Ricoh GXR Objektiv Adapter M mit 12,3 Megapixel Sensor
Das Ricoh GXR System gilt als eine der innovativsten Lösungen in der Kategorie der spiegellosen Kameras. Das kompakte System, das sogar professionelle Qualitätsansprüche erfüllt, verwendet ein modulares Konzept, bei dem die Aufnahmemodule sowohl die Optik als auch Aufnahmesensor und Bildprozessor enthalten. Dieses Prinzip ermöglicht es , unterschiedliche Sensorgrößen für die Objektive einzusetzen und so eine optimale Abstimmung von optischer Konstruktion, Sensor und Prozessor zu erhalten. Die vier bisher am Markt befindlichen Aufnahme-Module verwenden APS-C-, 1/1,7“ oder 1/1,2,3“ große CCD- bzw. CMOS-Sensoren und decken damit einen Brennweitenbereich von 24 bis 300 mm ab.
Mit dem Lens Mount Module erschließen sich jetzt nicht nur noch weitere Brennweitenbereiche, sondern erhalten alte Objektivschätze aus der analogen Zeit wieder einen neuen Verwendungszweck in der digitalen Welt. Bei unserem ersten Test haben wir vor allem lichtstarke Objektive mit längeren Brennweiten mit den Novoflex-Adaptern ausprobiert.
Vier M-Adapter für Leica R-, Olympus OM-, Pentax K- und Nikon F-Bajonett bietet Novoflex im Augenblick.
Dabei muss allerdings bei aller Begeisterung über die neue Flexibilität der spiegellosen Systeme und speziell des Ricoh GXR-Systems mit Objektiv Adapter Modul bedacht werden, dass dabei auf einigen Komfort der aktuellen Digitalfotografie verzichtet werden muss. Zum Beispiel auf den Autofokus. Ein Verzicht, der in diesem Fall nicht besonders schwer fällt. Das Ricoh GXR Mount Module bietet gleich eine ganze Reihe an effektiven Fokussierhilfen an, die individuell im Menu aktiviert und in den persönlichen Einstellungen für den Schnellaufruf gespeichert werden können.
Manuell scharfstellen mit elektronischen Hilfen
Die unterschiedlichen Fokussierhilfen des GXR Mount-Adpters: Modus 1. Lupe Modus 1, Lupe volles Bildfeld, Modus 2 und das Einstellmenu.
Hilfreich ist die Lupenfunktion, die Wahlweise als Ausschnitt in der Bildmitte angezeigt werden kann oder aber das gesamt Bildfeld einnehmen kann. Damit kann präzise auf bestimmte Bilddetails scharfgestellt werden. Zusätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, sich durch einen Kantenverstärkungseffekt bei der Fokussierung unterstützen zu lassen. Diese stehen wahlweise mit farbiger oder mit monochromer Anzeige auf dem Monitor zur Verfügung entweder in Farbe oder in Schwarzweiß. Beides ist etwas gewöhnungsbedürftig aber ausgesprochen effektiv, schnell und präzise. Das gilt vor allem für die langen Brennweiten die wir ausprobiert haben.
Bei, Fotografieren mit kurzen Brennweiten empfiehlt sich für die schnelle Schnappschussfotografie die hyperfokale Entfernungseinstellung. Das heißt, man wählt über die Blende einen möglichst großen Schärfentiefe-Bereich vor, innerhalb dessen sich das Hauptobjekt, das scharf abgebildet werden soll, befindet.
Da wir vor allem mit langen Brennweiten und weit geöffneten Blenden fotografiert haben, um Hauptobjekt und Hintergrund durch ein schönes Bokeh zu trennen erreichen haben wir die Fokussierhilfe Modus 1 oder die Lupenfunktion gewählt.
Beispiele mit dem Ricoh M Objektiv-Adapter und dem über Novoflex Adapter angesetzten Leica APO Macro Elmarit R 1:2,8/100mm.
Belichtungseinstellungen
Es gibt eine Vielzahl praktischer Vorgehensweisen, die Belichtungseinstellungen vorzunehmen. Steht der Betriebsartenschalter auf dem grünen Aufnahmesymbol, das normalerweise die Vollautomatik kennzeichnet, arbeitet das System wie eine Zeitautomatik mit Blendenpriorität. Das heißt der Fotograf wählt eine Blende am Objektiv vor und die Kamera wählt automatisch, unter Berücksichtigung des vorgewählten ISO-Wertes die passende Zeit. Auf die gleiche Weise arbeitet das System bei der Einstellung auf Programm-(P) oder Zeitautomatik (A). Es lässt sich aber auch eine Zeit-Blendenkombination vorwählen und die Kamera steuert dann die dazu passende ISO-Empfindlichkeit ein. Dazu muss die ISO Einstellung auf Auto oder Auto Hi eingestellt sein. Wird in dieser Einstellung mit der Betriebsart M für die manueller Vorwahl von Zeit und Blende gearbeitet, steuert das System automatisch ISO 200 ein. Der Fotograf kann aber auch selbst einen festen ISO-Wert vorwählen.
