Das Camp soll mit Hilfe von Wandgemälden freundlicher und lebenswerter werden
Foto Verena Andrea Prenner
Nach dem Studium zog es Prenner in den Nahen Osten. Sie lebte zunächst in Tel Aviv und zog später in eine palästinensische Flüchtlingsunterkunft, wo sie soziologische Feldforschungen und inszenierte Fotografieprojekte realisierte. Diese reichten von den Auswirkungen des Baus der israelischen Sicherheitsmauer über die Lebens- und Arbeitsbedingungen palästinensischer Taxifahrer bis hin zu den dort für die Flüchtlingscamp-Gesellschaft herrschenden Gegebenheiten. „Wie wirken sich die prekären Lebensumstände auf die Individuen aus? Wie ist die Gesellschaft organisiert, welche Strukturen finden sich? Und wie wirkt sich ein Leben vor Ort auf mich persönlich, meine eigenen Verhaltensmuster und Sichtweisen aus?“
Foto Verena Andrea Prenner
Foto Verena Andrea Prenner
„Nach langen Überlegungen, Gesprächen und Beobachtungen vor Ort unternahm ich den Versuch,
meine subjektiv wahrgenommene Stimmung in fotografischen Arbeiten wiederzugeben.
Am Ende meines mehrmonatigen Aufenthaltes waren Schauplätze gefunden, die Verkleidungengebastelt;
es ging nur noch darum, Laien zu motivieren, sich damit fotografieren zu lassen.
Es erwies sich schnell als größte Herausforderung, Männer mit Kostümen
im öffentlichen Raum zu inszenieren. Sofort wurde das als Bloßstellung
der Männer durch eine Frau angesehen“, erklärt Verena Andrea Prenner ihr Projekt.
Dabei fand sie zunächst heraus, dass der Tagesablauf in dem Lager durch die muslimische Kultur bzw. Religion, ein Leben zwischen Haram und Halal, dem Verbotenen und dem Erlaubten, geprägt ist und dass dazwischen nur ein minimaler individueller Spielraum für die dort untergebrachten Bewohner gegeben ist, vor allem für die Frauen.
Foto Verena Andrea Prenner
Als alleinstehende Frau stieß Verena Andrea Prenner mit ihrem Einzug in das Camp bei den Bewohnern zunächst auf Verwunderung, bei einigen gar auf Ablehnung: „Schnell galt ich als israelische bzw. als palästinensische Spionin.“ Nach Monaten vor Ort und zwei weiteren Aufenthalten baute sich jedoch nach und nach ein gegenseitiges Vertrauen auf. „Irgendwann war ich keine Fremde mehr, und ich entschied mich, nicht nur außerhalb des Camps, sondern auch im Flüchtlingslager eine fotografische Arbeit umzusetzen. Doch dann kam die große Frage: Was zeigt man?“, reflektiert Verena Prenner über ihr Fotoprojekt.
Da es lange verboten war die palästinensische Flagge zu zeigen, wurden Melonen,
deren Farben sich aus den gleichen Farben wie die Flagge Palästinas bestehen, zum
symbolischen Ersatz.
Foto Verena Andrea Prenner
Foto Verena Andrea Prenner
Und so sind es hauptsächlich die Kunstwerke, die von den Bewohnern an und in den Behausungen angebracht wurden und weniger die Menschen, die dort leben müssen, die den in der Edition Lammerhuber, Baden (A), erschienen Bildband „Camping“ bereichern. Es ist letztlich der sinnlich-intellektuell-pragmatische Versuch der Fotografin Verena Andrea Prenner, die in dem Lager für die Flüchtlinge herrschenden Lebensumstände künstlerisch zu begreifen und den Leser gewissermaßen zum Komplizen ihrer gesellschaftspolitischen Untersuchung zu machen.
H.-G. v. Zydowitz
Verena Andrea Prenner
Camping
Text: Deutsch, Englisch
145 Seiten mit 60 Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß
Format: 23×28 cm
Baden (A), Edition Lammerhuber
ISBN: 978-3-903101-81-4;
Preis 49,90 Euro