Eryngium bourgatii, Mannstreu
In 8facher Vergrößerung
Vor 1928
30 x 23,9 cm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Pinakothek der Moderne, München. Sammlung Ann und Jürgen Wilde Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst
Gute Fotografie kommt nie aus der Mode. Zu den heraus ragenden Meistern dieses Mediums gehört Karl Blossfeldts dessen fotografische Arbeiten heute zu den Inkunabeln der Fotografiegeschichte des 20. Jahrhunderts zählen. Seit den 1890er Jahren bis zu seinem Tod 1932 schuf Blossfeldt ein ebenso umfangreiches wie einzigartiges Werk von Pflanzenaufnahmen, das in Stil und künstlerischer Auffassung die moderne Fotokunst vorbereitete.
Karl Blossfeldt, 1865 in Schielo im Harz geboren, studierte nach einer Ausbildung zum Kunstgießer, Bildhauerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Berlin. Dort wurde Assistent und 1899 Dozent für das Lehrfach „Modellieren nach Pflanzen“
Um für sein Unterrichtsfach „Modellieren nach lebenden Pflanzen“ entsprechendes Anschauungsmaterial zur Verfügung stellen zu können, benutzte Blossfeldt nicht nur lebende und getrocknete Pflanzen, sondern vor allem deren fotografische Reproduktion. Für seine Ansichten entwickelte er dabei einen eigenen, immer gleichbleibenden Modus: Er isolierte Pflanzendetails vor neutralem Hintergrund und vergrößerte die Aufnahme mehrmals, um Bauplan und Formenvielfalt zu verdeutlichen. 1926 stellte Blossfeldt seine fotografischen Arbeiten erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor, 1928 folgte die Publikation seines als bahnbrechend zu bezeichnenden Bildbandes Urformen der Kunst, der in mehreren Sprachen und Auflagen erschien.
In 6facher Vergrößerung
Vor 1928
29,8 x 23,7 cm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen.
Pinakothek der Moderne, München. Sammlung Ann und Jürgen Wilde Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst
Auch avantgardistische Künstler wie László Moholy-Nagy, namhafte Kunstkritiker wie Franz Roh oder zeitgenössische Philosophen wie Walter Benjamin würdigten Blossfeldts Werk in Ausstellungen und Rezensionen, eine Wertschätzung, die sich bis zu Bernd und Hilla Becher fortschrieb, die sich explizit auf Blossfeldt beriefen.
Nach heutigem Kenntnisstand existieren nur zwei umfangreichere Sammlungen, zum einen im von Ann und Jürgen Wilde begründeten Karl Blossfeldt-Archiv, das seit 2010 Teil der in München ansässigen Stiftung Ann und Jürgen Wilde an der Pinakothek der Moderne ist, sowie in der Berliner Universität der Künste, an deren Vorgängerinstitution Blossfeldt gelehrt hatte.
Mit dem Erwerb von 75 exquisiten Originalaufnahmen aus der Sammlung Ann und Jürgen Wilde erhält die Sammlung Moderne Kunst ein zugleich qualitativ herausragendes wie einmaliges Konvolut, das ein Konzentrat des Blossfeldtschen Schaffens darstellt. Erweitert durch das Karl Blossfeldt-Archiv, das neben weiteren Originalabzügen auch die Glasnegative, Kontaktabzüge und vielfältige Archivalien zu Leben und Werk umfasst, ist so eines der bedeutendsten Fotografen-Archive des 20. Jahrhunderts in München vereint.
Karl Blossfeldt und die Sprache der Pflanzen ist bis zum 21.10.2012 im Saal 12 der Pinakothek der Moderne zu sehen.