Mary Ellen Mark bei ihrer Reportage „Zirkus“ an der sie viele Jahre arbeitete und die 1994 unter anderem
in der Zeitschrift Schwarzweiss erschien aus der wir Teile des Textes und zwei Bilder zu der Arbeit der Fotografin entnommen haben.
Randgestalten der Wohlstandsgesellschaft, ob Geisteskranke, Prostituierte oder Drogenabhängige, wecken seit vielen Jahren das Interesse der Fotografin Mary Ellen Mark. Daß sie mit diesen schwierigen Themen gekonnt und einfühlsam umgehen kann, beweisen, Reportagen wie „Falkland Road“, die Postituierte in Bombay zeigt oder „Ward 81“, eine Dokumentation über Geisteskranke. Ihre Stärke sind journalistische Porträts, die ihr ohne den oft üblichen ReportageVoyeurismus gelingen. Soziale Themen stehen dabei meist im Vordergrund.
Daß sie die Dinge des Lebens auch mit der nötigen Portion Humor sehen und darstellen kann, spricht aus ihren Zirkusfotos. Liebevoll, aber doch mit einer kleinen Spur Ironie werden die Akrobaten im Bezug zu ihrer Arbeit gezeigt. Den ersten indischen Zirkus hatte sie schon 1968 kennengelernt. Zwischen der Idee zu der Geschichte und ihrer Realisierung lag aber noch eine lange Zeit. In den nächsten Jahren besuchte sie immer wieder indische Zirkusse, die alle ihren eigenen, indiviuellen Stil haben, aber es war ihr nicht möglich zu bleiben und sich mit der geplanten Fotoreportage zu beschäftigen. Die Chance bot sich erst zwanzig Jahre später 1989 mit der Unterstützung durch das Internationale Museum oft Photography des George Eastman House und der Professional Photography Division bei Eastman Kodak. Bei zwei dreimontigen Trips durch Indien, begleitete sie sechzehn verschiedene Zirkus-Unternehmen auf ihren Reisen, unterstützt von einem amerikanischen und einem indischen Assistenten. Tausend Kodak Tri-X-Filme verschoß die Fotografin für ihre Zirkusreportage bevor sie zu den gewünschten Bildern gelangte. Mary Ellen Mark hält sich für eine bessere Schwarzweiß- als Farbfotografin. Schwarzweiß-Arbeiten, meint sie, würden mehr von dem wiedergeben, was sie mit ihren Bildern ausdrücken möchte. Schwarzweiß abstrahiert, Gesten und Gesichter bleiben der zentrale Brennpunkt, keine farbigen Details lenken vom Wesentlichen ab.
Mary Ellen Mark, 54 Jahre alt, ist eine der bedeutendsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts, deren Bilder in nahezu allen großen, internationalen Magazinen wie Paris Match, Newsweek, Look, Life und Geo veröffentlicht wurden. Die Künstlerin wurde in Philadelphia, Pennsylvania geboren, studierte Fotojournalismus, Kunst und Kommunikation und ging von 1965-66 auf Grund eines Stipendium in die Türkei. 1966 richtete sie sich ein Studio in New. York ein und war von 1976-1981 Mitglied der Agentur Magnum. Ihre Bilder wurden ebenso in zahlreichen bekannten Galerien und bei angesehenen Ausstellungen gezeigt, wie auch in Büchern und Buchbeiträgen veröffentlicht.
Mary Ellen Mark’s Fotos geben eine umfassendere Sicht unserer Welt, einen Einblick in die Szenerie des Lebens, in die Normalität des Außergewöhnlichen und die Ungewöhnlichkeit des Normalen. Für ihre faszinierenden und bewegenden Fotos wurde die Fotografin schon mehrfach ausgezeichnet, in diesem Jahr erhält sie den Dr.Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie.