Willy Brandt, Helmut Schmidt, SPD- Parteitag Hannover, 1973
© Barbara Klemm 2019 / courtesy Schirmer/Mosel
Dem Bildteil vorgeschaltet ist eine Einführung durch Norbert Lammert, von 2005 bis 2017 Präsident des Bundestags und heute Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dieser erinnert an die besondere Gabe von Barbara Klemm, mit einer einzigen Schwarzweiß-Fotografie eine Geschichte auf den Punkt zu bringen. Viele sind als Teil unserer politischen Erinnerung abgespeichert, so das legendäre Zusammentreffen Leonid Breschnews mit Willy Brandt in Bonn 1973, die Proteste gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Mutlangen 1983 oder die jubelnde Menge am Brandenburger Tor am 9. November 1989 – stets ist es der Fotografin gelungen, im entscheidenden Augenblick auf den Auslöser ihrer Kamera zu drücken und die Situation in einem einzigen Foto festzuhalten. Zum Gelingen wichtiger Bilder helfen ihr dabei ihre angemessene Diskretion und ihr Talent, sich praktisch unsichtbar zu machen.
Fall der Mauer, Berlin, 10. November 1989
© Barbara Klemm 2019 / courtesy Schirmer/Mosel
Der erste Teil des Buchs widmet sich Barbara Klemms wesentlichen Bildern zur deutschen Geschichte mit einem Schwerpunkt zum Geschehen rund um die Wiedervereinigung, vom Fall der Mauer 1989 bis zum Abzug der russischen Truppen im Jahr 1994. Der zweite Teil befasst sich mit politischen Ereignissen, die in anderen Teilen der Welt stattgefunden haben. Der dritte Teil des Bandes zeigt Aufnahmen von Ausstellungs- und Atelierbesuchen sowie von Installationen zeitgenössischer Künstler.
Leonid Breschnew, Erich Honecker, 30. Jahrestag der DDR, Ost-Berlin, 1979
© Barbara Klemm 2019 / courtesy Schirmer/Mosel
Die Arbeitsweise der vielfach ausgezeichneten, u.a. schon 1989 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) geehrten und 2012 in die Leica Hall-of-Fame aufgenommen Barbara Klemm beschreibt, erhärtet durch kleine Beispielbilder, ihre langjährige Weggefährtin, die Kunstpublizistin Barbara Cartoir in ihrem Nachwort: Die Fähigkeit der stets unauffällig auftretenden Fotografin zum selektiven Wahrnehmen, die es ihr ermöglicht, das Bildgeschehen von seiner Handlung oder seinem Ereignischarakter zu abstrahieren, ihre große Begabung, die schlüssige Komposition im Augenblick zu erkennen und festzuhalten und zwar einschließlich oftmals wie selbstverständlich in die jeweilige Bildkomposition als Hintergrund einbezogene Reklamewände, Schaufenster, Skulpturen, Gemälde oder Wandteppiche, schließlich ihr intuitives Erfassen des richtigen Lichts, nicht selten des Gegenlichts, bei ihren Aufnahmen auf den politischen Bühnen ebenso wie beispielsweise auf Straßen oder in Schulen.
Dazu wandte sie scheinbar einfache Mittel an: Analog, schwarzweiß, ohne Stativ und Blitz, danach selbstentwickelte Abzüge ohne Beschnitt auf Barytpapier. Diese prägen den Stil der passionierten Bildchronistin Barbara Klemm, der in dem opulenten Bildband „Zeiten Bilder“ gefeiert wird.
H.-G. v. Zydowitz
Barbara Klemm (DGPh)
Zeiten Bilder
Vorwort: Norbert Lammert, Nachwort: Barbara Catoir
Texte: Deutsch, mit Einlage in Englisch
288 Seiten, 212 Duotone-Tafeln
Format: 25×29 cm, gebunden, Hardcover mit Schutzumschlag
München, Verlag Schirmer/Mosel
ISBN: 978-3-8296-0877-0;
Preis 49.80 Euro
