Aufnahme mit dem M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO F/4 1/1.000s, ISO 1.600
und der OM-D E-M5 Mark II.
Die M.Zuiko Digital Pro Reihe von Olympus hat mit dem neuen M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO nicht zum ersten Mal für Aufsehen gesorgt. Auch die bereits früher vorgestellten Objektive dieser professionellen Premium Linie haben, jedes für sich, durch ungewöhnlich hohe Abbildungsleistungen, ihre kompakte Bauweise, das komfortable Handling und ihre Wetterfestigkeit und durchdachte Ausstattung eine wachsende Fangemeinde erobert. So ist es auch nicht zuletzt dieser außergewöhnlichen Objektivserie zu verdanken, dass langsam auch immer mehr professionell arbeitende Fotografen, vom Vollformat zu den deutlich leichteren MFT-Kameras und ihren kompakteren Objektiven wechseln. Nach unseren ersten Erfahrungen mit dem Olympus M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO werden es bestimmt laufend immer mehr werden.
Warum? Beginnen wir beim Handling. Schon hier spielt das Objektiv seine ersten Trümpfe aus. Noch nie war das Fotografieren mit einem Objektiv vergleichbarer Brennweite und Lichtstärke im wahrsten Sine des Wortes leichter, genauer gesagt im Vergleich zum 600er Nikkor mit Lichtstärke 1:4 um etwa 3,5 Kilogramm und gegenüber dem Canon 600 mm/f4 gleich um rund 3,8 Kilogramm. Größe und Gewicht sind zwar der auffälligste Unterschied zu den Vollformat-Konkurrenten aber bei Weitem nicht die einzige Eigenschaft, bei der das Olympus M.Zuiko Digital Pro Objektiv sich überlegen zeigt.
Aufnahme mit dem M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO F/4 1/640s, ISO 400
und der OM-D E-M5 Mark II.
Ein weiteres Argument ist die kürzere Naheinstellgrenze. Sie beträgt bei Olympus 1,4 Meter, bei den erwähnten Canon und Nikon Objektiven 4,5 Meter, bei Nikon 4,8 Meter. Der hybride fünfachsige Bildstabilisator in Verbindung mit der OM-D EM5 Mark II, der OM-D E-M1 oder der PEN F kompensiert laut Olympus bis zu fünf Blendenstufen. Möglich wird dies durch die Kombination aus optischer Bildstabilisation mithilfe des Linsenausgleichs im Objektiv und der Sensor-Shift-Funktion in der Kamera. So kann mit den genannten Kameras und dem Olympus 300 mm Tele noch ein scharfes, unverwackeltes Bild geschossen werden, wenn eine deutlich längere Belichtungszeit eingestellt ist als der Kehrwert der Blende, der allgemein als Richtlinie für verwacklungsfreie Freihandaufnahmen gilt. Ein Hinweis aus der Praxis: Das gilt natürlich nur für statische Motive. Bei der Jagd auf kleine oder große Tiere, die sich bewegen oder bei Sport- und Actionaufnahmen ist eine kurze Verschlusszeit dennoch zwingend erforderlich, um die Bewegung scharf zu erfassen.
Aufnahme mit dem M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO F/4 1/1.000s, ISO 1.000
und der OM-D E-M5 Mark II.
Auch das Olympus M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO verfügt über die Schnellkupplung zum Umschalten von automatischer auf die manuelle Scharfstellung. Dazu wird einfach der bequem greifbare Schärfenring zurückgezogen, so dass die darunter liegende Entfernungsskala sichtbar wird. Wie üblich bei Teleobjektiven dieser Klasse, bei denen es gilt, große Distanzen zu überbrücken, verfügt auch das Olympus Super-Tele über die Möglichkeit den Einstellbereich einzugrenzen, um die AF-Geschwindigkeit zu beschleunigen. Hier kann der Fotograf den Nahbereich von 1,4 m bis 4 m oder 4 m bis unendlich wählen. Selbstverständlich ist auch die automatische Einstellung von 1,4 bis unendlich möglich. Vor allem die Begrenzung auf den Nahbereich bis zu vier Meter hat sich als eine Verkürzung der Einstellzeit bei unseren Praxistests bemerkbar gemacht.
Damit sind längst nicht alle Pluspunkte im Handling abgehandelt. Wie die meisten Objektive mit langen Brennweiten, verfügt auch das Olympus M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO über eine schwenkbare Stativschelle. Doch dieser vereinfacht im Gegensatz zu anderen das Anbringen und Abnehmen des Objektivs auf einem Stativ durch die Integrierte, Arca Swiss kompatible Schwalbenschwanzschiene, die eine zusätzliche Schnellkupplungsplatte überflüssig macht. Die Stativschelle lässt sich auch abnehmen, wodurch das Objektiv nochmals 200 Gramm leichter wird.
Aufnahme mit dem M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO F/6,3 1/1.000s, ISO 200
und der OM-D E-M5 Mark II.
