sie 1949 für den ersten Weltfriedenskongress und seitdem verbindet man nicht mehr nur weiß, sondern auch den weißen Vogel mit Waffenstillstand und Kapitulation im positiven Sinne. Foto von David Schwarzenberg / Pixabay
Der Farbkasten unserer Welt – Joanna Zoelzer zeigt auf amüsante und vor allem kurzweilige Weise, welche Geheimnisse manche Farben in sich tragen, warum sie im Laufe der Zeit eine bestimmte Bedeutung erfahren haben oder warum sie uns im sichtbaren und wörtlichen Sinne umgeben und mitunter sogar unbewusst beeinflussen.
Das gesunde menschliche Auge ist in der Lage, etwa 200 verschiedene Farbtöne zu unterscheiden, zuzüglich 500 Helligkeits- sowie möglicher Weißtonabstufungen. Nicht nur als Bezeichnung, auch im Sprachschatz tauchen Farben oft im übertragenen Sinne auf. Zudem ist jeder Mensch durch eine Farberfahrung seiner Kultur und Zeit geprägt. Aber war Rosa wirklich schon immer weiblich, Blau hingegen eine Männerfarbe und seit wann sind Brautkleider weiß? Ist jeder Farbgeschmack tatsächlich individuell verschieden oder macht Orange dennoch jedem Appetit?
Nicht immer waren die New Yorker Taxis gelb. Sie fuhren 1907 sogar schon einmal in der
gewöhnungsbedürftigen Farbkombination rot-grün durch die Viertel. Dass das Auffallen um j
eden Preis auch im Kampf um potenzielle Taxikunden eine Rolle spielt, lässt sich in der Geschichte zum
Yellow Cab nachlesen.
Foto von Luke Stackpoole / Unsplash
Die 15 Kapitel des Buches zu den prägnantesten Nuancen, angeordnet wie auf einer Malpalette von Weiß bis Schwarz inklusive Gold und Silber, werden durch großformatige Farbfotografien und klares Design ergänzt. Neben dem biologischen Phänomen, warum Bienen kein Rot sehen, werden 149 weitere bemerkenswerte Geschichten aus den Bereichen Sprache, Kultur, Wissenschaft und Natur erzählt. Sie machen klar, dass Farbtöne unser tägliches Leben begleiten, unseren Wortschatz prägen und ihnen eine mitunter wechselhafte Vergangenheit anhaftet. Wissenswerte Fakten und erstaunlichen Erkenntnisse zu Wirkung und Assoziationen bestimmter Farbtöne geben zudem Einblicke in die bunte Welt der Farbpsychologie.
In Deutschland wird pro Kopf mehr Kaffee als Mineralwasser getrunken. Wie der Kaffee von der Bohne
in die Tasse kam, darum rankt sich eine amüsante Legende: Ziegen waren nach dem Genuss der Kaffeekirschen
so aufgedreht, dass deren Hirten sich einen Aufguss daraus bereiteten und die anregende Wirkung
gleichermaßen spürten.
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Die Lektüre dieses Buches wird nicht nur den Blick für die Umwelt schärfen, sondern sie liefert eine Fülle von Antworten auf Fragen, die man sich schon oft oder noch nie gestellt hat. So kennen zum Beispiel alle das Weiße Haus in Washington D.C., das erst seit 1901 so heißt und das einen Anstrich mit der cremeweißen Silikatfarbe namens „Whisper White“ besitzt, die – wer hätte es gewusst? – von der in Diedorf bei Augsburg ansässigen Firma Keimfarben (www.keim.com) produziert wird.
Bei dem Anblick karibischen Meerwassers, das seine leuchtend-türkisblaue Färbung vor allem
in Strandnähe entfaltet, kommt man schnell in Urlaubslaune. Es entsteht durch die Reflektion von
Sonnenlicht, das durch Bakterien, Algen, Minerale und Sand so gebrochen wird, dass die
paradiesische Farbe entstehen lässt. Je grüner es schimmert, umso mehr Phytoplankton enthält es.
Foto von Denys Nevozhai / Unsplash
Joanna Zoelzer wurde in Kattowitz/Polen geboren und studierte Grafikdesign an der Akademie Faber-Castell in Stein bei Nürnberg. Früh hat sie ihre Faszination für Farbe entdeckt und beschäftigt sich seither intensiv mit der Thematik. Sie arbeitet als selbständige Grafikdesignerin, Typografin und Künstlerin und lebt in Ismaning bei München.