Walter Gropius, Bauhausgebäude, 1925/26, Ansicht Südfassade, Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ,
© Stiftung Bauhaus Dessau, 2018
Heute kommen die meisten Besucher des Bauhauses aus Richtung Hauptbahnhof, 1926 näherte man sich der Hochschule für Gestaltung zumeist von Süden her – daher wurde hier der berühmte Schriftzug angebracht
Walter Gropius, Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe, Richard Paulick, Georg Muche, Carl Fieger, Karl Friedrich Engemann: Die Architekten am Dessauer Bauhaus verwirklichten ihre Entwürfe in den Jahren 1925 bis 1932 in der Industriestadt zwischen Elbe und Mulde und schufen so ein einzigartiges Ensemble moderner Architektur, das bis heute Besucher aus aller Welt nach Dessau lockt. Das im Hirmer-Verlag, München, erschienene, von der Stiftung Bauhaus Dessau unter der Leitung von Claudia Perren herausgegebene Buch ist ein idealer Führer. Einfach gestaltete Stadtpläne helfen dem Interessenten, die verschiedenen Gebäude beim Rundgang durch die Stadt zu finden.
Walter Gropius, Bauhausgebäude, 1925/26, Ansicht Treppenhaus Nord, Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ,
© Stiftung Bauhaus Dessau, 2018, © (Walter Gropius; Marianne Brandt) VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Walter Gropius, Arbeitsamt, 1928/29, Ansicht des Treppenhauses vom Dach, Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ,
© Stiftung Bauhaus Dessau, 2018
Die architektonische Qualität des Dessauer Arbeitsamts von Gropius liegt in der beispielhaften Synthese von Funktion, Konstruktion und Gestaltung begründet. Die 1967 einsetzende Neugestaltung des Dessauer Stadtzentrums im Sinne der sozialistischen Moderne mit ihrer charakteristischen Plattenbauweise veränderte das Umfeld des Arbeitsamts gravierend, hinter dem Arbeitsamt wurde eine zwölfgeschossige Wohnscheibe errichtet.
Am Treppenhaus ist noch der alte Schriftzug „Amt für Arbeit“ zu erkennen. Von besonderer Bedeutung für den gesamten Bau und seinen Raumeindruck ist das halbrunde, weitgehend original erhaltene Sheddach.
Florian Strob, nach seinem Studium in Bonn und Oxford seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung, beschreibt jeweils einzeln und ausführlich die Zeitzeugen aus den sieben Jahren Dessauer Bauhausbauten, beginnend mit dem von Walter Gropius entworfenen, 1926 vollendeten Schulgebäude mit dem markanten Schriftzug, das seit 1996 UNESCO-Welterbe ist. Diesem ist – ebenso wie allen anderen bis 1932 von den Bauhaus-Architekten entworfenen Gebäuden in Dessau – ein Kapitel gewidmet. Dies gilt auch für die im Jahr 1945 zerstörten Häuser Gropius und Moholy-Nagy, die zwischen 2011 und 2014 von Bruno Fioretti als „neue Meisterhäuser“ rekonstruiert wurden. Alle Kapitel sind mit hervorragend komponierten Farbaufnahmen des Fotografen Thomas Meyer, der bei Arno Fischer an der Ostkreuzschule für Fotografie die Meisterklasse absolviert hat und seit 2000 Mitglied der Agentur Ostkreuz ist, bebildert. Sie zeigen die Gebäude von außen, aber in vielen eindrucksvollen Detailaufnahmen auch von innen.
Walter Gropius, Arbeitsamt, 1928/29, Innenansicht, Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ,
© Stiftung Bauhaus Dessau, 2018, © (Walter Gropius) VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Im Inneren des Arbeitsamts sind alle Räume durch die Staubdecke mit ihren dünnen Stahlprofilen und die Oberlichtbänder verbunden. Das Gebäude ist seit seiner Sanierung im Jahr 2003 Sitz des Amtes für Ordnung und Verkehr der Stadt Dessau-Roßlau.
Bruno Fioretti Marquez, Neues Meisterhaus Moholy-Nagy, Innenansicht, 2011-2014, Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, © Stiftung Bauhaus Dessau, 2019
Die Häuser Gropius und Moholy-Nagy wurden im Jahr 1945 zerstört. Mit den Neuen Meisterhäusern stellte das Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez den Gesamteindruck des Ensembles wieder her, ohne die Häuser historisch detailgetreu zu rekonstruieren. Innen wie außen bestehen die Oberflächen der Neuen Meisterhäuser aus grauem Dämmsichtbeton, der zu der farblichen Gestaltung der historischen Meisterhäuser im Kontrast steht. Wie im Haus Gropius wurde auch im Haus Moholy-Nagy auf die historische Raumaufteilung verzichtet.
Der Band „Bauhaus Dessau“ belegt, dass in den historischen Bauten der revolutionäre Anspruch des Bauhauses zum Ausdruck kommt, die Gesellschaft durch Gestaltung und Architektur grundlegend zu verändern, indem Architektur, Design, Handwerk und Kunst vereint wurden – durch schnörkellose Strenge und klare Formen.
H.-G. v. Zydowitz
Bauhaus Dessau – Architektur
Hrsg.: Stiftung Bauhaus Dessau
Text: Florian Strob
Fotografien: Thomas Meyer
168 Seiten, 120 Abbildungen in Farbe
Format: 22×27 cm, gebunden
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-3199-4;
Preis 29,90 Euro