Ein Rückblick auf 2021
Beim Fotofestival in Baden bei Wien verschmolzen Foto- und Gartenkunst zu einem CO2 neutralen Besuchermagneten. Unter dem Titel VIVA LATINA! haben sich 282.607 Besucher:innen mit der Conditio humana, den Lebensbedingungen in Lateinamerika auseinandergesetzt: In Reportagen auf absolutem Weltklasseniveau, wie Sebastião Salgados Bericht „Gold“ über den Goldrausch in Serra Pelada, einem kleinen brasilianischen Dorf, in dem Anfang der 1980-er Jahre der zweitgrößte Goldfund der Moderne gemacht wurde.
Einer der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit Sebastião Salgado wird
mit seiner berühmten Serie „Gold“ das Festival in Baden bereichern
© Sebastião Salgado
Oder Luisa Dörrs feinsinniger Erzählung in großformatigen Fotos über den herausfordernden Weg zur Gleichberechtigung der Frauen in Bolivien: Flying Cholitas – frei übersetzt „Fliegende Röcke“ – präsentiert den selbstbewussten Alltag junger Frauen, die sich Boliviens Nationalsport Wrestling aus emanzipatorischen Gründen verschrieben haben, um ihren Macho-Männern erfolgreich Konkurrenz zu machen.
Luisa Dörr: „Fliegende Röcke“
Oder Marcos Lopez, der sich mit „Pop Latino“ auf augenzwinkernd, zynische Art fotografisch der Abhängigkeit Lateinamerikas vom US-amerikanischen Lebensstil in seinen bunten Bildern entgegenwirft, ohne mit Selbstkritik am Konsumverhalten seiner argentinischen Landsleute zu sparen!
Foto Marcos López
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die schon gemeinsam mit dem Botschafter Frankreichs in Österreich Gilles Pécout das Festival am 18. Juni 2021 eröffnet hatte: „Die Kurstadt Baden hat uns alle mit dem Festival La Gacilly-Baden Photo auch heuer wieder in Staunen versetzt, in die entlegensten Orte der Welt geführt und Menschen und Kulturen nähergebracht. Ich danke Bürgermeister Stefan Szirucsek, seinem Team und dem Mastermind des Festivals Lois Lammerhuber für den Mut, Neues zu wagen und damit der Kunst als auch dem Tourismus frische Impulse zu geben.“
Lois Lammerhuber, aufgenommen
während seiner Reise auf der Panamericana, damals 27 Jahre alt.
Lois Lammerhuber, Direktor des Festivals und mehrfach zum besten Reportagefotografen der Welt gewählt, hat mit seiner Lateinamerika-Trilogie nicht nur die Geschichte der Entdeckung Amerikas sowie die Poesie und Magie dieses Kontinents in sinnliche Bilderzählungen verpackt, sondern sich als „Lateinamerikaner“ geoutet: „Bei der Zeitschrift GEO war ich einige Jahre lang der „Mann für Lateinamerika“. Ich habe in allen Ländern Lateinamerikas nicht nur gearbeitet, sondern auch so viel Zeit verbracht, dass ich mich dort wirklich zuhause fühle. Dabei habe ich zwischenmenschlich, moralisch und intellektuell fast alles gelernt, was mich befähigt, dieses Festival in Baden zu entwickeln. Eine Schule des Lebens ohnegleichen, die mich mit Dankbarkeit und Demut erfüllt.“
© Gregor Schörg. Im Bild von links nach rechts: Stefan Szirucsek, Jochen Danninger, Christoph Kainz, Silvia Lammerhuber, Josef Müllner, Solenne Morel, Ilona Perrot, Michael Duscher, Lois Lammerhuber
Tourismuslandesrat Jochen Danninger fügt hinzu: „Das Fotofestival in Baden hat sich in den letzten vier Jahren, aber besonders seit dem Ausbruch der Corona-Krise, zu einem Tourismusmagneten entwickelt. Es freut mich sehr, dass die großartigen Fotografien so viele Gäste aus Nah und Fern anziehen. Erst kürzlich durften wir den
1-Millionsten Besucher in der Geschichte des Festivals in Baden willkommen heißen. Damit ist das Fotofestival ein ganz besonders wichtiger Wertschöpfungsmotor des Tourismus in Niederösterreich.
