In diesem kurzen Zeitraum entwickelte sie, zunächst in Weimar, dann in Dessau, mit utopischen Idealen für die Zukunft in den verschiedenen Gattungen von Architektur, Malerei, Fotografie und Collagen über Textil, Keramik, Möbeln und Leuchten bis hin zu Dokumenten und Büchern die ganze Bandbreite wissenschaftlicher und künstlerischer Beiträge – einebahnbrechende Fusion aus Kunst, Handwerk und Technik, die am Bauhaus quer durch alle gestalterischen Medien und Methoden, vom Film bis zum Theater, von der Bildhauerei bis zur Töpferei, umgesetzt wurde.
Über 250 neue Fotografien, Schriften, Studien, Skizzen, Pläne und Modelle dokumentieren in dem Jubiläumsband nicht nur die realisierten Arbeiten, sie lassen auch den Geist des Bauhauses wieder lebendig werden. Von zwanglosen Aufnahmen beim Gruppenturnen bis zu Zeichnungen aus dem Unterricht von Paul Klee, von ausführlichen Bauplänen bis zu einem schnittigen Aschenbecher von Marianne Brandt – sie alle sind Zeugnisse einer idealistischen Kreativgemeinschaft, die entschlossen war, Gestaltung völlig neu zu denken und eine bessere Zukunft für moderne Menschen zu formen. Zentrale Persönlichkeiten des Bauhauses, wie die Direktoren Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe, oder die dort angestellten Lehrer, etwa Paul Klee, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy oder Oskar Schlemmer, verdeutlichen die unterschiedlichen Strömungen und Positionen, die in kurzer Zeit in dieser interdisziplinären und experimentellen Ideenwerkstatt aufeinandertrafen.
Maßgebend für die Fotografie am Bauhaus waren der Österreicher Herbert Bayer, der mit der von ihm entwickelten Werbetypografie das Erscheinungsbild der Dessauer Phase prägte, Lyonel Feininger, der ab 1920 die graphische Druckerei leitete und dem als Fotograf anlässlich des Jubiläums eine besondere Ausstellung gewidmet wird, László Moholy-Nagy mit den von ihm veröffentlichten Werken „Malerei, Fotografie, Film“ und „Von Material zu Architektur“ sowie Walter Peterhans, von 1929 bis 1933 am Bauhaus Leiter der neu eingerichteten Fotografie-Abteilung.
Die Autorin Magdalena Droste arbeitete ab 1980 am Bauhaus-Archiv in Berlin, danach war sie als Professorin für Kunstgeschichte an der BTU Cottbus tätig. Sie hat zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zu allen Themen und Künstlern des Bauhauses verantwortet. In dem Werk „100 Jahre Bauhaus“ zeigt Droste die Schule nicht nur als bahnbrechende Bewegung des Modernismus, sondern auch als Musterbeispiel einer Kunsterziehung, in der schöpferischer Ausdruck und zukunftsweisende Einfälle zu Produkten führten, die zugleich schön und funktional waren.
Die beiden aktualisierten, anlässlich des 100jährigen Jubiläums im Taschen Verlag, Köln, erschienenen Ausgaben unterscheiden sich sowohl im Format als auch preislich. Sie dokumentieren nach einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, der Direktorin des Bauhaus Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin, zunächst die Vorgeschichte des Bauhauses und danach in fünf Kapiteln mit über 550 Abbildungen sowie einem umfangreichen Anhang mit ausführlichen Biografien die Geschichte und die Wirkung dieser legendären Kulturinstitution, deren Gestaltungsbegriff das 20. Jahrhundert geprägt hat.
H.-G. v. Zydowitz
100 Jahre Bauhaus – 1919 – 1933
Hrsg.: Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin
Texte: Magdalena Droste
Große Ausgabe: 400 Seiten, mit über 550 Abbildungen
Format: 26×35 cm, Hardcover
Köln, Taschen Verlag
Preis 40 Euro
Kleine Ausgabe:552 Seiten
Format: 14×20 cm, Hardcover
Köln, TaschenVerlag
Preis 15 Euro