Ausgewählt hat er über 150 Fotos aus den frühen 1980er Jahren bis in die Gegenwart, die den Blick auf sein umfangreiches Oeuvre nochmals verändernund gleichzeitig seine besondere Idee der Modefotografie deutlich machen. Enthalten sind berühmte Lindbergh-Aufnahmen und Auftragsarbeiten für Magazine, wie Vogue, Harper’s Bazaar, W, Interview, Rolling Stone oder Wall Street Journal ebenso wieviele bislang noch unveröffentlichte Bilder.
Peter Lindbergh hat stets den Menschen in den Vordergrund seiner Arbeit gerückt und damit die Bildsprache der Modefotografie revolutioniert – eine Pionierleistung. Seine Fotos machten aus Supermodels nicht nur Ikonen, sondern zeigten vor allem selbstbewusste Persönlichkeiten und verschoben allein schon dadurch die Grenze zwischen Modefotografie und zeitgenössischer Kunst. Nächtliche Straßenszenen und dramatische Settings am Hafen oder in Fabrikruinen belegen des Weiteren sein unnachahmliches Talent als Geschichtenerzähler. Daneben sind private, fast intime Momente mit Persönlichkeiten zu sehen, die in jahrelanger enger Beziehung zu dem Fotografen standen: Nicole Kidman, Uma Thurman, Robin Wright, Jessica Chastain, Jeanne Moreau, Naomi Campbell, Charlotte Rampling und andere.
Abgerundet wird das Buch durch eine Hommage von Wim Wenders an seinen Freund, beginnend mit der Frage „Was waren Peter Lindberghs größte Talente?“, um sie mit dem Statement zu beantworten: „Was mir am stärksten in Erinnerung kommt ist, wie viel Du gelacht hast und wie sehr diese Freude aus tiefster Seele kam.“ Seine ständige freudige Gegenwart, seine ansteckende Sorglosigkeit, aber auch seine großzügige Freundschaft sind Wenders am stärksten in Erinnerung: „Er war ein durch und durch freundlicher Mann mit hellwachen Augen.“
Des weiteren schildert Felix Krämer, der Direktor des Kunstpalasts Düsseldorf, wo die gleichnamige Ausstellung erstmals gezeigt wurde, in einem ausführlichen Gespräch über dessen Arbeit, was es für Peter Lindbergh bedeutet hat, eine Ausstellung seiner eigenen Werke zu kuratieren.
Die meisten der in dem im Taschen Verlag, Köln, erschienenen Bildband wiedergegebenen Aufnahmen sind im Lindbergh-typischen Schwarz-Weiß gehalten – seiner Meinung nach oft authentischer als Farbe. Das vom Fotografen dazu ausgewählte, spezielle Naturpapier– ein erst seit kurzer Zeit auf dem Markt erhältliches dünnes Blatt mit hervorragender Bedruckbarkeit, vor allem aber weicher, offener Oberfläche – ist seine bewusste Festlegung für eine besonders ästhetische, deren Wirkung erhöhende Wiedergabe seiner Fotografien. „Untold Stories“i st somit Lindberghs ganz persönliches Statement, das ganz neue, unerwartete Einblicke in sein Werk bietet.
H.-G. v. Zydowitz
Voraussichtlich: 20. Juni bis 1. November: Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
Peter Lindbergh – Untold Stories
Texte: Felix Krämer, Wim Wenders
Mehrsprachig: Englisch, Deutsch, Französisch
320 Seiten mit über 150 Fotografien
Format: 28×37 cm, Hardcover
Köln, Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-7991-9;
Preis: 60 Euro
