Zhang Kechun, Menschen queren den Gelben Fluss mit einem Foto von Mao Zedong,
Henan, 2012, Tintenstrahldruck, 120 x 147 cm © Zhang Kechun
Das deutsch-chinesisches Kuratorenteam – Ludger Derenthal (Staatliche Museen zu Berlin), Wang Huangsheng (CAFA), Guo Xiaoyan (Minsheng Art Museum) – beschäftigte sich für die Ausstellung mit den Folgen der Kulturrevolution für die aktuelle chinesische Kunst- und Fotografieszene. Die historische Perspektive verhilft zu einem besseren Verständnis der zeitgenössischen chinesischen Fotokunst.
Während der Kulturrevolution von 1966-1976 wurde die Fotografie vielfältig eingesetzt. Die historischen Aufnahmen jener Jahre bilden oft das Fundament für die Arbeiten aktueller Fotografen und Künstler, die Massengruppenporträts, private Fotografien oder Presseaufnahmen bedeutender Ereignisse auf vielfältigste Art transformieren und in gegenwärtige Bildsprachen übersetzen.
Wang Ningde, Einige Tage, Nr. 30, 2005,
Silvergelatineabzug, 50 x 60 cm © Wang Ningde
Fotokünstler wie Cai Dongdong, Cao Kai, Mo Yi, Wang Qingsong, Wang Youshen und Zhang Dali setzen sich unmittelbar mit einem in der Kulturrevolution wichtigen Phänomen – der Nutzung der Fotografie als Propagandamedium – auseinander, indem sie Formen der Zensur und Montage offenlegen, die Heroisierung von Mao Zedong, ausgewählter Parteikadern und Soldaten im Bild hinterfragen oder Presseaufnahmen neu kontextualisieren. Andere Künstler (Mu Chen, Qu Yan, Shao Yinong , Zhang Kechun) dokumentieren die noch vorhandenen Hinterlassenschaften der Kulturrevolution – die Versammlungshallen und Parteizentralen – oder fotografieren das rituelle Wiederaufleben von symbolischen Aktionen jener Jahre. Und schließlich nutzen andere Künstler wie Feng Mengbo, Hai Bo, He Chongyue, Maleonn, Song Yongping, Wang Ningde und Zhuang Hui die Kraft der Fotografie zur Erforschung individueller Biografien, indem sie nach dem damaligen und heutigen Gebrauch von Passfotos, Knipserbildern und Gruppenporträts fragen.
Weng Naiqiang, Der Vorsitzende Mao auf dem Tian’anmen-Platz, 1966,
Farbabzug (2017), 100 x 100 cm © Weng Naiqiang
Die Ausstellung wird in zwei Teilen präsentiert: etwa ein Drittel ist der historischen Bildwelt der Kulturrevolution gewidmet. Sie setzt den Kontrapunkt zu den vielfach großformatigen, oft seriell angelegten zeitgenössischen Positionen, die in einer großzügigen Auswahl zusammen mit Videoinstallationen und Fotoskulpturen gezeigt werden.
Museum für Fotografie, Jebenstraße 2, Berlin