Foto Lois Lammerhuber
„Entlang dieser fast zwei Jahre langen Reise erreichte ich am 12. Dezember 1978 das erste Mal lateinamerikanischen Boden. Ich blieb 15 Monate. Und wurde heimisch. Dabei bin ich ‚unabsichtlich‘ zum Fotografen gereift und ohne es zuerst zu bemerken, habe ich dort zwischenmenschlich, moralisch und intellektuell fast alles gelernt, was mich befähigt, seit 1985 als Fotojournalist für GEO und viele andere internationale Magazine zu arbeiten. Eine Schule des Lebens ohnegleichen, die mich mit Dankbarkeit und Demut erfüllt“.
Foto Lois Lammerhuber
Die Panamericana ist bis auf ein Stück von 90 Kilometern Länge zwischen Panama und Kolumbien – dem Isthmus von Darién – durchgehend befahrbar. Diese Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika ist allerdings reisetechnisch das absolute Gegenteil einer Brücke. Ein feuchtheißes Stück tropischen Regenwalds mit den als unpassierbar geltenden Atrato-Sümpfen inmitten. Anders gesagt: Die Kosten, das noch fehlende Stück Straße zu errichten, sind so astronomisch hoch, dass es uns bis heute erspart geblieben ist. Und das ist gut so, denn diese sanft bergige Wildnis strotzt vor extremer Biodiversität. Der Atrato selbst ist der schnellst fließende Fluss der Erde und ergießt 5000 m³ Wasser pro Sekunde in die Karibik. Die Jahresniederschlagmenge ist mit 4000 mm enorm, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 90 %. Natur pur!
Foto Lois Lammerhuber
Foto Lois Lammerhuber
„Für mich fühlt sich das wie ein ferner Nachhall der Erdgeschichte an“, führt Lammerhuber weiter aus, „denn genau dort sind vor etwa drei Millionen Jahren zwei tektonische Erdplatten unter Begleitung massiver Vulkanausbrüche kollidiert und haben den Wasseraustausch zwischen den beiden Weltmeeren Atlantik und Pazifik unterbrochen“. Neueste Forschungen belegen, dass dies nicht nur eine enorme Wanderbewegung von Säugetieren zwischen Nord- und Südamerika ausgelöst hat, sondern vor allem die Entstehung des Golfstroms.
Foto Lois Lammerhuber
Bei GEO war Lammerhuber für einige Jahre der „Mann für Lateinamerika“. „Ich habe in allen Ländern Lateinamerikas nicht nur gearbeitet, sondern auch so viel Zeit verbracht, dass ich mich dort wirklich zuhause fühle. Neben Baden und Wien sind die Twin-Cities Buenos Aires und Montevideo am Rio de la Plata jene Städte, in denen ich mich richtig gut auskenne“, erzählt er weiter.
Foto Lois Lammerhuber
„Meine ganz persönliche Geschichte ist der Grund, warum mir das Festival 2021 noch mehr zu Herzen geht als seine Vorgänger. Und es ist auch der Grund, warum ich Ihnen eine Reportage-Trilogie zeige, die sich mit der Entdeckung Amerikas auseinandersetzt, aber noch mehr mit der gelebten Magie und Poesie jener Menschen, die mir entlang der Panamericana schicksalhaft begegnet sind“.
Foto Lois Lammerhuber
Teil I: Papst Johannes Paul II war im Oktober 1992 in die Dominikanische Republik gekommen, um dort die Christianisierung Lateinamerikas vor 500 Jahren zu feiern, die 4. Lateinamerikanische Bischofskonferenz zu leiten, Ezequiel Moreno, den kämpferischen Prediger in den Wäldern Kolumbiens, heilig zu sprechen – und die sterblichen Überreste des Entdeckers Amerikas, Christoph Kolumbus, von der Kathedrale Santo Domingos in den Faro a Colón umzubetten. Für Johannes Paul II war es die 56. Auslandsreise. Doch sie verlief, wie einst jene des Kolumbus, anders als geplant. Die Ausstellung ist das Protokoll einer so historischen wie außergewöhnlichen Papstreise,die von mehr als 1.500 JournalistInnen begleitet wurde.
Teil II: Julius Caesar ist Curandero und lebt im Andendorf Iluman. Er ist Medizinmann, Magier, Visionär und Psychologe, vertraut mit der Heilkraft von Pflanzen, Tieren und Elementen. Krankheit ist für ihn die Disharmonie zwischen Mensch, Umwelt und Kosmos. Von der Schulmedizin wird die Heilkunst der Schamanen vielfach als Hokuspokus betrachtet. Doch inzwischen wird sie von der WHO ernst genommen.
Teil III: Sergio Enrique Espinoza Estrella, ein ecuadorianischer Bauer, der als Leibeigener geboren wurde, erfüllte sich im Herbst seines Lebens seinen Kindheitstraum. Don Sergio erfand 1986 etwas, das es längst gab – das Auto, während alle Welt dessen 100. Geburtstag feierte.
Lois Lammerhuber, aufgenommen
während seiner Reise auf der Panamericana, damals 27 Jahre alt.