Dabei haben die von ihm abgelichteten Personen den Fotografen zumeist einfach ignoriert. Bei seinem Streifzug sind daher keine Aufnahmen von Jubelszenen entstanden sondern von eher skeptischen, was wird die gemeinsame Zukunft wohl bringen fragenden Gesichtern. „Ich hatte das Bestreben, ein möglichst großes Spektrum abzulichten zwischen jung und alt, Ost und West und verschiedenen sozialen Schichten“, sagte der Fotograf einmal. Und so zeigen seine vor nunmehr 30 Jahren Fotografierten oft auch eine gewisse Unsicherheit.
Ähnlich wie August Sander habe Andreas Rost die Menschen gesehen, meint der Fotograf, Autor und Hochschullehrer Rolf Sachsse in seinem, das Buch abschließenden Essay „Berlin aus Rand und Band“. Dabei war Rost, aufgewachsen in Dresden und einige Jahre in Leipzig studierend, die Stadt Berlin 1990 eher noch ein wenig fremd – ähnlich wie dem aus dem Siegerland stammenden August Sander die Stadt Köln.
In seiner Einleitung zum dem im Verlag Wasmuth & Zohlen, Berlin, erschienenen Buch „3. Oktober 90“ meint Matthias Flügge, dass Rosts Fotografien jetzt, 30 Jahre nach deren Entstehung, die Situation, deren ökonomische Verwerfungen und Veränderungen viel klarer als damals zeigen: „Aus der Masse treten nun die Individuen und ihre Schicksale deutlich hervor“. Der Kunsthistoriker und Kurator schließt mit der Feststellung: „Rosts Bilder zeigen Geschichte, aber sie sind noch längst nicht Geschichte. Die Operation deutsche Einigung ist noch nicht abgeschlossen. Es ist noch immer fünf nach zwölf.“
H.-G. v. Zydowitz
Andreas Rost (DGPh)
3. Oktober 90
78 Seiten mit 66 Fotografien
Format: 22×30 cm , Klappenbroschur
Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag
ISBN: 978-3-8030-3412-0;
Preis 24,80 Euro
