Friedrichswerdersche Kirche
Die Darstellungen bekannter und auch unbekannter Plätze und Bauten der deutschen Hauptstadt präsentieren diese fast ausschließlich überraschend menschenleer. Dabei stellen sich unwillkürlich Assoziationen mit fernen Orten ein: Die Gedächtniskirche wird zum Wolkenkratzer, das Bettenhochhaus der Charité scheint am Central Park zu stehen, Funkturm und BfA-Hochhaus wachsen aus grünen Baumkronen empor, die abgebrochene Deutschlandhalle erinnert an Länder, in denen Krieg herrscht.
Haus am Kupfergraben Hinterhof Nollendorfplatz
Die Villa von der Heydt und das Casino in Glienicke könnten in Italien aufgenommen worden sein und der Friedrichstadtpalast am Broadway. Die Innenausstattung von Charlottenburger Etagenpensionen oder des Hauses Cumberland evoziert Pariser Grandhotels. Meisses fotografische Inszenierung der vorgefundenen Orte führt zu deren Verwandlung und Neuinterpretation, die den realen Zustand in Frage stellt. Ein trister Wohn-Plattenbau gegenüber der Russischen Botschaft fällt durch seinen begrünten Eingang auf. Im Hotel Bogota ragt ganz selbstverständlich ein Ölgemälde über die Wandvertäfelung hinaus. Die gealterten Brandwände eines Hinterhofs weisen schöne Pilaster auf.
Komplex Leipziger Straße
Der Schriftsteller und Architekturkritiker Gerwin Zohlen stellt dazu in seinem Vorwort fest: „Die Bilder strahlen Ruhe und Abgeklärtheit aus. Vor allem zeigen sie Präzision. Das Licht, der Blick, die gelegentlich wie aufgehoben wirkende Entfernung der Objekte zueinander, die Fernes so nah rückt, wie es noch nie gesehen wurde, und umgekehrt das Naheliegende und Vertraute so abrückt, als sei es gerade erst aus dem kühlen Weltall auf die Erde gefallen.“
H.-G. v. Zydowitz
Maximilian Meisse
Ready Places Berlin
Vorwort: Gerwin Zohlen
Text: deutsch + englisch
96 Seiten mit 74 farbigen Abbildungen
Format 16,5 x 24,5 cm, Hardcover
Wasmuth-Verlag, Tübingen
29.80 Euro
ISBN: 978-3-8030-0782-7