Die Illum, das zweite Kameramodell des Spezialisten für die Lichtfeldfotografie Lytro, zwingt zum Umdenken. Nichts bleibt so, wie es war. Nicht einmal so, wie man es von dem chicen, minimalistisch gestaltetem Mini-Quader der ersten Generation der Lytro Lichtfeldkameras gewohnt war. Es gilt das Fotografieren und Erzählen von Geschichten in Bildern neu zu erlernen. Wir haben es versucht und dabei völlig neue Bilderwelten entdeckt, die inspirieren und zum Umdenken motivieren.
Lichtfeld-Kamera für Profis: Die Lytro Illum.
Was ist mit der Einführung der Illum, der zweiten Generation der Lytro Lichtfeld Kameras alles anders geworden? Beginnen wir mit den einfachen Dingen, den Äußerlichkeiten. Die Illum signalisiert schon durch ihr an eine professionelle Kamera erinnerndes Design daran, das hier ein Werkzeug für Profis geschaffen wurde. Ihr Gewicht von nahezu einem Kilo, das dem robusten Magnesium-Chassis geschuldet ist, bestätigt dies. Ein ausgeprägter, ergonomisch zu greifender Handgriff sorgt für sicheren Halt der Kamera. Ansonsten wurde die Zahl der Tasten, Hebel und Knöpfe auf ein Minimum beschränkt. Sechs Tasten und zwei Einstellräder, mehr werden aufgrund des innovativen Touchscreen-Bedienkonzepts auch nicht benötigt.
Schon die Verpackung signalisiert: Hier kommt etwas Besonderes.
Der von Haus aus für einen besseren Einblick von oben leicht schräg positionierte, hochauflösende, helle und kontrastreiche Monitor-Sucher mit 4“-Bilddiagonale lässt sich für die optimale und komfortable Ausschnittwahl aus jeder Perspektive nach oben und unten schwenken. Der Brennweitenring des festeingebauten Zoomobjektivs ist angenehm griffig und die Verstellung der Brennweite läuft weich und sanft. Der Brennweitenbereich von 30 bis 250 mm bezogen auf das Kleinbildformat entspricht dem einer Bridge-Kamera der Mittelklasse. Die Voreinstellungen für die Aufnahme beschränken sich auf ein Minimum.
Nach wie vor der einfachste Effekt der Lichtfeldtechnologie:
die nachträgliche Schärfeverlagerung.
(Manche Browser zeigen die als iFrame eingebetten Lytro Dateien nicht an)
Nur das Sehen muss der Fotograf neu lernen, denn die Lichtfeldfotografie ist mehr als ein zweidimensionaler Motivausschnitt. Ihre Ergebnisse sind Geschichten erzählt in tausend Varianten einer einzigen Fotografie. Die neue dreidimensionale Erzählweise – einer Mischung aus interaktiv vom Betrachter erlebbarer Stillfotografie in 3D, Animation und Videoelementen – erfasst mit nur einer Aufnahme eine Vielzahl von Bildelementen, die dann nicht nur dem Fotografen für seine Interpretation des Motivs zur Verfügung stehen sondern teilweise auch vom Betrachter genutzt werden können, um interaktiv in die Geschichte, die eine Lichtfeldaufnahme erzählt, eintauchen zu können.
Zum besseren Verständnis zunächst vorweg ein kleiner Exkurs in die Technik der Lichtfeldfotografie. Mit diesem, von dem amerikanischen Wissenschaftler Michael Ng massentauglich gemachten Aufnahmeverfahren werden von einem speziellen Bildsensor statt der Position einzelner Schärfepunkte auch die Richtung der auftreffenden Lichtstrahlen erfasst und somit Informationen über die Beschaffenheit des gesamten Raumes statt nur von einer begrenzten Schärfenebene gesammelt und gespeichert. Dieses Verfahren hat Dr. Michael Ng in seiner Doktorarbeit beschrieben. Zunächst versuchte er für seine Ideen einen Kamerahersteller zu finden. Mit wenig Erfolg. Schließlich hat er sich entschlossen, selbst als Kamerahersteller unter der Marke Lytro den Markt für die Lichtfeldfotografie zu erschließen.
Ergonomisches Design – Wenige Bedienelemente, abgeschrägter, klappbarer Monitor.
