Fujifilm X-T1 mit dem aktuellen Wechselobjektivangebot.
Den Bruch mit dem klassischen Messsucher-Design und die Hinwendung zu Reminiszenzen an den sterbenden SLR-Markt konnte auch das Management der deutschen Fujifilm Imaging Niederlassung, bei der Vorstellung der neuen Fujifilm X-T1 nicht so richtig begründen. Zwei vorgebrachte Argumente waren allerdings ziemlich einleuchtend: Erstens – der große, hochauflösende und komplett neue, elektronische Sucher benötigt mehr Platz und zweitens bevorzugt ein großer Teil der engagierten Fotografen zumindest in Europa (gemessen an den Verkaufszahlen) noch immer das Spiegelreflex Feeling. Letzteres unterstreicht auch das konsequent fortgeführte Bedienungskonzept dieser hochmodernen Kamera im Nostalgie-Look, das es erlaubt, praktisch alle fotografisch relevanten Parameter für eine Aufnahme über separate Bedienungselemente direkt einzusteuern.
So stellt sich bei der ersten Begegnung mit dem jüngsten Spross der erfolgreichen Fujifilm X-Serie die Frage: War die Zukunft gestern? Ja! Denn die Fortführung von Bewährten und seine Kombination mit innovativen Imaging-Technologien erscheinen als schlüssige Erfolgsrezepte. Gewohntes Handling erleichtert Vielen die Akzeptanz innovativer Techniken und Produkte. Doch bei der Fujifilm X-T1 trügt der Schein. Die Handhabung der Kamera im SLR-Retro-Look folgt keineswegs nur gelernten Routinen, sondern erweitert sie und erfordert daher zunächst einmal eine intensivere Beschäftigung mit den Bedienelementen und der Logik, der sie folgen. Dazu ein einfaches Beispiel: Manche Einstellräder sind doppelt gelagert. Eine Sperre blockiert oder löst die Kupplung für das obere bzw. untere Rad, die obendrein auch noch unterschiedliche Einstellmarken verwenden.
Gehäuse-Ansichten der Fujifilm X-T1
Dieses Bedienkonzept gibt dem Fotografen die volle Verantwortung für jeden einzelnen Einstellparameter zurück, die er wahlweise selbst bestimmt oder aber auch der Kameraautomatik übertragen kann. Er kann zum Beispiel an der Verschlusszeitenwählscheibe eine Belichtungszeit vorwählen oder diese durch die Einstellung auf A der Kamera-Automatik überlassen. Man muss die Kamera nicht in der Hand gehabt haben, um zu verstehen, dass diese Vorgehensweise zeitraubend sein kann. Deshalb haben die Ingenieure ihr noch mehr Tasten spendiert. Insgesamt sind über das mit Bedienelementen übersäte Kameragehäuse zusätzlich sechs individuell mit bevorzugten Voreinstellungen belegbare Testen verstreut. Damit können Nutzer durch Druck einer Taste blitzschnell häufig benötigte Voreinstellungen abrufen. Wem also das Herumfummeln an Rädchen Hebeln und Tasten zu zeitraubend erscheint, die Vollautomatik aber für die Verwirklichung der eigenen Gestaltungswünschen als zu wenig kreativ empfindet, der kann sich so seine Standardeinstellungen selber basteln.
Das zeigt auch schon, dass diese Kamera nicht jeden anspricht, sondern sich an jene ‚Happy-Few‘ wendet, die fotografieren können und jede einzelne Voreinstellung als Mittel für die individuelle Bildgestaltung nutzen wollen. Oder etwas einfacher ausgedrückt: die Fujifilm X-T1 setzt mehr als fotografisches Grundwissen voraus. Dafür belohnt sie dann aber wieder auch Könner und Kenner mit Ergebnissen in professioneller Topqualität.
Feine Strukturen und Zwischentöne bereiten der Fujifilm X-T1 keinerlei Probleme.
Die lange Beschreibung des manchem Smartphone-Jünger vielleicht antiquiert erscheinenden Bedienkonzeptes, soll deutlich machen, dass diese Kamera nicht nur höchste Ansprüche erfüllt, sondern sie auch an den Nutzer stellt.
Andererseits unterstützt die Kamera Fotografen bei der Gestaltung außergewöhnlicher Bilder durch bisher nirgends sonst zu findende Einstellhilfen. Dazu gehört beispielsweise der hochauflösende, übergroße, elektronische Sucher. Sein OLED-Display sorgt mit 2,4 Millionen Bildpunkten nicht nur für ein extrem scharfes Live-Bild, sondern er begeistert durch die hohe Wiederholfrequenz der Anzeige, durch die sonst zu beklagende Verzögerungen der Darstellung gegen Null tendieren. Viele Fotografen, vor allem in der Action- und Tierfotografie, haben deshalb bis heute optischen Sucher, bei denen es dieses Phänomen nicht gibt, den Vorzug gegeben. Mit dem neuen elektronischen Sucher der Fujifilm X-T1 haben die japanischen Väter der Kamera endlich auch dieses Argument für Schwingspiegel, Penta-Prisma und optischen Sucher entkräftet.
