Fred Koch (1904-1947)
Sarothamnus scoparius. Leguminosae/Besenginster,
Blütenausschnitt, um 1929/30
Silbergelatineabzug auf Barytpapier,
23,0 x 16,8 cm
Courtesy Sammlung Rainer Stamm
Bereits seit 2004 befasst sich die von Christiane Stahl (DGPh) seit vielen Jahren geleitete Alfred Ehrhardt Stiftung, Berlin, mit Fred Kochs Werk und entdeckte dabei, dass er 1922/23 durch Albert Renger-Patzsch mit der Fotografie in Berührung kam, als dieser das Bildarchiv des Folkwang-Verlags des Schriftstellers und Verlegers Ernst Fuhrmann (1886-1956) leitete und dafür in großem Stil Pflanzen ablichtete, mit denen letztlich die Fotografie der Neuen Sachlichkeit ihren Anfang nahm.
Fred Koch (1904-1947)
Pisum sativum, Erbse, undatiert,
Abzug Freundeskreis Ernst Fuhrmann
Silbergelatineabzug,
18,5 x 13,0 cm
Courtesy Sammlung Dr. Hans Schön
Fred Koch (1904-1947)
Ohne Titel, undatiert
Silbergelatineabzug auf Barytpapier,
16,6 x 22,7 cm
Courtesy Sammlung Claudia und Rolf Poss
Doch im Gegensatz zu dessen nüchtern-sachlichem Stil betonte Koch bei seinen fotografischen Arbeiten die florale Schönheit, Anmut und Pracht von Pflanzen und reizte dabei die Stilmittel der neusachlichen Fotografie maximal aus. Er richtete den Blick frontal auf die Pflanze, fotografierte in Untersicht, dramatisierte mit gezielter Lichtführung bis zur surrealen Verfremdung und abstrahierte durch extreme Ausschnitte.
Fred Koch (1904-1947)
Distel-Samen. Compositae – Cirsium lanceolatum,
undatiert
Silbergelatineabzug auf Barytpapier,
22,1 x 16,8 cm
Courtesy Stiftung F.C. Gundlach, Hamburg
Fred Koch (1904-1947)
Papilion auf Umbellifere, undatiert,
Abzug Freundeskreis Ernst Fuhrmann
Silbergelatineabzug,
23,0 x 16,6 cm
Courtesy Sammlung Dr. Hans Schön
Koch arbeitete durch Lichtreflektionen und starke Schatten die Plastizität der Pflanze dramatisierend, fast schon theatralisch heraus: Er inszenierte die Pflanze wie ein Porträt. Des Weiteren war Fred Koch ein unermüdlicher Tüftler. Er entwarf Spezialkameras für extreme Tiefenschärfen im Makrobereich, optimierte seine Apparaturen und studierte die Ausleuchtungsmodalitäten bis ins kleinste Detail.
Fred Koch (1904-1947)
Rochen, Röntgenaufnahme, undatiert,
Abzug Freundeskreis Ernst Fuhrmann
Silbergelatineabzug,
22,9 x 17,1 cm
Courtesy Sammlung Dr. Hans Schön
Dies zeigt sich besonders bei seinen Fotografien von Kristallen und Mineralien. In mehreren Texten verrät er seine technischen Raffinessen und Tricks: „Neben Formcharakter und Material muss man bei den Kristallen ihr Verhalten zum Licht ganz besonders beachten.“ In Kenntnis der komplexen Raumstrukturen, strengen Gesetzmäßigkeiten, Transparenz und Lichtbrechungsfaktoren von Kristallen stellt Koch die ästhetischen Qualitäten der stofflichen Beschaffenheit und die architektonische Konstruktion seiner Motive besonders brillant heraus. In Detailreichtum, Schärfe und Präzision übertreffen viele seiner Kristallaufnahmen die seiner Zeitgenossen.
Fred Koch (1904-1947)
Ampelopsis tricuspidata. Zaunrebe, bis 1930
Silbergelatineabzug auf Barytpapier,
9,8 x 7,4 cm
bpk-Bildagentur / Fred Koch
Rainer Stamm schildert in seinem Text „Spuren eines vergessenen Fotografen“ das Leben von Fred Koch, Stefanie Odenthal (DGPh) beschreibt die „Naturfotografie der 1920/30er Jahre“. Das Katalogbuch enthält außerdem eine ausführliche Biografie von Fred Koch.
Die Alfred Ehrhardt Stiftung wagt somit den Schritt zu einer wirklichen Neuentdeckung: Der Name Fred Koch Name sollte Einzug halten in zukünftige Veröffentlichungen zur Fotografie der Neuen Sachlichkeit.
H.-G. v. Zydowitz
Fred Koch
Naturfotografie der 1920/30er Jahre
Hrsg.: Alfred-Ehrhardt-Stiftung, Berlin
Texte: Stefanie Odenthal (DGPh), Rainer Stamm
Texte: Deutsch, Englisch
144 Seiten mit 90 Abbildungen in Duotone
Format: 28×21 cm, Leinen, geprägt mit Titelschild
Köln, Snoeck Verlagsgesellschaft mbH
ISBN: 978-3-86442-373-4; €29.80
Ausstellung in der Alfred-Ehrhardt-Stiftung, Berlin, noch bis 24. April 2022