Foto Jonas Bendiksen
China Provinz Yunnan. 2009. Der Mingyong-Gletscher ist der sich am schnellsten zurückziehende
Gletscher in China. In den letzten 10 Jahren ist er um etwa 1 km zurückgegangen. Auf der Aussichtsplattform über dem Gletscher posieren Touristen für Schnappschüsse vor dem Gletscher. Der Gletscher ist ein großer Touristenmagnet, da er sich auf dem heiligen Berg Kawagebo befindet, einem Pilgerort für Buddhisten. Das schmutzige, dunkle Aussehen des Gletschers kommt durch das schnelle Schmelzen, das dazu führt, dass sich Sedimente auf der sinkenden Oberfläche des Gletschers ablagern.
In nur 60 Jahren ist der größte Gletscher des Qilian-Hochgebirges in China um 500 Meter geschrumpft. Ähnliches geschieht mit den meisten anderen der 40 000 Gletscher im tibetischen Hochland. Sie bilden den größten Süßwasserspeicher unseres Planeten und speisen sagenumwobene Flüsse wie den Indus, den Mekong, den Yangtse und den Ganges. Mehr als zwei Milliarden Menschen sind zum Leben auf diesen Wasservorrat angewiesen. Hier kommt die Wasser?ut nicht von unten, wie in den Ozeanen infolge des Abschmelzens der Polkappen, sondern vom Dach der Welt. Im Februar 2021 kamen im Himalaya durch den Abbruch eines Gletschers zehn Menschen ums Leben, hundert weitere Opfer konnten nicht geborgen werden. Und diese Katastrophe ist nur die Spitze des Eisberges, der vor unseren Augen schmilzt.
Foto Jonas Bendiksen
China. Xinghai. 2009. In der Nähe des Dorfes Muri reitet der tibetische Nomade A Hen Ru in der Nähe seines Lagers. Er bereitete sich für ein Pferderennen vor.
Der norwegische Fotograf Jonas Bendiksen hat im Magazin National Geographic zahlreiche Reportagen veröffentlicht, etwa über Nepal, Indien, Bangladesch, die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland. Seit 2004 arbeitet er auch für die Agentur Magnum. Er hat diese ökologische Katastrophe dokumentiert, die einen ganzen Lebensraum bedroht, vom Massiv des Himalayas bis zu den riesigen Metropolen im Flachland.
Foto Jonas Bendiksen
Bangladesch. Dhaka. 2009. Nach einer Nacht mit heftigen Regenfällen, waren große Teile von Dhaka überschwemmt. Die Menschen versuchten trotzdem zur Arbeit zu kommen.
Für seine Arbeiten hat er über zwanzig Stipendien und Preise erhalten, unter anderem den World Press Photo Award. 2006 erlangte er erstmals größere Bekanntheit, mit einer Reportage über die Überreste der Sowjetära, die unter dem Titel Satellites auch als Buch veröffentlicht wurde. In dem Buch So leben wir: Menschen am Rande der Megacitys widmet er sich sozialen Gruppen, die isoliert vom Rest der Welt leben. Sein jüngstes Buch, The Last Testament, beschäftigt sich mit Menschen, die sich für eine Wiedergeburt Jesu Christi halten. Es wurde weltweit begeistert aufgenommen, sowohl wegen seiner fotografischen Klasse als auch wegen seiner journalistischen Qualität.
Foto Jonas Bendiksen
Norwegen, Vesteraalen. 2012. Im Rahmen der Rodung eines Geländes für den Bau einer Amateur-Rennstrecke für Autos zündeten örtliche Enthusiasten eine alte Kaserne an.
Jonas Bendiksen verfolgt nicht nur mit wachem Blick die gewaltigen Veränderungen, die sich in unserer Welt abspielen, sondern auch das etwas gemächlichere Geschehen des Alltags. So etwa in Vesterålen in Nordnorwegen, wo er eine Zeit lang für eine lokale Zeitung arbeitete. In diesen Bildern fängt er die Atmosphäre und die Identität dieser abgelegenen Region und ihrer Bewohner auf intime und bestechende Weise ein. Die hier gezeigte Ausstellung führt diese beiden Arbeiten mit ihren so gegensätzlichen Schwerpunkten zusammen.