Fassade Haus der Kunst, 2012
Foto: Maximilian Geuter
Heute gab das Haus der Kunst folgende Meldung zur Absage der Ausstellung „Joan Jonas: A pioneer of Video and Performance heraus: „Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation, die aus Managementfehlern der Vergangenheit resultiert, sieht sich das Haus der Kunst gezwungen, die für den Herbst 2018 geplante Ausstellung „Joan Jonas“ abzusagen. Nachdem alle Bemühungen, eine Finanzierung der Ausstellung in letzter Minute sicherzustellen, nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt haben, gab es bedauerlicherweise keine andere Möglichkeit. Das Haus der Kunst dankt allen Förderern, die sich in den letzten Wochen mit uns um eine alternative Finanzierung bemüht haben.“
Joan Jonas
Wolf Lights 2004-2005
Video still
Private Collection
© Joan Jonas/ VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Schade, denn dies wäre eine Ausstellung, die dem Haus der Kunst in seiner schwierigen Zeit wieder zu neuem Renommee verholfen und nicht nur wieder zu negativen Schlagzeilen geführt hätte. Sowohl der ehemalige Leiter Chris Dercon aus Belgien als auch Okwui Enwezor mit nigerianisch-amerikanischen Hintergrund hatten dem Haus der Kunst zu viel Ansehen verholfen und großartige Ausstellungen wie mit Ai Weiwei, Thomas Struth oder dem weit über Deutschlands Grenzen bekannt gewordenen „Postwar“-Projekt.
Jetzt ist man in München auf der Suche nach einem neuen künstlerischen Leiter. Berufen zur Suche fühlt sich die Bayerische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Marion Kiechle – ob das die richtige Person für eine solche Aufgabe ist, sei erst einmal dahingestellt. Catrin Lorch von der Süddeutschen Zeitung äußerte sich dahingehend, „dass die Aussage der Ministerin, bei der Wahl eines Nachfolgers für Enwezor sei „Deutschsprachigkeit“ durchaus ein Kriterium, auch wenn sie sich hastig verbesserte, zumindest die „Bereitschaft Deutsch zu lernen“ sei wichtig. Nein, so möchte man der Ministerin zurufen, es gibt an dieser Stelle wichtigere Kriterien.“
Selbstverständlich gibt es für die Leitung eines Kunsttempels wichtiger Kriterien als die Landessprache zu beherrschen. Aber warum soll von einer hochgestellten Person, die wesentlich mehr Möglichkeiten hat eine Sprache zu erlernen als mancher Heimat, Sicherheit und Arbeit suchende Mitmensch aus fernen Landen, weniger verlangt werden als von diesen? Muss Kunst immer elitär bleiben, in der Vermittlung ihrer Inhalte aber eben auch in der Sprache des Landes, wo sie gezeigt wird?
Wünschen kann man dem Haus der Kunst nur eine glückliche Zukunft bei der ja nun auch eine langjährige Renovierung ansteht. Übernehmen wird diese Aufgabe der britische Architekt David Chipperfield. Der kaufmännische Direktor Bernhard Spiess hofft auf die Möglichkeit, dass Haus in zwei Bauabschnitten zu renovieren und damit eine teilweise statt einer kompletten Schließung zu verhindern.
Brigitte Henninges