Blende Wettbewerb v. l. n. r.: Antje Meichsner – Architektur in Vollendung, Martin Flindt – Gregor schreit sich selbst an, Günter Dudde – mit dem Zweiten sieht man besser, Jonas Langner – Straßenschäden, Nina Picasso – ohne meine bessere Hälfte.
Pfiffige Ideen kommen an!
Constanze Clauß ist Geschäftsführerin der Prophoto GmbH, die auf breiter Basis Fotografie und Imaging fördert. In einer Gemeinschaftsaktion mit mehr als 50 deutschen Tageszeitungen richtet die Prophoto GmbH „Blende“ – Europas größten Fotowettbewerb – aus.
Frau Clauß, was sind Ihre drei besten Tipps für erfolgreiche
Wettbewerbsbilder?
Mit drei Tipps ist es eigentlich nicht getan, denn so aus
dem Stehgreif kommen mir schnell zehn in den Kopf. Das A und O ist, dass der
Teilnehmer sich an das Wettbewerbsthema hält. Die Erfahrung zeigt, dass man
selten die passenden Aufnahmen im Archiv hat. Unser Tipp lautet, auf Motivjagd
zu gehen und Aufnahmen einzufangen, die sich gezielt mit dem Wettbewerbsthema
auseinandersetzen – das erhöht in jedem Fall die Chancen, erfolgreich zu sein.
Pfiffig sollten die eingereichten Aufnahmen sein. Fotos, hinter denen sich
originelle Ideen verbergen, haben immer gute Chancen. Und es lohnt sich auch,
die gewohnten Pfade, aber auch die Regeln der Fotografie mitunter zu
missachten. Aussagekräftige Aufnahmen müssen nicht zwangsläufig nach dem Goldenen
Schnitt aufgebaut sein. Die große Kunst für den Fotografen besteht darin, aus
einem sozusagen gewöhnlichen Motiv ein besonderes zu machen, indem
beispielsweise mit der Perspektive gespielt wird. Und nun noch zwei letzte Tipps:
Die Technik ist nur Mittel zum Zweck – auf das Auge kommt es an. Selbstkritisch
sollte man sein und seine Freunde fragen, wie sie die Aufnahmen finden. Sie
sehen, mit drei Tipps ist es nicht getan.
Wo holt man sich Anregungen für eigene Bilder?
Anregungen gibt es unendlich viele – ob nun in
Fotofachzeitschriften, auf Internetportalen, aber auch in Fotobüchern und
natürlich in Ausstellungen. Wichtig ist hier, die Inspiration und daraus neue
fotografische Kreativität zu entwickeln. Aber Achtung: Die Vorbilder sollten
nicht kopiert werden, denn das ist oftmals zum Scheitern verurteilt. Die
Juroren erkennen Kopien sofort.
Was können Juroren nicht leiden?
Immer die gleiche Aufnahme zu unterschiedlichen Wettbewerben
und Themen eingereicht, das begrüßen Juroren nicht. Man sollte es auch tunlichst
vermeiden, zu aktuellen Wettbewerben Aufnahmen von vor 10, 20 Jahren oder noch
älter einzureichen. Unschärfe als gestalterisches Mittel wissen Juroren zu
schätzen – aber ansonsten überzeugen unscharfe Aufnahmen die Juroren nicht.
Bildbearbeitung als gestalterisches Element wird von Juroren meist begrüßt.
Werden die Grundlagen der Bildbearbeitung jedoch nicht beherrscht, so sollte
der Einsender es sein lassen, bevor sie sozusagen dilettantisch ist. In den
„Blende“-Jurysitzung wurde es oftmals von den Juroren bedauert, wenn sich die
Einsender nicht mit dem Bildausschnitt auseinandersetzten. Tolle Aufnahmen
kamen deshalb oftmals nicht in die Wertung. Die Juroren drücken meist auch mal
ein Auge zu, wenn die Bildidee brillant, aber die technische Umsetzung nicht
auf dem höchsten Niveau ist.
Erfolgreich bei fotoGEN und anderen Wettbewerben: Museum von Norbert Senser, Feenschwalbe von Gunther Riehle, Tölpel von Franz Hupe und die Eule von Isolde Stein-Leibold.