Als ebenso praxisgerecht erweist sich die ausfahrbare Teleskop-Streulichtblende. ‚Last but not least‘ ist das Objektiv mit einer seitlich angebrachten, leicht zu greifenden Fn-Taste versehen, mit der sich auf Druck individuell vorprogrammierte Einstellungskombinationen abrufen lassen. So lässt sich beispielsweise für Porträts blitzschnell die Augenerkennung zuschalten oder für statische Nahaufnahmen durch längere Belichtungszeiten eine Kombination mit einer kleinerer Blende für mehr Schärfentiefe wählen. Die L-Fn-Taste lässt sich mit einer von insgesamt 27 zuweisbaren Funktionen belegen. Die insgesamt vier Bedienelemente, AF-Begrenzer, L-Fn-Taste, ON/OFF-Schalter für die Bildstabilisation und der Entfernungsring sind alle gut zu greifen und bequem zu bedienen. Wie bei den anderen Pro-Objektiven von Olympus auch, ist jedoch sorgfältig darauf zu achten, dass der Schärfenring nach vorn geschoben ist, da sonst die AF-Steuerung nicht arbeitet. Uns ist es hin und wieder passiert, dass der Ring versehentlich verschoben wurde, ohne dass wir dies gleich bemerkt haben.
Aufnahme mit dem M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO F/4 1/1.000s, ISO 640
und der OM-D E-M5 Mark II.
Zwei Argumente, die das Handling des Olympus M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO erschweren, haben wir von Vollformatanhängern immer wieder gehört: Bei unwirtlichen Temperaturen würde die Bedienung wegen der Kompaktheit von Kamera und Objektiv sowie deren Bedienungselementen sich mit Handschuhen als schwierig erweisen. Noch öfter aber kam ein Argument, das Hybrid AF-System würde zuviel Strom verbrauchen und vor allem bei extremen Niedrigtemperaturen würde der Akku der MFT-Kameras stark strapaziert und seine Energie schnell aufgebraucht sein. Dies haben unsere Tests, bei denen wir das Objektiv hauptsächlich für schnelle spontane Aufnahmen aus der Hand eingesetzt haben, nicht bestätigen können. Allerdings waren wir auch keinen extrem niedrigen Temperaturen ausgesetzt. Gewarnt hatten wir natürlich immer einen Ersatzakku dabei, doch musste der nie eingesetzt werden, da wir kaum gefilmt haben und ein frischer Akku für das Tagessoll reichte. Das kann bei Fotografen, die ständig mit der High-Speed-Serienbildschaltung herumballern ganz anders aussehen.
Foto Nils Häussler, Olympus PEN F und M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO
F/4,5 1/250s, ISO 640.
Ein Argument, das wir überraschenderweise immer wieder von befragten Wildlife-Fotografen zu hören bekamen, war das angeblich sanftere Bokeh. Ja es ist wahr, dass die Schärfentiefe bei Aufnahmen mit MFT-Sensoren etwa doppelt so groß ist, wie bei vergleichbaren Vollformatobjektiven. Dies haben wir jedoch als Vorteil empfunden. Eine Schwäche der Riesenboliden für das Vollformat ist doch gerade die geringere Schärfenausdehnung etwa bei Aufnahmen von Wildtieren, die sich nicht von der Seite sondern auch von vorn präsentieren und wo dann der Kopf zwar scharf abgebildet wird aber das Hinterteil unscharf wirkt. Gerade in der Telefotografie spielen kleinere Sensoren ihre Stärken aus. Neben der größeren Schärfentiefe sind auch der extrem schnelle und sehr leise Autofokus Argumente für das kleinere Aufnahmeformat.
An seiner außergewöhnlichen Bildqualität lässt das Olympus M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO nicht den geringsten Zweifel. Die Randabschattungen tendieren praktisch gegen Null. Auch Aberrationen sind auf ein kaum wahrnehmbares Minimum beschränkt. Der Kontrast ist hervorragend und das durch die integrierte Streulichtblinde selbst bei Gegenlicht. Störende Reflexe und Geisterbilder waren nicht zu bemerken. Die Ergebnisse sind gestochen scharf und auch die viel bemühte Beugung, die bei kleineren Formaten vornehmlich im Weitwinkelbereich zu beklagen ist, war bei den nahezu parallel auf den Sensor auftreffenden erst ab einer Blende von 11 bemerkbar. Allerdings waren ihre Auswirkungen auf die sichtbare Schärfe tolerierbar.
Foto Eric Scheuermann mit dem M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO
F/4 1/320s, ISO 640 und der OM-D E-M5 Mark II.
Fazit: Das Olympus M.Zuiko Digital ED 300 mm 1:4.0 IS PRO ermöglicht eine völlig neue Art des Fotografierens mit Supertelebrennweite. Seine komplexe, aufwändige Konstruktion sorgt nicht nur für eine Abbildungsleistung, die sich auch mit entsprechenden Objektiven für das Vollformat messen lassen kann. Ihnen gegenüber bietet es eine größere Schärfentiefe, die den Schärfeeindruck von entfernten Objekten im Bild erhöht. Sein durchdachtes Konzept äußert sich nicht nur in der optischen Qualität, die bereits ab offener Blende voll zum Ausdruck kommt, sondern nicht zuletzt auch im Handling und der Möglichkeit, spontan und schnell aus der Hand zu fotografieren. Als eine weitere Stärke, die vergleichbare Objektive nicht bieten können, ist die kurze Mindesteinstellgrenze, die es ermöglicht auch bei Aufnahmen von Kleintieren Abstand zuhalten. Wir können Ihnen raten die neue Art der Wildlife-, Action- und Sportfotografie doch auch einmal im wahrsten Sinne des Wortes ‚in die Hand zu nehmen‘. Sie werden überrascht sein, wie leicht das Fotografieren mit Superteleobjektiven sein kann!