Ausgezeichnete Kontrastbewältigung der Lumix GH3 bei Gegenlicht.
Wer einmal mit Fliegenfischern unterwegs war, weiß was ihn erwartet: Die Anforderungen an den eigenen Körper und das Material sind extrem. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, das heißt für Tobago, von morgens 6 Uhr bis abends 19 Uhr, watet man durch bis zu brusttiefes Wasser, steht in der Brandung, am Strand und zum Glück ab und zu auch auf einem Boot.
Die Temperaturen liegen über 30 Grad Celsius im Schatten. Leider gibt es weder im Wasser noch am Strand Schatten. Im Juni ziehen mehrmals täglich dunkle Wolken über die Karibikinsel und entleeren ihre schwere, nasse Fracht. Der ‚liquid sunshine‘, der flüssige Sonnenschein, wie die Einheimischen den warmen Tropenregen nennen, sorgt mit seinem dichten Tropfenvorhang dafür, dass kein Auge und keine Kamera mehr trocken bleiben.
Der ergononische Handgriff und die gut erreichbare Anordnung der Bedienelemente erleichtern den sicheren Halt und die Steuerung der Lumix GH3.
Um es gleich vorweg zu sagen die Panasonic Lumix DMC-GH3 war für diesen dauerfeuchten, sandigen und salzigen Einsatz die beste Wahl: das spritzwassergeschütze Magnesiumgehäuse und die entsprechenden Gummidichtungen haben den extremen Bedingungen getrotzt. Trotz ihres stolzen Gewichts lag die Kamera mit ihrem ergonomisch gut geformten Griff immer fest in der Hand. Das gibt die nötige Sicherheit im Hinterkopf, der dann frei ist von Ängsten über einen Totalverlust der wunderbaren Kamera im türkisblauen, karibischen Meer. Man kann sich also ganz und gar auf das Motiv besinnen: den Fisch, der nach der Fliege schnappt.
Neben einem sicheren Gefühl ermöglicht die GH3 ein schnelles Einstellen, Umstellen und Bereitstellen aller technisch möglichen Bildeinstellungen: Blenden, Belichtungszeiten, ISO, Fokus und Weißabgleich. Drei Wahlräder, fünf individuell belegbare Funktionstasten und drei Tasten für den direkten Zugriff auf ISO, Belichtungskorrektur und Weißabgleich wirken am Anfang verwirrend, machen nach kurzer Einarbeitungsphase aber richtig Spaß. Natürlich lässt sich auch alles über den berührungsempfindlichen Touchscreen am Rücken der Kamera bedienen oder noch feiner über eine WiFi-Verbindung vom Smartphone, das mit einer entsprechenden App zur genialen Fernsteuerung für die Kamera wird. Das birgt vor allem beim Videoeinsatz große Vorteile, weil jede noch so kleine Berührung der Kamera, die später sichtbare Erschütterungen hervorrufen könnte, vermieden wird.
Durch ihre Wetterfestigkeit machen der Lumix GH3 auch ein paar Spritzer Meerwasser nichts aus.
Beim Thema Fliegenfischen und der Jagd auf den Atlantischen Tarpun war natürlich auch die Schnelligkeit der Kamera entscheidend: Im Serienbild Modus liefert die GH3 im Raw Format 6,3 Fotos pro Sekunde. Der Autofokus hat keine Probleme mit dieser Bildgeschwindigkeit.
Das zeigte sich auch im Video-Modus. Die Schärfe wird ohne Problem nachgeführt. Der Fokus lässt sich beim Video aber auch halbautomatisch nachführen, durch kurzes Antippen des Auslösers, aber noch eleganter und besser mit einem Fingertipp auf dem berührungsempfindlichen Display.
Spzielle Dichtungen schützen die Lumix GH3 vor Feuchtigkerit und Staub.
Die Aufzeichnung der Videoaufnahmen ist im Full HD AVCHD, MP4 oder MOV Standard möglich. Die Aufnahmequalität im Full HD AVCHD Standard reicht von 24 Bildern pro Sekunde über 25 Bilder pro Sekunde bis zu 50 Bilder pro Sekunde im sogenannten AVCHD progressive Standard.
Schwenks, die sowieso nie zu schnell ausgeführt werden sollten, macht die Kamera mit entsprechend schneller Karte bestückt problemlos mit. Für die professionelle Nachbearbeitung der Filmaufnahmen versieht die GH3 die bewegten Bilder bei entsprechender Einstellung mit Timecode.
Im karibischem Wind waren die integrierten Stereomikros der GH3 trotz hoch eingestellter Windreduktion machtlos. Anspruchsvolle Tonaufnahmen lassen sich unter diesen Umständen nur mit einem guten externen Mikro, das genauso wie Kopfhörer an die Kamera angeschlossen werden kann, realisieren.
Ich hatte mich dieses Mal für drei Objektive entschieden: das Lumix G Vario 1:4/7-14, das Lumix G Vario 1:4-5,8 / HD 14-140 und das Olympus Digital 1:3,5-6,3 /12-50mm mit Motorzoom.
Das Superweitwinkel war genial um die weiten Ausholschwünge der Rute und die kunstvollen Schleifen der Schnur am blauen Himmel beim Fliegenfischen auf einem Bild einzufangen, der Motorzoom des Olympus 12-50mm war von Vorteil beim Filmen, vor allem mit der sehr schön zu variierenden Zoomgeschwindigkeit. Auch das 14-140er Zoom, entspricht 28-280mm Brennweitenbereich auf Kleinbild bezogen, hat mich trotz öfter zu lesender Kritik für meinen Einsatz und meine Zwecke überzeugt.
Für die Zeitschrift Halali schoß Klauskamphausen diese Aufnahmen von Sven F. Goergens beim Fliegenfischen auf Tobago und Trinidad.
Alle Objektive kamen zusammen mit der Kamera mit den am Strand und auf dem Wasser allgemein schwierigeren Lichtverhältnissen gut klar. Ein kleines nerviges Manko der GH3 ist der Sensor unterhalb des Okulars, der dafür sorgt, dass man das Bild auch bei offenem Display im Okular zu sehen bekommt, sobald man die Kamera ans Auge setzt. Leider registriert der Sensor zu oft den Finger mit dem man gerade etwas versucht auf dem Touchscreen einzuschalten, dann wird das Bild leider wieder dunkel und es dauert etwa zwei Sekunden bevor es wieder auftaucht. Natürlich lässt sich diese Funktion im Menü ausschalten, aber warum dann diesen Sensor überhaupt dort anbringen. Ein schneller Druck auf die Funktionstaste 5 zeigt das Bild genauso schnell und Augenblicklich im Okular.
Wie die Jagd auf den schwer zu fassenden Atlantischen Tarpun mit der Fliege ausging bleibt noch geheim. Der Einsatz der GH3 war jedenfalls eine Freude und hat reiche Beute im karibischen Meer beschert. Mehr über die Abenteuer auf Tobago und das Fliegenfischen in der Karibik lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben von Halali – illustriert mit den besten Bildern der GH3.
Klaus Kamphausen
Fotos Klaus Kamphausen Copyright Convergence Verlag, Halali