Schon das erste Lytro Modell, das seit Sommer 2012 auch in Deutschland erhältlich ist, ließ das gewaltige Potenzial erahnen, das in dieser neuen Technik steckt. Die neue Lytro Illum hievt sie nun auf ein professionelles Niveau und macht deutlich mit welcher Rasanz das Start-up des Dr. Ng, die Welt der Bilder verändern wird. Spielte die Lytro 1 eher in der Kategorie der Lifestyle Produkte, mit denen Technikfreaks ihren Spieltrieb befriedigen, so ist die Illum dazu angetreten, die erste Veränderungswelle im Erzählen fotografischer Geschichten zu starten.
Dazu muss zunächst einmal verstanden werden, dass es sich nicht um eine Kamera, sondern um ein Konzept handelt, das eine revolutionäre Aufnahmetechnik mit einer komplexen Bildverarbeitungssoftware verknüpft, durch dessen einzigartige Gestaltungspotenzial für den Fotografen und dessen überwältigenden Erlebniswelt für den Betrachter sich ganz neue visuelle Kommunikationsformen ergeben. Und das bei einfachster Aufnahmetechnik, die kaum Vorkenntnisse für technisch perfekte Bilder erfordert aber völlig neue Sehweisen für eine Bildsprache voraussetzt, die bisher nur ganz wenige, privilegierte Bilderprofis erfahren konnten oder gar beherrschen.
Das Bearbeitungsmenmü der Lytro Desktop-Software
Wir haben bei unseren Test fesrgestellt, dass die Aufnahme und das Beherrschen der Illum für ein technisch einwandfreies Bild, selbst für Neulinge kein Problem darstellt. Vielmehr sind Kreativität und geschultes Sehen gefordert, was oftmals erst bei der Entwicklung der Aufnahmen mit der neuen Desktop 4 Software deutlich wird. Sie ist im Grunde genommen der wohl bedeutendste Fortschritt für die zweite Lytro Generation.
(Manche Browser zeigen die als iFrame eingebetten Lytro Dateien nicht an)
War die Lichtfeldtechnologie der ersten Genderationr mehr oder weniger auf die Effekte des nachträglichen Scharfstellens, des Perspektiveshifts oder der 3D-Darstellung beschränkt, so ist mit der Illum nun auch der Export der Lichtfeldaufnahmen als Animationen möglich. Zudem lassen sie sich nun auch wie andere digitale Bilddateien nachträglich bearbeiten. Es lassen sich Farbanpassungen vornehmen oder Bildausschnitt neu wählenund zuschneiden und die Aufnahmen können gedreht werden. Das Schöne für Früheinsteiger in die Lichtfeldfotografie: Auch Nutzer von Kameras der ersten Lytro Kamerageneration profitieren von dem erweiterten Funktionsumfang der Lytro Desktop 4 Software.
Nachträglich refokussierte Einzelbilder einer einzigen Lichtfeldaufnahme.
Noch ein Wort zur Bildqualität der Illum. Statt von Megapixeln spricht man in der Lichtfeldfotografie von Megarays, also der Anzahl der erfassten Lichtstrahlen. Waren es in der ersten Lytro Generation noch 11 Megarays die von der Kamera erfasst wurden, so sind es bei der Illum bereits fast viermal mehr, also 40 Megarays. Diese Auflösung reicht zum Export refokussierter Einzelbilder für zweidimensionale Drucke bis zum DIN A3 Format.
Lichtfeld-Bridge-Kamera Illum schlägt die Brücke zur Zukunft der Fotografie.
Fazit: Ließ die erste Lytro Kamera ihre Anwender nur an der Zukunft schnuppern, so öffnet die Illum weit die Tür zu einer Bilderwelt, die verspricht unsere Sehweisen und Bilderlebnisse grundlegend zu verändern. Sie ist die erste Lichtfeld-Kamerageneration, die professionell neue Bildermärkte erschließt und damit Fotografen zu klaren Wettbewerbsvorteilen verhilft. Früheinsteiger in diese Technik werden auch von späteren Generationen am meisten profitieren, wenn die Ausdehnung dieser Technik auf Kameras mit Wechseloptik und Videofunktionen erfolgt. Betrachtet man die 3D-Qualität der Illum, so ist hier ein neues Niveau erreicht. Sollte diese demnächst auch die Videofunktion erreichen, könnte die 3D-Kinofilmproduktion in eine neue Dimension vorstoßen und das Filmen in 3D auch für Amateure zum Kinderspiel machen.
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(Manche Browser zeigen die als iFrame eingebetten Lytro Dateien nicht an)