Für Langzeitbelichtungen kann auch die B oder T Einstellung vorgewählt werden. Bei B (Bulb) bleibt der Verschluss solange geöffnet, bis der Auslöser losgelassen wird. In der T Einstellung wird der Auslöser zum Schließen des Verschlusses erneut gedrückt.
Beispilebilder mit dem Pentax SMC 1:25/200mm und Novoflex M-Adapter.
M-Bajonett oder nicht?
Zum Lieferumfang des M Mount Moduls von Ricoh gehört ein praktisches kleines Zubehör, mit dem sich einfach prüfen lässt, ob das Objektiv, das man verwenden möchte, tatsächlich ein M-Bajonett besitzt oder nicht. Dieses kleine Plastikteil bewahrt einen durch einfache Prüfung vor Schäden, die der Versuch ein nicht geeignetes Objektiv anzusetzen mit sich bringen könnte.
Flexibilität durch das kurze Auflagemaß und Korrektureingaben
Wie die Leica M selbst besitzt das Objektivadapter-Modul GXR Mount ein Auflagemaß von 27,8 mm. Das bezeichnet die Distanz zwischen Bajonett-Auflagefläche und Bildebene (Sensor bzw. früher Filmoberfläche). Der bei den spiegellosen Systemen durch den Wegfall des Klappspiegels kürzere Abstand macht es einfacher, Objektive ursprünglich für ein längeres Auflagemaß konstruiert wurden an das Ricoh System bzw. M-System zu adaptieren. Das ist Novoflex mit seinen M-Adaptern sehr gut gelungen. Ricoh macht den Einsatz älterer Objektive durch spezielle Korrektur-Funktionen besonders einfach. So können in den My Settings bis zu 15 spezielle Einstellungen gespeichert werden. Vor allem Anwendern von Weitwinkelobjektiven wird es gefallen, die Farbabschattungen an den Bildrändern, die Farbeigenschaften älterer Objektive und auch die tonnen- bzw. kissenförmige Verzeichnung für ein bestimmtes ausgleichen zu können und die Objektiveigenschaften in die Exif-Datei einbinden zu können.
In My Settings können bestimmten Objektiven bestimmte Korrekturen zu geordnet werden.
Werden nicht die kurzbrennweitigen, kompakten und leichten M-Objektive von Leica, Voigtländer, Konica oder Carl Zeiss verwendet, sind einige besondere Vorsichtsmaßnahmen zu bedenken. Wir haben es vermieden, die schweren, hochlichtstarken Objektive von Angénieux (Nikon F) , Pentax (K) und Leica (R) mit der Kamera zu halten oder mit dem Kamera-Stativadapter zu verwenden. Das Metallgehäuse und auch der Objektivadapter ist zwar sehr stabil, aber diesen unnötigen Test wollten wir vermeiden und haben die Ausrüstung am Objektiv gehalten bzw. haben das Objektiv beim Fotografieren aufgelegt. Mit kürzeren Brennweiten haben wir dann allerdings schon ein Stativ verwendet. Das hat nicht nur die Stabilität des Systems und damit die Bildqualität verbessert, es trug auch dazu bei, die Einstellungen in Ruhe und überlegt vornehmen zu können. Dabei trat der alte Wunsch aller Fotografen, die gern ein Stativverwenden nach einem seitlichen Kartenfach auf. Es ist doch recht umständlich, für einen Kartenwechsel die Kamera vom Stativ nehmen zu müssen, Schnellkupplung abzuschrauben und schließlich das Ganze wieder rückwärts vornehmen zu müssen. Ein seitliches Kartenfach würde das schon um Einiges leichter machen. Und an die Adapterhersteller gerichtet: da die Adapter meist aus Vollmetall gefräst werden und stabile Bajonette besitzen könnte hier für den Einsatz längerer Brennweiten ein Stativfuß ebenfalls von Nutzen sein.
Bestimmt ist das Fotografieren mit Objektiven mit speziellen Brennweiten und Eigenschaften, wie sie das GXR-System noch nicht bietet, eine attraktive Erweiterung des Systems. Dennoch sind solche Adaptionen gegenüber den speziell für das System gerechneten Aufnahme-Modulen umständlich zu handhaben und im Grunde genommen nicht zeitgemäß. Wer aber Spaß am Tüfteln und Experimentieren hat, der findet mit dem GXR Objektiv-Adaptermodul eine Erweiterung der kreativen Möglichkeiten, wie sie sonst kaum in dem Maße zu finden ist. Wer weiß, vielleicht kommt eines Tages auch noch ein Objektiv-Adapter-Modul mit Vollformatsensor, Bildstabilisation und Shift-Möglichkeit?