Mehr Selbstkritik
Detlev Motz, selbst Wettbewerbsfotograf, hat schon unzählige Jurierungen mitgemacht. Er ist Herausgeber des Online-Magazins fotoGEN, das in jeder Ausgabe einen Wettbewerb ausschreibt.
Herr Motz, was sind Ihre drei besten Tipps für erfolgreiche Wettbewerbsbilder?
Wettbewerbsbilder anschauen, wo sich die Gelegenheit bietet. Ausstellungen,
Kataloge, auch diejenigen,die auch ins Internet gestellt werden- http://www.voeav.at/ – (oder die Galerien
auf dem DVF-Bayern (http://www.dvf-bayern.de/)Es gibt auch Seminare über Bildgestaltung und Jurierungs-Abläufe, die aber
eher meist mager besucht werden. Grund: Die meisten denken „ich kann ja
fotografieren“ was meist ein Fehlschluss ist.
Keine „Masche- und Urlaubsbilder“ einsenden. Wettbewerb heisst
immer „höher, schneller, besser“ – auch bei Wettbewerben. Die Bilder
bei Wettbewerben sollten eine schnell erkennbare Aussage haben oder zumindest
eine gute Idee aufweisen. Ist das nicht der Fall, sollten sie möglichst perfekt
gestaltet sein und auch gut präsentiert werden (bei Papierwettbewerben). Dass
die Technik stimmt ist selbstverständlich. „Maschebilder“ sind Fotos,
die man seid den 60er-Jahren in der gleichen Abwandlung immer wieder sieht.
Dazu gehören die unvermeidlichen Maskenbilder aus Venedig, der der rote Schirm
im Rapsfeld, Aktfotos mit der Posen „ich mach mal die Hand hinter den
Kopf“.
Wie holt man sich Anregungen für eigene Bilder?
In dem man sich immer wieder mit Fotos beschäftigt. Leider fehlt sehr vielen
Fotografen die Selbstkritik. Da steht ein „toller Titel“ hinten auf
der Rückseite des Bildes, aber vorne ist ein furchtbares Knipserbild zu sehen.
Anregungen holt man sich über Bücher und Seminare. Kostenlose Tipps gibt es auch im
Internet auf vielen Seiten.
Was können Juroren nicht leiden?
Nachgemachte Bilder, die gerade erst bei einem Wettbewerb gewonnen haben.
Bilder von Kindern mit verschmiertem Mund und ähnliche Abwandlungen, welche nur
die Oma freut, reine Urlaubsbilder. Wenn sich Einsender nichts bei ihren Fotos
denken und nur „auf die Festplatte greifen“ und Fotos ohne jegliche
Idee einsenden.
Tipp: Die erste Idee für ein Foto ist meist die schlechteste
Idee, weil es diese garantiert Tausendfach schon gibt. Schicken Sie Motive oder
Bilder mit Ideen ein, die ein Juror nicht schon endlos oft gesehen hat. Wenn es
um Bildbearbeitung geht, mögen die Juroren keine furchtbar zusammengesetzten
Fotos, bei denen weder das Licht noch die Perspektive stimmt. Und was der
Veranstalter überhaupt nicht mag: Wenn sich Einsender nicht an die Bedingungen
halten. Diese werden oft der Jury nicht vorgelegt.
Tipp für Einsteiger: Sich zuerst an kleinen Wettbewerben beteiligen, bei denen
man vielleicht sogar ein Feedback zu seinen eingesandten Bildern bekommt (wie
bei fotoGEN). Nicht aufgeben, Erfolge stellen sich nicht von heute auf morgen
ein. Wenn es nicht klappt, sollte der Satz nicht lauten „Die Jury war
schuld“ sondern „was habe ich an meinem Bild falsch gemacht“.
Gerade die Wettbewerbsprofis sind nach 20, 30 Jahren noch wissbegierig und
schauen immer wieder fremde Wettbewerbsbilder an, tauschen sich aus mit
Freunden oder im Club, besuchen jede Ausstellung bei denen andere
Wettbewerbsfotografen anzutreffen sind.
Meine eigene Erfahrung: Fotografen in dieser Szene werden mit ihrem Hobby alt.
Ich kenne heute, nach 30 Jahren noch viele Fotografen persönlich, die immer
noch – wenn auch nicht mehr so stark – Bilder einsenden. Dieses Hobby legt man
nicht mehr so einfach auf die Seite, wenn man es mal erfolgreich betrieben hat.