Der Dr. Erich Salomon Preisträger 2021 während einer Reise für das GEO-Magazin auf den Spuren von Kapitän Cook und des Deutschen Schriftstellers Georg Forster auf der Insel Tanna mit einem einheimischen Stamm in der Inselrepublik Vanuatu im Jahr 1987.
Hans-Jürgen Burkards wichtigste Arbeiten, stets Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit mit den jeweiligen Textautoren und einer fundierten Recherche und Auseinandersetzung mit der jeweiligen Thematik, beleuchten überwiegend gesellschaftliche Verwerfungen und darin eingebettete menschliche Schicksale.
Demonstration am 1. Mai 2013, Berlin© Hans-Jürgen Burkard
Die jährliche, fast schon ritualisierte Demonstration zum 1. Mai in Berlin, hier 2013. Dies war mein
erstes Foto für die Deutsch-land-Serie. Ich war den ganzen Weg des Protestzugs von Kreuzberg
bis „Unter den Linden“ mitgelaufen. Erst als die Teilnehmer, kurz vor dem Hotel Adlon, von Polizisten in Darth Vader-Ausrüstung gestoppt und kurzzeitig eingekesselt wurden, entstand dieses Bild, das mich an
eine Foto-Ikone von Marc Riboud erinnert: ein Mädchen mit Blume in der Hand vor Bajonetten;
beim „Peace March“ in Washington D.C. 1967.
Hans-Jürgen Burkard, 1952 in Lahnstein geboren, studierte von 1975 bis 1981 Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Fachhochschule Dortmund und realisierte bereits während des Studiums Reportagen für GEO und Stern. Rund 10 Jahre lang – bis 1989 – arbeitete er ausschließlich für GEO, wechselte dann als „Fester Freier“ zum Stern und wurde einer der ersten akkreditierten westlichen Fotografen in der ehemaligen Sowjetunion.
Soldaten der Elitedivision „Kantemirow“ übten die atomare, biologische und chemische Kriegsführung. Westlichen Journalisten wurde stolz die fein herausgeputzte „Garde-Panzer-Brigade“ bei Moskau präsentiert.
In vielen anderen Einheiten hingegen mussten die Rekruten manchmal hungern.
Burkards Photoreportagen aus dieser Zeit, wie z. B. „Die Mafia“, die „Rote Armee“, „Stalins lange Schatten“, „In Sibirien“ „Moloch Moskau“ „Szene Moskau“ „Religion in Russland“, “die Kreml-Connection“ und viele andere, gaben bis dahin nie gesehene Einblicke in die Tabuzonen dieses Landes. Die turbulenten Zeiten in der Sowjetunion sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit, so dass Russland, wie Hans-Jürgen Burkard sagt, „seine zweite Heimat“ geworden sei.
„Jenseits von Kreml und Rotem Platz“ – ein gemeinsames Buch mit Katja Gloger – erschien 1995 im Schirmer Mosel Verlag. Drei Jahre später folgte ein Stern Portfolio mit Hans-Jürgen Burkards „Bilder aus schamlosen Zeiten“ (Russland 1989-1996).
Portrait Hans-Jürgen Burkard © Martina Rüter
Hans-Jürgen Burkard – Dr.-Erich-Salomon-Preisträger 2021
Wichtig sei es ihm, mit seiner Arbeit ein „möglichst großes Publikum zu erreichen“, er photographiere „nicht für Eliten“. Seine Bildsprache, meist mit Weitwinkel mitten im Geschehen, in Farbe und inhaltlich auf den Punkt, müsse auch für „normale Betrachter“ gut lesbar sein.
Burkard wurde für seine Reportagen mit international renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem World Press Photo Award (1991 und 1992) und dem Infinity Award of Journalism des ICP International Center of Photography, New York (1994). Seine Reportagen wurden in allen bedeutenden Magazinen der Welt nachgedruckt. Seit 2012 ist Hans-Jürgen Burkard Mitglied der DGPh.
Sein letztes und aktuelles Langzeitprojekt widmet er seinem Heimatland, zu dem er dadurch einen neuen Zugang fand: „An Tagen wie diesen“ verbindet Liedtexte jüngerer deutscher Sänger und Gruppen mit assoziativen Photographien zu einem photographischen Portrait deutscher Zustände und Befindlichkeiten. Das gleichnamige Buch erschien 2020 in der Edition Lammerhuber.
Die Preisverleihung wird Ende September in Hamburg stattfinden. Weitere Informationen folgen.
Der Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie wird seit 1971 als Auszeichnung einer „vorbildlichen Anwendung der Photographie in der Publizistik“ – in diesem Jahr zum 50sten Mal – verliehen. Er dient zugleich dem Andenken an den großen Photographen der Weimarer Republik, Dr. Erich Salomon, dem der moderne Bildjournalismus starke Anregungen verdankt. Der Preis besteht aus einer Urkunde sowie einer Leica-Kamera und wird jährlich verliehen. Unter den Preisträgern befinden sich Printmedien, Organisationen und Fernsehschaffende sowie Persönlichkeiten, die sich um die Photographie in der Publizistik verdient gemacht oder im Bildjournalismus Herausragendes geleistet haben, wie der STERN (1971), Robert Frank (1985), Barbara Klemm (1989), Reporters sans Frontières (2002), Letizia Battaglia (2007), Josef Koudelka (2015) oder Chris Killip (2020).