F.C. Gundlach fotografiert von Esther Haase
Das Licht der Welt hat F.C. Gundlach am 16. Juli 1926 in Heinebach Hessen erblickt, wo seine Eltern die Gastwirtschaft „Zum Löwen“ führten. 1936 bekam Franz Christian (aus dem später schlicht F.C. wurde) seine erste Kamera, eine Agfa-Box mit Selbstauslöser, und vier Jahre später wurde eine Dunkelkammer eingerichtet. Gymnasium, Kriegsabitur, Einsatz als Luftwaffenhelfer, Arbeitsdienst, Militärdienst, Luftwaffenschule, Verwundung und Kriegsgefangenschaft folgten. Danach war endlich Zeit sich wieder seiner Neigung zu widmen und so besuchte F.C. Gundlach von 1946 bis 1949 die Private Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst bei Rolf W. Nehrdich in Kassel. 1948 eröffnete Gundlach ein Fotoatelier in Heinebach mit Mitschülerin Constanze Kupferberg. Drei Wochen später Schließung durch eine von der Fotografeninnung erreichte, einstweilige Verfügung. Er arbeitete als Assistent in verschiedenen Studios und als Operateur in den Hollywood in Wiesbaden.
Ab 1949 begannen auch die Veröffentlichungen in Funk- und Fernsehzeitschriften. Seine Spezialisierung auf Modefotografie im journalistischen Stil nahm 1953 mit der Arbeit für die in Hamburg erscheinende Zeitschrift Film und Frau ihren Anfang, für die er vor allem die Mode Berliner Modeschöpfer, die Pariser Haute Couture und Portraits von Persönlichkeiten wie Romy Schneider, Hildegard Knef, Dieter Borsche oder Jean-Luc Godard fotografierte.
Für Film und Frau, aber auch für den Stern, für Annabelle, Twen und andere Zeitschriften unternahm F.C. Gundlach in den 60er, 70er und 80er Jahren Mode- und Reportagereisen in den Nahen, Mittleren und Fernen Osten sowie nach Mittel- und Südamerika. Insbesondere New York war für F.C. Gundlach von diesem Zeitpunkt an bis zum heutigen Tag ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt seines fotografischen Schaffens. Im Rahmen eines Exklusiv-Vertrags mit der Zeitschrift Brigitte fotografierte er anschließend bis 1989 viele der Trend setzenden Modeteile, insgesamt mehr als 160 Titelcover und über 5.000 Seiten im redaktionellen Modeteil.
Seine retrospektiv angelegten Einzelausstellungen, wie beispielsweise ‚ModeWelten’ 1985, ‚Die Pose als Körpersprache’ 1999, ‚Bilder machen Mode’ 2004 oder ‚F.C. Gundlach. Das fotografische Werk’ 2008 wurden in vielen Museen und Galerien im In- und im Ausland gezeigt.
Mit zu seinen größten Leistungen gehört sicherlich sein Engagement für die Fotografie in Hamburg. „Als Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen und Initiator der Triennale der Photographie in Hamburg sind wir F.C. Gundlach besonders verbunden. Seine fotografische Sammlung und die Bibliothek F.C. Gundlach bilden den Grundstein für die Arbeit des Hauses der Photographie. Wir gratulieren ihm sehr herzlich!“ so Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow. „Darüber hinaus schätzen wir ihn als hervorragenden Ratgeber für alle Belange rund um das Haus der Photographie“ ergänzt der Kaufmännische Direktor Bert Antonius Kaufmann.
Anlässlich des 90. Geburtstages von F.C. Gundlach werden im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg ab dem 18. November 2016 parallel die zwei Ausstellungen „Peter Keetman: Gestaltete Welt − ein fotografisches Lebenswerk“ und „The Concept of Lines: Richard Avedon, George Hoyningen-Huene, Irving Penn“ gezeigt. Die beiden Ausstellungen stehen exemplarisch für drei große Arbeitsbereiche des Doyen der deutschen Fotografie: das Kuratieren, Bewahren und Sammeln.
Schon seit den 80er Jahren konzentrierte sich F.C. Gundlach auf das Sammeln fotografischer Werke und die Konzeption fotografischer Ausstellungen und Buchpublikationen. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen wie die Verleihung der Ehrenprofessur der HFBK, des Bundesverdienstkreuzes und des Henri Nannen Preises zeichnen seine Bemühungen rund um das Medium Fotografie aus. Um sein Lebenswerk und seine umfangreiche Sammlung auf Dauer zu sichern, gründete er im Jahre 2000 die Stiftung F.C. Gundlach. Diese widmet sich der Bewahrung und Präsentation seiner Sammlung und seines Lebenswerkes. Mit der Gründung des Hauses der Photographie stellte er den zentralen Teil seiner Sammlung mit dem Thema »Das Bild des Menschen in der Photographie« der Freien und Hansestadt Hamburg als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Bis heute ist F.C. Gundlach aktiv: als Produzent renommierter nationaler und internationaler Ausstellungsprojekte, Förderer junger Fotografietalente, Bewahrer außerordentlicher fotografischer Nachlässe sowie Berater und Visionär im Sinne des Mediums Fotografie.