Foto Pascal Maitre
Der zweite Erzählstrang des Festivals ist der Umwelt gewidmet – Klimawandel, Nachhaltigkeit und Biodiversität. Herausragend die Arbeiten von Ulla Lohmann, Éric Valli oder Pascal Maitre. Folgerichtig hat sich das Festival heuer das erste Mal CO2 neutral präsentiert. Finanziert mit der Unterstützung von Bürger:innen Badens konnten im Lacandón-Urwald in Guatemala, der als einer der artenreichsten der Welt gilt, die zur Kompensation erforderlichen Zertifikate erworben werden.
Bei der Siegerehrung in Baden bei Wien
Foto Rauchenberger
Zur Preisverleihung im Rahmen der Ausstellung des Global Peace Photo Awards im Kurpark war David Beasley aus Washington angereist, der die Welternährungsorganisation als Friedensnobelpreisträger repräsentierte und das Publikum – darunter Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka – in einer flammenden Rede zu viel mehr Achtsamkeit im Umgang mit unserem Planeten Erde ermahnte: „Hunger is on the rise. 811 million people – 1 in 10 people – go to bed hungry every night”.
Apropos Nobelpreisträger: Nicht weniger herausragend werden die Fotografien von Pablo Corral Vega in Erinnerung bleiben, die von eindrucksvollen Texten aus der Feder von Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa begleitet wurden. All das und vieles mehr war ausgebreitet in 29 Ausstellungen entlang einer Stadt- und einer Gartenroute zu genießen, gemeinsam immerhin 7(!) Kilometer lang. María Elizabeth Bogosian, die Botschafterin von Uruguay in Wien: „Gestern bin ich nach Baden gefahren. Außer der Schönheit und Gemütlichkeit Badens, war ich begeistert von den Ausstellungsstrecken selbst, der großen Anzahl an Fotos und der Präsentation der Themen.“
Der Bürgermeister Badens Stefan Szirucsek ergänzt: „Die Fotokunst im öffentlichen Raum der Kurstadt Baden hat sich wieder als eine ganz besondere Kulturveranstaltung erwiesen. Mehr als eine Viertelmillion Besucher:innen haben die Bilder des Fotofestivals 2021 gesehen und die schönen Seiten der Welterbestadt kennengelernt. Ich freue mich schon jetzt auf das Festival 2022, das von 9. Juni bis 16. Oktober 2022 stattfinden und sich unter dem Titel NORDWÄRTS! der Fotografie Skandinaviens widmen wird.“
Klaus Lorenz, Tourismusdirektor der Stadt Baden: „Mit dem Festival wird Baden zu einem DER Kultur-Hotspots in Österreich. Die internationale Fotokunst verbindet sich mit den wunderbaren Gartenlandschaften und der Welterbe-Architektur zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk. Für mich persönlich ist es eine große Freude, die Begeisterung der Besucher:innen und die angeregten Diskussionen vor den Fotogalerien in unserer Stadt zu beobachten.“
Diese Ausführungen unterstreicht auch die Anwesenheit von über 70 nationalen und internationalen Medien, die am 19. August 2021 im Rahmen des Festivals in der Langen Nacht der Fotografie den 182. Geburtstag der Fotografie in Baden gefeiert haben, darunter ORF, ARTE, MARKIZA TV, RTL, SAT1, VOX, DIE ZEIT, FAZ, GEO, STERN, NZZ, FIGARO, usw. Bereits zum fünften Mal wurde das Festival La Gacilly-Baden Photo ausgezeichnet, dieses Jahr mit dem Goldenen Hahn.
Zusammenfassend stellt die Co-Direktorin des Festivals Silvia Lammerhuber fest: „Wir freuen uns nicht nur über die hervorragenden Besucherzahlen und über das so erfrischende Interesse der Besucher:innen, sondern vor allem auch darüber, dass wir die fotografischen und inhaltlichen Botschaften der Ausstellungen weiter über die Grenzen Österreichs tragen können. Wie schon in den Jahren davor wird eine special edition der Ausstellungen von 3. bis 30. November 2021 im Rahmen des „Monat der Fotografie“ in Bratislava auf über 500m2 in der ZOYA Galerie zu sehen sein.“
Auch die Garten Tulln wurde beim Festival erstmals mit der Ausstellung #dubistkunst zum Festivalpartner. Direktor Franz Gruber: „Die Garten Tulln wurde dieses Jahr durch die fotografischen Interventionen überraschend aufgewertet, die Reaktionen der Besucher:innen waren ausnahmslos positiv, manche geradezu enthusiastisch.“