Satte, klare Farben auch bei trüben Wetter sind eine der Stärken der Fujifilm X-T1.
Fujifilm selbst positioniert die Kamera zwischen der X-Pro1 und X-E2, also nicht als das Top-Modell sondern als die Nr. 2 der X-Reihe. Worin sie aber keineswegs zurücksteht, ist – das haben unsere ersten Praxiserfahrungen gezeigt, die Bildqualität. Die Kamera verwendet den modernen CMOS X-Trans II Sensor im APS-C Format, der durch seine spezielle Pixelanordnung und das innovative Farbraster nicht nur einen Tiefpassfilter gegen Moirée-Bildung überflüssig macht, so dass sich das Maximum an Auflösung nutzen lässt, sondern auch durch die ca. 1000.000 Phasenerkennungspixel auf dem Sensor ein ultraschnelles Hybrid-AF-System ermöglicht. Ebenso verwendet die Fujifilm X-T1 den EXR Prozessor II, der mit verbesserter Geschwindigkeit und optimierten Algorithmen für eine verbesserte und beschleunigte Datenverarbeitung sorgt, die wiederum zu einer Ergebnisverbesserung und auch zu schnelleren Bildserien mit bis zu 8 Bildern pro Sekunde mit Tracking AF und voller Auflösung führt. Die Kamera ist mit den neuen SDX UHS-Speicherkarten kompatibel, die durch ihre Schreibgeschwindigkeiten das hohe Tempo der Kamera unterstützen.
Mit zum Lieferumfang der Fujifilm X-T1 gehört ein kompakter Aufsteckblitz, der sich auch zur kabellosen Steuerung kompatibler Sklavenblitze für eine professionelle Blitzbeleuchtung nutzen lässt.
Das Chassis der Fujifilm X-T1 ist aus einer sehr robusten aber gleichzeitig leichten Magnesium-Legierung gefertigt. Das Gehäuse ist gegen Spritzwasser und Staub geschützt sowie kältefest bis zu -10 Grad Celsius, so dass es sich nicht nur wegen seiner kompakten Bauform besonders für Natur- und Outdoor-Fotografen empfiehlt. Auch der optional erhältliche Batteriegriff ist wetter- und kältegeschützt. Er besitzt zudem eine Schwalbenschwanzausprägung, die sich als Schnellkupplungsschiene für zahlreiche Stativköpfe einsetzen lässt.
Das Gehäuse wird aus stabilem aber leichten Aluminium gefertigt..
Fujifilm will bis zum Juni dazu passend ein wetterfestes Zoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 18 bis 135 mm auf dem Markt bringen. Danach sollen noch in diesem Jahre zwei weitere, ebenfalls wetterfeste Zooms mit Brennweiten von 16-55mm bzw. 50 bis 140 mm folgen. Die beiden letzteren Objektive haben zudem eine konstant hohe Lichtstärke von 1:2.8.
Endlich lässt die die Wi-Fi-Funktion dieser X-Serie-Kamera auch für die kabellose Fernsteuerung nutzen. Dabei ist eine Livebild-Anzeige ebenso möglich, wie die Steuerung aller relevanten Einstellparameter sowie der direkte Datentransfer auf Smartphones, Tablets oder PCs.
Die Fujifilm X-T1 lässt sich per Wi-Fi fernsteuern.
Die Kamera überzeugt durch Ausstattung und Leistung. Sie ermöglicht das Fotografieren bei wenig Licht mit maximaler ISO Empfindlichkeit von ISO 51.200. Sie bietet zahlreiche Effektfilter und Filmsimulationsmodi, die den Aufnahmen die Anmutung von analogen Aufnahmen auf Film geben.
Fazit: Die Fujifilm X-T1 verspricht zusätzliche Zielgruppen für spiegellose Systemkameras zu begeistern. Sie erleichtert allen Fotografen die SLR-Handling und -Look schätzen den Übergang. Ohne Zugeständnisse bei der Bildqualität trotz großer Erleichterung bei Größe und Gewicht macht sie Natur- und Outdoor-Fotografen die Arbeit leichter. Sie ist reaktionsschnell und bietet viele Features, für die Umsetzung kreativer Bildideen. Sie ist keine für Alle aber durchaus eine für Alles!