Bei Kennedys Besuch ging es um die Berliner Mauer und die US-Armee in Deutschland.
Auf dem Rhein-Main-Flugplatz in Frankfurt wird er mit militärischem Festakt begrüßt.
Copyright: 2008 Josef Heinrich Darchinger, Bonn, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Gerade einmal acht Jahre nach der Kapitulation von Nazi-Deutschland 1945 begann Josef Darchinger, von vielen einfach „Jupp“ genannt, seine Reise durch den Westen eines geteilten Landes. Die Weltkriegsbomben hatten die deutschen Großstädte in Schuttwüsten verwandelt, doch Zeichen der ultimativen zivilisatorischen Katastrophe finden sich in seinen Bildern kaum.
1957
Ein Sonntag in der Eifel: Ein Ausflug ins Grüne im VW Käfer,
mit dabei aufblasbare Matratzen und Badmintonschläger.
Copyright: 2008 Josef Heinrich Darchinger, Bonn, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
„Jupp“ Darchinger hat jedoch nichts unterschlagen. Er hat lediglich dokumentiert, was er sah – in Farbe und Schwarzweiß: Ein Land im Wiederaufbaufieber, ein Land im Widerspruch zwischen technischem Fortschritt und kultureller Restauration, zwischen Überfluss und Elend, zwischen deutscher Gemütlichkeit und ständiger Bedrohung durch den Kalten Krieg. Gleichzeitig war der Aufschwung so rasant, dass alle Welt vom Wirtschaftswunder sprach.
Bonn 1957
Die US-amerikanische CARE-Mission beendete ihre Nahrungsmittelhilfe für Deutschland.
CARE-Pakete haben die Gefühle vieler Deutscher gegenüber den USA sehr positiv beeinflusst. Die materiellen Verhältnisse haben sich inzwischen erheblich verbessert.
Copyright: 2008 Josef Heinrich Darchinger, Bonn, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Im Kontrast dazu zeigte der Fotograf die Menschen, die ebenjenes Wunder vollbrachten: nüchtern, pflichtbewusst, bescheiden und fleißig. Darchinger porträtierte die Gewinner und die Verlierer des Wirtschaftswunders, Menschen aller sozialen Schichten – privat, im Beruf, in der kärglich bemessenen Freizeit und beim Konsum.
1960
Badeurlaub auf Norderney: Die Insel in der Nordsee ist nach wie vor ein beliebter Urlaubsort.
Doch 1962 fliegt Condor Airlines bereits 32.000 Urlauber nach Mallorca.
Die Balearen werden alle deutschen Inseln an Popularität schnell überflügeln.
Copyright: 2008 Josef Heinrich Darchinger, Bonn, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Der 2011 mit dem Kulturpreis der DGPh ausgezeichnete Klaus Honnef führt unter dem Titel „Die fotografierte Zeit – Jupp Darchinger: Die 50er Jahre und die beginnenden 60er Jahre“ ausführlich in das Thema ein, während Gabriele Honnef-Harling am Ende des Buchs detailliert die „Chronik der Bundesrepublik Deutschland 1945 – 1990“ beisteuert.
Um das Werk seines Vaters aufzuarbeiten und gleichzeitig heutigen und kommenden Generationen nahe zu bringen, für was und für welche Leistungen das Wort „Wirtschaftswunder“ steht und wie der Neustart in Nachkriegsdeutschland wirklich aussah, organisiert Darchingers 1949 in Bonn geborener, heute als Fotojournalist tätiger Sohn Frank Fotoausstellungen und gestaltet Bildbände, so auch diesen.
Mit der Neuauflage erfährt das 2008 erstmals im Taschen Verlag, Köln, erschienene Buch „Wirtschaftswunder – Deutschland nach dem Krieg“ im neuen, unbeschnittenen Format 30×30 cm eine wunderbare Wiedergeburt, für die alle oftmals ganzseitig gedruckten Fotografien digital bearbeitet wurden und durch hochpigmentierte Farben und Schutzlack bestechen.
H.-G. v. Zydowitz
Josef Heinrich Darchinger
Wirtschaftswunder
Hrsg.: Frank Darchinger
Text: Klaus Honnef, Gabriele Honnef-Harling
Mehrsprachig: Deutsch, Englisch
292 Seiten
Format: 30×30 cm, Hardcover
Köln, Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-8927-7;
Preis 40 Euro